Montag, 17. Dezember 2012

Geheime Strickorte?

Aaah, diesmal ist die (letztwochige) Wollschaffrage aber wirklich mal nach meinem Gemüt:


Die verstrickte Dienstagsfrage 50/2012

11DEZ
Welches war der ungewöhnlichste Platz, an dem ihr je gestrickt habt. 

Gibt es Bilder davon?
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!
Na, bei mir ist es eher das Übliche: im Auto, im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, an Bushaltestellen, aber auch: von der U-Bahn zur Rolltreppe und auf der Rolltreppe. Stricken im Gehen? Es geht!

Manchmal haben die "Kleinteilestricker" eben doch ihre Vorteile.

Da finde ich es viel interessanter, zu überlegen, wo ich gerne stricken würde, mich aber noch nie getraut habe. Hier meine Top 5:

1. In Konferenzen in der Arbeit, bei denen endlos etwas diskutiert wird, was später doch wieder anders gemacht wird und die daher oft nur eine Ansammlung von langweiligen Stunden sind.

2. Beim Kaffeetrinken mit der lieben Verwandtschaft, wenn noch der kleinste Husterer der Kusine dritten Grades ausgiebig besprochen wird und man einfach nicht wegkann.

3. In der Kirche. Jaja, ich bin ja aus dem Süden, also zwangskatholisch, aber mal ehrlich - es ist einfach nicht immer so wie an Weihnachten, oder? Bei der einen oder anderen Predigt denke ich schon an die nächste Reihe zu Hause...

4. Im Restaurant, während man ewig auf die Bestellung wartet. Ich meine, wie lange kann man einigermaßen ruhig den Stil seines Weinglases in alle möglichen Richtungen drehen ohne an den aktuellen Lace-Schal zu denken, bei dem man heute noch gerne ein oder zwei Reihen gestrickt hätte? Da kann das Gegenüber noch so aufregend sein!

5. Im (Kinder)theater. Wenn sich auf der Bühne der Kasperl und der Seppel oder wahlweise auch der Bär und der Tiger bekämpfen und vertragen, dann würde ich manchmal schon gerne meinen Socken herausziehen und weiternadeln. Einfach so als Friedensstatement.

Leider noch nie getraut.

Dabei denke ich sogar, das täte auch im "großen" Theater manchmal ganz gut, und da trau ich mich erst recht nicht.

Einzig im Bilderbuchkino gelingt es. Ich sitze an der Seite, die Kinder vor der Leinwand und ich kann in Ruhe vor mich hinarbeiten. Licht ist genug da, aber es dauert insgesamt nicht ganz so lange.

Die offensichtliche Lösung wäre also das Kino. Aber da geht's gar nicht. Glotzen ist heilig! Na, zumindest wenn es sich um das echte Kino handelt. Vom Fernsehen war ja nicht die Rede.

Ohne diese Erfindung hätte ich sicherlich auch noch viel weniger paar Socken als bisher gestrickt. 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Inspiration

Inspiration kommt aus vielen Quellen, offensichtlich. Nicht zuletzt auch aus der Tatsache, dass man plötzlich merkt, dass es viele andere gibt, die eine ähnliche Leidenschaft teilen.

Nach langen Phasen der Herumschleichens, ganz im Sinne der Katze um das neue Strickstück, habe ich mich diesen Herbst kurz entschlossen in einige der KALs gestürzt, die Ravelry so anbietet.

Zum einen der Sock Knitters' Anonymous-KAL, der pünktlich zum Herbstbeginn im September gestartet ist, zum anderen der Grimm-Socken KAL.

Die engen Beschränkungen, denen man unterliegt, waren dabei nicht halb so schwierig, wie ich dachte. Ganz im Gegenteil: weil der Rahmen so eng gesteckt war, hat sich das "Was soll ich stricken?" viel schneller entwickelt.

Im freien Raum allein gelassen, gibt es so viele Ideen und Möglichkeiten, dass ich oft gar nicht weiß, was ich als nächstes anfangen möchte!

Aber jetzt: September - Rot (alle stricken Socken in der Farbe Rot) - kein Problem:

Da kommt man wenigstens dazu, ein besonderes Muster auszuprobieren:



(mein erster Versuch mit Zitron-Sockenwolle Trekking Pro Natura)

Das Muster soll ein Herz darstellen, man sieht es besser von oben: das Stricken hat Riesenspaß gemacht!



Allerdings: ein Herz, das nur zu sehen ist, wenn man den Socken selbst von oben betrachtet? Wenig inspirierend. Muss also noch einmal gestrickt werden, und zwar toe-up. Hier zeigt sich der erste Nachteil einer solchen Inspirationswelle:

Es könnte sein, dass sie Fähigkeiten erfordert, die man noch gar nicht hat.

Als Sockenstricker der alten Art: von oben nach unten, verstärktes Käppchen (der kurze Ausflug in die Welt der Bumerang-Ferse hat sich nicht als sinnvoll erwiesen) und Bändchenspitze - ist es natürlich besonders herausfordernd, sich gleich völlig umzustellen!

Aber: das wird schon. Jetzt sind aber erst die Novembersocken dran!

Ich höre schon: Was ist mit Oktober? Aber im Oktober hab ich nur ein Modell nachgestrickt, nicht ganz so inspirierend, obwohl auch dieses Muster Spaß gemacht hat. Zickzack und doch nicht Jaywalker, nicht übel:


Quelle: Verena In 80 Socken um die Welt. Teil 1. Italien

Im November nun endlich die Herausforderung texture, also ein Muster, das eine deutliche Struktur hat.

Nur Rechts- und Linksmaschen, alles andere verboten. Spannend! Hab also gewühlt in verschiedenen Musterheften und Musterbüchern und normalen Büchern, bis ich endlich eins gefunden habe, das ich interessant genug fand.



 Aber: Wie dumm! Hab ein Garn gewählt, das sich dafür nun gar nicht eignet, weil es so einen Farbverlauf hat. Selber schuld. Auch hier werde ich ein zweites Paar stricken, damit man überhaupt merkt, wie die Socken aussehen sollen.



Das Muster ist nur dunkel zu erahnen, aber wenigstens sind sie warm!

Zum Glück hat die Geschichte ein gutes Ende. Im Grimms Märchen-KAL gab es für Oktober (mein Einstiegsmonat dort) das Märchen "Der arme Junge im Grab", in dem ein Habicht eine prominente Rolle spielte.

Das war die Idee. Farben gewählt, Muster gesucht und Habichtsaugen gezeichnet (nicht zu böse, sollen ja Kindersocken sein) und losgestrickt:




Ende gut, alles gut (für jetzt zumindest. Aber so gehört es sich auch im Märchen).

Novembersocken, ich komme. Märchen "Die sieben Raben", da schwirren einem die Ideen ja förmlich durch den Kopf.

Und die Zeitverzögerung? Na, die stört keinen großen Geist, das ist die Jahresendaufgabenverdichtung, die uns alle heimsucht im Dezember, oder?