Dienstag, 26. Februar 2013

Babysachen

Die verstrickte Dienstagsfrage 9/201

Viele meiner lieben Freundinnen sind gerade schwanger. Was liegt für einen Strick- und Häkelfan also näher, als die Babys mit einem wollig weichen Geschenk zu begrüßen? Allerdings finde ich es auf Dauer nicht so spannend, Massen an Söckchen oder Schüchen zu stricken. Deshalb bin ich auf der Suche nach frischen Anregungen. Egal ob Kleidung, Spielzeug oder Decken, was sind Eure liebsten Strick- oder Häkelmodelle für Babys?

Vielen Dank an “Tee & Kekse” für die heutige Frage!



Da gibt es heute eigentlich nur eine Antwort. Das BSJ. Das ist ein wunder-, wunder-, wunderbares Modell, das völlig verrückt konstruiert ist und deshalb schon beim Stricken so viel Spaß macht, dass man direkt in einen Rausch gerät und nicht mehr damit aufhören will.

Im Ernst. Bei mir ist keine Freundin schwanger, und doch habe ich reihenweise dieses Modell gestrickt, weil es so viel Spaß macht!





Das ist das Baby Surprise Jacket von Elizabeth Zimmermann.

Die Anleitung ist etwas (sehr) kryptisch, daher hab ich mir (weil ich von dem Design schon so viel gehört und gesehen hatte) dazu dann die DVD geleistet und mein erstes Babyjackerl Stück für Stück, Pausetaste in der Nähe, vor dem Computer gestrickt. Dann konnte ich nicht mehr aufhören. Eine Farbkombination noch nicht fertig gestrickt, hab ich im Kopf schon eine andere geplant. Im Wollladen hab ich nur Knäuel für dieses Modell gekauft. Verrückt.

Es wird komplett in einem Stück gestrickt, mit Zu- und Abnahmen, die für die Form sorgen. Am Schluss wird es clever gefaltet und dann muss man nur zwei kleine Nähte schließen (oben an den Ärmeln) und es ist fertig. Keine Naht, die das Baby zwickt.

Auch die Knöpfe sind ein Spaß. Man braucht "five pretty little buttons" - fünf, hübsche, kleine Knöpfe, und die auszusuchen ist wirklich nett. Bei mir auf den Bildern sind es Entchen und Prinzessin Lillifee, aber es gibt natürlich 1001 Möglichkeiten (ich sage nur flickr).

Verschenkt habe ich das BSJ schon ein paar Mal, es ist immer gut angekommen und es gibt auf der DVD sogar noch ein Babymützchen dazu, das besonders gut an den Ohren sitzt und auch kraus rechts gestrickt ist. Dafür sieht es aber ein bisschen altmodisch aus (wir sprechen hier von Design, das weit in das 20. Jahrhundert zurückreicht...).

Für Häkler gibt es sogar eine gehäkelte Version, der All in one Cardi.

Eine zweite Möglichkeit ist eine Babydecke für den Kinderwagen. Die hab ich mir für die Damen selbst gestrickt, deshalb ist sie ein bisschen größer geraten, weil sie ja über einen Zwillingswagen reichen musste.




Ich wollte eine richtige Patchworkdecke und hab die einzelnen Quadrate aus diesem Buch gestrickt:


Dann mussten die fertigen Blöcke nur noch zusammengehäkelt werden. Wie man auf dem Foto sieht, ist die Decke immer noch in Gebrauch und hält auch einiges aus.

Ich hab Sockenwolle genommen, dadurch sind die Quadrate zwar dünn, aber dadurch konnte man sie auch gut zusammenfalten und schön um die Babies im Kinderwagen herumlegen.

Das zahlt sich auch heute noch aus, denn jetzt werden natürlich die verschiedenen Kuscheltiere damit umwickelt.

Allgemein sind Mützen für Babies eher speziell, sodass ich sie nicht stricken würde. Wahrscheinlich passen sie nicht (spezielle Kopfform) oder sie sind unpraktisch oder die Mütter mögen sie nicht. Kommt auch vor!

Dann ist man nur enttäuscht, wenn das Baby die Mütze nicht anhat und die Mutter ist gezwungen etwas von Wollallergie zu erzählen.

Aber mit Jacken und Decken kann man wenig falsch machen. Niemand hat etwas dagegen, sein Baby warm einzupacken. Bei diesen Temperaturen gerade schon gar nicht!

P.S.: Wer jetzt Lust hat ein Muster auszuprobieren, das süchtig macht, hab ich noch ein Klick-Schmankerl:

Die Yarn Harlot hat vor einiger Zeit gefragt, welche Muster das bei ihren Lesern sind (sie selbst war schon lange vom Tulip Cardigan - auch für Babies - abhängig). Wie zu erwarten war, ist eine Riesenmenge an Antworten zusammengekommen. Damit dürfte uns auf sehr lange Zeit hin nicht langweilig werden!

Dienstag, 19. Februar 2013

Früher war es so


Die verstrickte Dienstagsfrage 8/2013

19FEB
Irgendwann haben alle einmal das Stricken freiwillig oder durch einen Bildungsplan verordnet gelernt.
Erinnert ihr euch noch, wie das war?
Was machte euch die meisten Probleme?
Wann fing es an, euch richtig zu packen?
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!
Bei mir gab es genau drei Phasen, die schließlich zur heutigen Strickbegeisterung geführt haben. Erst nach der dritten ist das Stricken geblieben.

Stricken stand tatsächlich auf meinem Lehrplan für die Grundschule. Davor hab ich eigentlich nicht gestrickt, kann mich zumindest an kein Projekt erinnern.

Aber an meine Strickliesl! An die kann ich mich gut erinnern, denn ich hatte eine ganze Weile den Ehrgeiz die längste Strickwurst überhaupt herzustellen und hab mit vielen verschiedenen Farben experimentiert.

Eine Revolution für mich war dann die Strickliesl mit Kurbel - in einem grauenhaften Orange. Aber sie hat funktioniert und das hat wirklich Spaß gemacht.

In der Grundschule gab es schließlich das Fach Handarbeiten. Wir haben gestickt (einen Umschlag für ein Fotoalbum), Kartoffeldruck gemacht (eine Waschmitteltonne als Wäschetonne umfunktioniert) und schließlich gestrickt.

Es sollte ein brauner Teddybär werden, und zwar bestehend aus lauter Rechtecken in kraus rechts. Die wurden dann zu Schläuchen genäht, mit Füllwatte ausgestopft und schließlich zu einem ganzen Teddybär zusammengefügt.

Leider kann ich mich kaum noch dran erinnern, ob ich wirklich alles selbst gemacht habe. Ich habe ein Mutter, die arg zum 'Helfen' neigt, und es kann sein, dass sie selbst mehr gemacht hat als ich. Da hab ich eine wirkliche Lücke in der Erinnerung.

Den Teddy hab ich allerdings geistig noch vor mir - nur wo er jetzt ist, weiß ich leider nicht. Schade eigentlich, denn er ist tatsächlich fertig geworden und war mein ganzer Stolz. Die Nadeln hab ich wenigstens noch, ein Nadelspiel in Stärke 5, mit Nagellack gekennzeichnet.




Die nächste Welle erfasst mich in den 80ern. Da hatte ich in der Schule eine stricktechnisch versierte Freundin, die jede Woche (so kam's mir vor) an einem anderen Pulli saß und durch sie hab ich neu begonnen. Die Schnitte waren einfach (zwei Rechtecke + zwei Trapeze = ein Pullover), und ich hab fröhlich losgelegt. 

Mustertechnisch war ich allerdings auf rechte und linke Maschen zurückgeworfen, denn mehr konnte ich nicht und vor allem traute ich mich nicht. Aber nachdem ich mehrfach und endlos nur glatt rechts gestrickt hab (die lange, lange, lange Rückreihe linker Maschen mein persönlicher Albtraum), meine Ärmel nie so wurden, wie ich mir das dachte ("du musst einfach jede vierte Reihe beidseitig 2 zunehmen, das klappt dann schon"), hab ich es wieder gelassen.

Dritter Anlauf in den 90ern.

Ich weiß noch, dass ich mit dem festen Vorsatz, mir endlich ein Buch zu kaufen, das mir endlich genau alles über das Stricken erklären kann (Wie geht das mit dem Zunehmen? Wie strickt man die Ferse von einer Socke? Wie näht man überhaupt alles am Schluss zusammen? Wie klappt das mit den Zöpfen?) in den Hugendubel am Stachus gegangen bin. In die Hobby- und Handarbeitsabteilung.

Und da war es. Das Wunderwerk in der ersten Auflage (damals noch Ravensburger):



Das war einer der wenigen Momente im Leben, wo wirklich alles gepasst hat. Ich wollte ein solches Buch kaufen: mit Bildern, mit genauen Erklärungen für totale Anfänger, mit einer Nachschlagefunktion für verschiedene Techniken und mit Ideen für Projekte. Und es gab TATSÄCHLICH genau so ein Buch im Laden.

Damit ging es dann wirklich los. Im Zeitschriftenladen am Hauptbahnhof hab ich mir die damals aktuelle 'Verena' zum ersten Mal gekauft und seither stricke ich.




Mal mehr, mal weniger, eine Weile nur Socken, dann plötzlich eine Menge Kindersachen. Langsam mit immer komplizierteren Schnitten, schließlich auch mit Zopf- oder Ajourmuster.

Das Stricken ist eben eine Leidenschaft, die immer weiter geht. Es gibt immer wieder neue Sachen, die erfunden werden, neue Trends, denen man folgen kann, wenn man will und vor allem neue Bücher und neue Wolle. Ach ja, und die neuen Medien? Das wäre eine eigene Dienstagsfrage wert!

Die Reise geht eben immer weiter. Zum Glück!


Donnerstag, 14. Februar 2013

Warum ist es nur immer so?

Mit dem Stricken, dem Wollvorrat und den Projekten ist es ein bisschen so wie mit dem Kleiderschrank.

Endlich, endlich ist man mal zu einem besonderen Ereignis eingeladen, d.h. für uns: man hat sich ein besonderes Projekt herausgesucht, eine Idee gefunden, die man gerne verwirklichen will, eine Anleitung entdeckt, die einfach nur großartig ist!

Aber dann: hat man keine Wolle dafür. Nichts, was sich wirklich eignet. Die Farbe passt nicht, die Menge ist nicht genug, das Garn ist überhaupt nicht geeignet vom Material und der Garndicke her. Zu dumm!

Und überdies ein so vollständiges Déjavu der allwöchentlichen (oder allmonatlichen) Szene vor dem eigenen Kleiderschrank, dass einem angst und bange werden kann.

Dennoch ereignet sich diese Szene mit geradezu beängstigender Pünktlichkeit immer und immer wieder, obwohl man gleichzeitig als geistig nicht völlig minderbemitteltes Wesen durchaus merkt, dass man viel Wolle hat. Wirklich viel. Ganze Kisten voll. So viel, dass sogar die Kinder und manchmal auch der Ehemann sagen: "Mama, du hast viel Wolle, gell?"
(Bei Letzterem bitte 'Mama' durch ein passendes Kosewort ersetzen!)

Dennoch: es ist in diesem Wollvorrat nichts, absolut nichts zu finden, was wirklich zur Projektidee passen kann.

Wenn man jetzt nur nicht so eine klare Vorstellung davon hätte, was man stricken will oder wie man stricken will oder für wen man stricken will!

Dann könnte man sich wenigstens mit etwas begnügen, was man vielleicht doch aus den Tiefen des Vorrats herausangelt. Aber so wird das nichts.

Wenn man schwarze Raben stricken will, dann braucht man schwarze Wolle (auch wenn man davon nur sehr, sehr wenig benötigt und der übrig bleibende Rest sicherlich für ewig in den Untiefen des wolligen Ozeans versinken wird).

Schwarz ist nämlich nicht wirklich eine Farbe, mit der man gerne strickt (zumindest ich nicht). Nicht einmal Socken. Eigentlich, besonders keine Socken, denn dann sind sie höchstwahrscheinlich für Männer und was wollen die?

Bloß nix Besonderes, bloß kein Muster, bloß nix Auffälliges.
Das heißt dann schwarze Rippensocken, und zwar in Größe 46. Danke, nein, sagt mein Strickerherz.

Wenn man endlich ein Muster für eine perfekte Jacke gefunden hat, dann hat man nahezu unvermeidlich nicht genügend Wolle dafür, selbst wenn man in einem Großeinkauf schöne Wolle günstig erworben hat.

Denn es tritt Folgendes ein: die Garnstärke ist zu dick oder zu dünn oder ausgerechnet für dieses Projekt ist es die falsche Farbe (ich bin eben ein 'Frühling' und da ist helles Aubergine gar nicht vorteilhaft) oder es fehlen eben doch die ein oder zwei Knäuel, die man sicherlich trotz fünfmaliger Umrechnung und Veränderung des Modells für den zweiten Ärmel nötig haben wird.

Viel zu risikoreich, daher also lieber gar nicht anfangen damit.

Was bleibt uns übrig? Wie kommen wir aus dieser gedanklichen Zwickmühle heraus? Wie lösen wir das Problem?

Haach, nichts leichter als das. Das können wir alle im Schlaf.

Das geht so, oder so, oder so, oder so, oder so, oder so, oder so....(langsames Fade-out).






Mittwoch, 13. Februar 2013

Wie geht es weiter?



Die verstrickte Dienstagsfrage 7/2013

12FEB
Wie entscheidet ihr was ihr als nächstes strickt??
Geht ihr nach einem bestimmten Farbschema oder nach Hersteller oder einfach nur danach, was euch gerade "anhüpft"??
Ich habe immer das Problem, dass ich mir ein Knäuel Wolle aussuche und sobald ich es verstricken will, gefällt es mir nicht mehr und ich muss ein anderes nehmen. Und das "Erstgewählte" verschwindet dann tief unten in der Versenkung!
Ich bin gespannt,was ihr so Interessantes dazu beitragen könnt.
Vielen Dank an Angela für die heutige Frage!
Interessante Frage für die Strickerseele diesmal. Ist gar nicht so einfach zu beantworten, und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen bzw. Grundregeln des Strickens:

1. Die Tapetenrolle ist immer voll.

Ganz gemäß dem Spruch meiner Großmutter gibt es auf dieser Liste die 'notwendigen' Stricksachen, die 'nützlichen' und die 'angenehmen'.
Mit anderen Worten den Fingerhandschuh, bei dem die eine meiner Damen während eines langatmigen Kindergottesdiensts genüsslich das bereits vorhandene Minilöchlein mit Ausdauer und perfektem Pinzettengriff soweit vergrößert hat, bis sie einen Faden in der Hand hatte, der bei weiterem Dranziehen zum völligen Verschwinden eines der Finger geführt hätte. Zum Glück konnte ich rechtzeitig von hinten über die Bank hinweg zuschnappen!




Dann gibt es die Strickjacke, bei deren Fertigstellung nur noch der zweite Ärmel fehlt, und die dazu dienen würde, die Heizkosten drastisch zu senken, weil man sie - dick und mollig wie sie ist - ohne Weiteres auch am Schreibtisch arbeitend in einem ungeheizten Zimmer im Februar anziehen könnte. Nützlich!




Schließlich die hübschen Stulpen, die ich erst gelernt habe und jetzt so gerne verschenke. Weniger notwendig, aber so angenehm zu tragen und so 'pretty'. Vier Paar schon fertig, weitere in (geistiger) Arbeit - Geburtstagsgeschenke, etc. So einfach wie 'angenehm'.




2. Die Strick-Stimmung ist manchmal komplett äußeren Einflüssen unterworfen (aka: den Jahreszeiten und dem Netz).

Wie schon der Wollfrosch auf diese Frage geschrieben hat, ist es schier nicht möglich, bei diesem Hobby nach Plan vorzugehen. Ein Klick auf Ravelry und die gesamte Tapetenrolle ist umgeschmissen - die Reihenfolge verändert, manche Projekte komplett verschwunden, mindestens 20 neue Projekte aufgenommen.

Das gilt natürlich am Beginn eines Jahres im Besonderen, denn immer dann sind alle anderen Strickblogs, die man so liest, voll von den Plänen für das kommende Jahr und natürlich ist man dann selbst auch gezwungen, (neue) Pläne zu machen.

Dazu kommt das Wetter - kalt? warm? nass? womöglich heiß? und die Situation - laut? leise? genügend Platz für Anleitung und verschiedenfarbige Knäule oder gerade Platz für ein Miniprojekt? und schließlich die Zeit - zwei Stunden am Stück oder nur 10 Minuten zwischendurch?

Da werden zwangsläufig Pläne verworfen und neu entwickelt, und es ist kein Wunder, dass man nicht mindestens 5 verschiedene angefangene Arbeiten - neudeutsch WiPs - hat oder zumindest immer wieder neue anschlagen will.

3. Das Adabei-Syndrom wohnt in jedem von uns.

Das ist eine Krankheit, die gerne den Süddeutschen (und da vor allem der Snobhälfte aus der Stadt in Alpennähe) angelastet wird: sie wollen immer und überall 'auch dabei' sein (= adabei). Allerdings stelle ich zunehmend an mir selbst fest, dass ich UNBEDINGT auch bei bestimmten strickrelevanten Sachen mitmachen will. Die Ansteckungsgefahr ist einfach enorm hoch und niemand hat das besser beschrieben als die Urmutter aller Strickbloggerinnen. Sie vergleicht die Stricker mit einer Vogelschar, die in eine Richtung fliegt, bis sie schließlich auf ein unhörbares Kommando hin plötzlich nach links abschwenkt und sich auf ein bestimmtes Muster stürzt, das dann alle gleichzeitig stricken.
(Beginn: 2.38)




Tatsache ist, davor bin ich auch nicht gefeit und hab das schon an dieser Stelle durch Erwähnung des berühmten Color Affection kundgetan.
Im Moment sind das bei mir aber die Socken. Darf ich also vorstellen: meine Socken seit September, entstanden durch den unglaublichen Ansporn der Sock Knitters Anonymous.


September: Thema 'Rot'

Oktober: Thema 'selbstmusterndes Garn'

November: Thema 'Strukturmuster'

Dezember: Thema 'mit Perlen stricken'

Januar: Thema 'Flora'

Dabei weiß ich manchmal gar nicht, was mir mehr Spaß macht. Das Stricken der Socken oder das Ausdenken der Muster zu den Themen oder die Themen selbst oder das Dabeisein. Wahrscheinlich alles auf einmal, aber sicherlich vor allem auch letzteres!

Damit wäre also die Dienstagsfrage am Mittwoch endlich beantwortet: nein, ich entscheide nicht nach Farbschema oder Hersteller, sondern ich entscheide nach Thema und suche mir dann die Wolle aus: Reparatur oder Geschenk oder Spaß.

Und wenn ich das Knäuel dann zum Thema gewählt habe, dann wird einfach losgelegt.




Freitag, 8. Februar 2013

Was mir aufgefallen ist

Also es ist ja so. Wenn man in den Club der Stricker eintritt, dann trifft man plötzlich die unterschiedlichsten Leute, die einem so vorher gar nicht aufgefallen wären.

Da sind zum einen diejenigen, die immer schon gestrickt haben. Sie sind bewundernswert, weil sie diesem Hobby die Treue gehalten haben durch all diese Jahre, in denen die Erwähnung desselben die absonderlichsten Gesichtsausdrücke hervorgerufen hat. "Was? Du strickst???" - Ungläubiges Staunen, meist gefolgt von dem Kommentar, der nun wirklich den allerlängsten Bart hat und daher nicht mehr auch nur im Entferntesten als originell oder witzig bezeichnet werden kann: "Du bist also eine richtige Strickliesl!!!" Jaja, gut erkannt, beruhigt euch wieder.

Genau diese immerwährenden Stricker aber gehören oftmals auch zur Gruppe derjenigen, die am wenigsten hinzulernen und daher an der 'neuen' Strickwelt, die sich gerade jetzt vor unser aller Augen tummelt, am wenigsten zu tun haben wollen. Sie haben schon immer auf eine bestimmte Art und Weise gestrickt und so ist es auch gut. Alles, was man selbst u.U. in einem Gespräch erwähnen könnte, wird mit "Jaja, das ist nix für mich." abgetan. Dabei rede ich von so unterschiedlichen Dingen wie dem provisorischen Maschenanschlag, der Magic-Loop-Methode und sogar Ravelry.

Schade eigentlich!

Dann gibt es diejenigen, die ich gerne als 
bezeichne. Sie stricken aus denselben Gründen, wie wir alle, nämlich 'kreativ sein', 'selbst etwas herstellen', 'manuell tätig sein' und wahlweise auch 'runterkommen', 'relaxen' oder 'abschalten'.

Nur tun sie das mit einem wirklich sensationellen Budget. Da werden nur die allerfeinsten Garne und die allerexklusivsten Marken verstrickt. Ein Strang für € 35,-? Kein Problem. Handgezupfte, handgesponnene, handgefärbte und handgewickelte Wolle? Her damit, nur keine 'Markenware' (sofern die Marke ein Allerweltsimage hat) und vor allem keine 'Massenware'.

Find ich super. Würde ich auch gerne so machen, aber mein monatliches Wollbudget gibt das nicht so ganz her.

Was ich weniger super finde, ist die Tatsache, dass damit oft ein Überlegenheitsgefühl einhergeht, das sich gerne abfällig über die 'Acrylstricker' äußert. 

Was mir da fehlt, ist ganz einfach die Empathie oder auch nur die Vorstellungskraft, dass es manchmal auch anders gehen muss. Dass man vielleicht auf Wolle allergisch ist. Dass man vielleicht einfach nicht so viel Geld zur Verfügung hat für sein Hobby. Dass man auch etwas strickt, was strapazierfähiger sein soll, als superfeines Merino.

Warum kann man nicht jeden so stricken lassen, wie er will? Das heißt ja noch nicht, dass man keine Tipps weitergeben soll. Wenn jemand im Discounter Wolle gekauft hat und dann feststellt, dass sie im Strick- und Waschtest sehr schlecht abschneidet, also für die Zukunft vom Kauf solcher Wolle abrät, dann ist das doch eine wichtige Information und muss nicht noch mich hämischen Kommentaren bedacht werden ("selbst schuld" - ist dabei ja noch die sanfteste Version).

Diese Überlegenheit gilt aber auch andersherum. 


Das sind dann die Sparer, die Pfennigfuchser, diejenigen, die viel zu viel schottisches Blut haben, als einem Normalsterblichen guttut.

Die können es nicht verstehen, wenn man mehr als das Minimum für sein Hobby ausgibt, die ein Garn schon dann als 'sündteuer' bezeichnen, wenn es mehr als € 2,- pro 50g kostet. Und das bei einer Lauflänge von 200m.

Das sind leider auch diejenigen, die sich nicht zu blöd dafür sind, die Reportage über Tina in Berlin mit E-Mails und Facebook-Einträgen dergestalt zu kommentieren, dass sie Tina Verschwendungssucht und Verrücktheit unterstellen, nur weil sie hat, was wir uns alle wünschen: ein tolles Wollbudget, ein tolles Strickzimmer und jede Menge tolle Garne darin.

Auch hier fehlt ganz klar die Empathie. Kann ich mich nicht einfach mal nur freuen, wenn jemand so glücklich über sein eigenes Hobby ist, wie es in dem Film rüberkommt? Muss ich das kaputtmachen durch ätzende Kommentare?

Schlimmer noch: überschätze ich mich und meine Meinung so dermaßen, dass ich nichts anderes mehr gelten lassen kann?

Nee, nee. Bitte nicht.

Und warum nun dieser ganze Ausbruch meinerseits? Ganz einfach, deshalb:



Mein aktuelles Sockenpaar, gestrickt mit einer langen Rundstricknadeln, und zwar einer solchen:


Also nicht direkt einer solchen, sondern nur Stärke 3mm, aber selbes Markenfabrikat. Es war ein Verzweiflungskauf, weil meine anderen Nadeln alle voller Projekte hingen und ich schnell ein paar einfache Socken für den öffentlichen Nahverkehr anschlagen wollte (musste).

Diese Nadeln sind zwar immer noch überall erhältlich, aber jede Strickerin, die auf sich hält, hat nur noch ihre ererbten Exemplare oder diejenigen aus ihrer Anfangszeit, als sie es noch nicht besser wusste. Sie kauft keine neuen mehr, denn heute sind Nadeln etwas Besonderes. Es gelten nur noch edle Materialien und edle Verbindungsseile. Es herrschen dieselben Hierarchien wie bei den Garnen.

Ich hatte mich angepasst und nach einem unglückseligen Versuch mit den austauschbaren KnitPro (Was soll ich sagen? Die dämliche Schraubverbindung löst sich alle 10 Minuten!) nur noch die festen KnitPro und die Addi-Nadeln gekauft.

Was aber muss ich jetzt feststellen?

Die 100cm-Nadel ist perfekt zum Sockenstricken. Die Nadel ist spitz genug für Zöpfe und Lochmuster, die Seil-Nadel-Verbindung flutscht und die Nadel liegt angenehm in der Hand.

Hiermit gebe ich also meinen Tipp weiter (der im Übrigen auch so in diesem Buch zu lesen ist): diese Nadeln sind günstig und lassen sich großartig handhaben.

Bei mir wird das Maschenbild sogar ein wenig lockerer als bei anderen 3mm Nadeln (ich spreche von Sockenwolle), aber bei Zöpfen ist das ja ganz in Ordnung.

Was will man mehr?

Fußnote: Die Socken sind für die Märchensockengruppe bei Ravelry. Gestrickt aus Drachenwolle in grau/blau/lila. Tolle Farbe, tolle Wolle und auf Grund meiner heutigen Erkenntnis jetzt auch: tolle Nadel!!!