Dienstag, 4. März 2014

Kapitel 83 - in dem es um Gefühle geht

denn das Wollschaf stellt heute genau eine solche Frage:


Die verstrickte Dienstagsfrage 10/2014

4MÄR
Welche Gefühle verbindest Du mit dem Stricken und Häkeln oder allgemein mit dem Verarbeiten von Wolle?
Welche Bedeutung hat dieses Hobby für Dich?
Was würdest Du fühlen, denken, machen, wenn Du aus irgendwelchen Gründen plötzlich überhaupt nicht mehr mit Wolle und Nadeln arbeiten könntest oder dürftest?
Vielen Dank an Lavendelmaschen für die heutige Frage!
Die Antwort auf diese Frage fällt dementsprechend einfach aus: alle Gefühle nämlich!

Ist ja klar.

Ich zitiere gerne wieder aus meiner Strickbibel:

Stricken beruhigt die Nerven.

Also sind die hauptsächlichen Gefühle, die ich mit dem Stricken verbinde, eben solche Beruhigungsgefühle. Beim Stricken bin ich so auf die Anleitung, auf die Tätigkeit an sich konzentriert, da vergesse ich alles - und das ist ein herrliches Gefühl.

Egal, welchen Ärger ich sonst habe, beim Stricken denke ich nur daran, dass ich jetzt gerade etwas herstelle, das es sonst nicht gibt auf der Welt, und zwar aus einem langen Faden, und nur mit zwei Nadeln.

Das ist schon cool und sorgt für einen richtigen Boost des Selbstbewusstseins.

Wenn man dann (je nach Projekt natürlich) noch ein Garn und Nadeln gefunden hat, die einem richtig, richtig gefallen, dann hat das auch etwas mit haptischem Wohlsein zu tun.

Es fühlt sich einfach wahnsinnig toll an mit einem richtig schönen, weichen Garn (und mit herrlichen Nadeln) zu arbeiten. Das ist gleich nochmal eine Steigerung des Wohlbefindens, also des positiven Gefühls.

Ganz toll in diesem Projekt beschrieben - das ich im Übrigen angeklickt haben könnte, weil ich eine Anleitung für eben dieses Garn suche... - denn ein bisschen ist es mir auch immer so gegangen.

Erst das 'andere' Garn verstricken, also das geerbte oder nicht ganz so tolle oder den Fehlkauf oder die Reste, und dann erst etwas verstricken, was sich wunderbar anfühlt. Aber das ist blöd! Das Leben ist viel zu kurz dafür!

Leider ist es mit dem Stricken aber nicht immer so großartig und rosenrot. Denn 

Stricken macht mich verrückt.

Da sind dann die gefühlten Gemütszustände eher wütend, verzweifelt, wahnsinnig, verärgert, enttäuscht. Und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen.

Wenn ich eine Anleitung nicht kapiere, die offensichtlich von vielen anderen schon erfolgreich gestrickt worden ist (persönliche Niederlage - ein ganz bitteres Gefühl).
Wenn eine Anleitung etwas anderes sagt, als ich ganz eindeutig auf den Bildern zum Projekt erkennen kann (da fühle ich mich richtig hintergangen - und auch für dumm verkauft)
Wenn ich für ein Problem einfach keine sinnvolle Lösung finde, obwohl ich es schon x-mal versucht habe (mangelnde Fähigkeiten - einfach enttäuschend)
Wenn sich ein Projekt als richtiges Durchhalteprojekt entpuppt - wegen der Nadeln, wegen der Langeweile beim Stricken, wegen der kratzigen Wolle (das ist dann richtig anstrengend und erfordert all meine Willenskraft)

Da sieht man schon, dass Stricken mich mit einer ganzen Bandbreite an Gefühlen versorgt und ich langsam auf dem Weg zu einem Knitter bin, den die Yarn Harlot als einen eigenen Lebensstil beschrieben hat. Ich bin nicht einfach jemand, der strickt, sondern höchstwahrscheinlich tatsächlich ein Stricker.

Ich ertappe mich selbst, wie ich eigentlich ständig ans Stricken denke. Das geht schon in der Früh los, wenn ich überlege, an welchem Projekt ich heute weiterstricken will. Auf dem Weg in die Arbeit, auf dem Weg zurück, beim Spazierengehen, beim Bügeln, egal wo, ich bin immer am Überlegen. Über Wolle, über Projekte, über Projekte von anderen, über neue Nadeln. Völlig egal, aber das Stricken beherrscht mich.

Das ist schon ehrlich verrückt und fängt langsam an, den Menschen in meiner Umgebung aufzufallen:

"Mama, du willst immer nur Wolle und Wolle!"

Kann ich nicht bestreiten.

Das bedeutet natürlich auch, dass ich in denjenigen Situationen, in denen ich nicht stricken darf, wirklich ein bisschen drunter leide. Ach, die endlosen Elternabende, die Sitzungen, die Verwandtschaftsbesuche, an denen man nicht stricken darf aber eigentlich doch ganz leicht könnte...

Er hatte schon etwas für sich, der Strickboom in den 80ern, als man einfach so mit dem Strickzeug ins Klassenzimmer marschiert ist und sich dadurch diverse endlose Vorträge im Geschichtsunterricht einfach viel erträglicher gestaltet hat!

Was allerdings passieren würde, wenn ich nicht mehr stricken könnte? Nicht auszudenken. Nicht auszudenken! Nur mit meinem eigenen inneren Stricker unterwegs? Das wäre ein bisschen anstrengend, wenn er so ist wie dieser hier.

Nee, nee, da wollen wir mal lieber nicht drüber nachdenken. Happy face, happy face. (2:12:08)

Und nächstens von meinem aktuellen Lieblingsprojekt!











2 Kommentare:

  1. Mein Toechterchen sagt immer: "Mama strickt nur"

    Allerdings macht mich nicht ganz so verrueckt wie dich - aber wahrscheinlich suche ich mir einfachere Anleitungen aus ;-)

    LG
    Connie

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  2. Vielen Dank für Deine interessante Antwort auf meine Frage. In meinem Blog habe ich heute auch noch geantwortet. Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche!
    Liebe Grüße,
    Moni

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