Samstag, 5. April 2014

Kapitel 85 - in dem ich von einer "creativ"-Messe berichte

Also, unsereins gibt ja nicht auf. Da gibt es also alle Jahre eine Messe in München, die sich 'creativ' nennt und für alle diejenigen da sein will, die sich ebenso betätigen wollen.

Schöner Flyer - guter Slogan ("Erfinde Dich neu!"):



Kann man jetzt nicht so gut sehen, aber jeder Buchstabe ist anders verhüllt. Eingestrickt, eingenäht, eingehäkelt. Das wird auch so ausgestellt und sieht wirklich nett aus.

Vor ein paar Jahren war ich bereits einmal dort gewesen, aber da gab's mir zu viel Glitzersteine auf T-Shirts-Geklebe und Kartengebastel, daher hab ich die Messe in den Folgejahren vermieden.

Dieses Jahr will ich es wieder probieren und zitiere aus dem Faltplan, was mich besonders interessiert: "großer, gemütlicher Strickbereich" und "Vorführung im Spinnen von Wolle, Seide oder Flachs mit Spindel und Spinnrad" sowie "Gemeinsames Stricken von u.a. Osterdeko und Pullovern"

Also hab ich mit den Damen gesprochen und bin nichts wie hin. War ein bisschen ab vom Schuss, vor allem, wenn man mit den Öffentlichen unterwegs ist, aber kein Problem zu finden.

Alles befindet sich im ersten Stock einer riesigen Halle und wirkt ein bisserl zusammengewürfelt. Oder vielmehr: zu klein für die Halle.

Es sind schon eine Riesenmasse an kreativen Ideen versammelt - von Scrapbooking über Stoff zu Freundschaftsbändern und Mosaikarbeiten, aber vieles ist ein bisschen lieblos aufgebaut oder wirkt zwangsläufig zwergenhaft angesichts der riesigen Halle drumherum.

Es gibt einen riesigen Bastelmarkt mit allem Möglichen und einen großen Workshopbereich dito. Drum herum gruppieren sich die einzelnen Läden mit ihren Angeboten.

Was die Damen betrifft, so war der Tag ein voller Erfolg. Sie haben Sandbilder gemacht bei einer äußerst netten jungen Dame von diesem Shop: Sandzauber. Das war leicht zu begreifen und war vor allem haptisch wirklich toll. Ich hab ein kleines Mädchen beobachtet, das selbst gar kein Bild gemacht hat (oder schon fertig war) und einfach von einer Wanne zur anderen spazierte, um ihre Hände im farbigen Sand zu baden. Naja, so lange, bis die Mama eben energisch genug gerufen hat ;-)

Die Mittagspause haben wir in obigem Wollcafé verbracht ("Gemeinsames Stricken, etc.") - das war ja wohl ein Scherz! Es gab ein paar Bierbänke mit einem Crêpestand und einem Kaffeewagen mit Pappbechern! Gestrickt wurde überhaupt nicht. Ich hatte den Eindruck, hier wurden ein paar Männer zum Lesen geparkt und ansonsten hat man nur versucht, schnell seinen heißen Pfannkuchen zu essen.

Aber: der Kaffee war trotzdem lecker und gestrickt hab ich dann eben selbst. Im Moment sind es diese Socken und ich bin immerhin mit dem Fersenläppchen fertig geworden.

Dann eine weitere Runde zwischen T-Shirt-Bemalen und Zauberstiften spaziert, bis wir hier gelandet sind: dem guten alten Schmelzgranulat. Das gibt es tatsächlich (immer) noch und es sieht wirklich toll aus:



Die Damen haben eine Blume und einen Schmetterling ausprobiert  und waren ganz begeistert. Und ich war begeistert, weil ich eine sinnvolle Lösung für die wichtigste Phase des Kindergeburtstages gefunden habe: das Basteln ;-)

Einfach Handhabung, schöne Farben und tolles Ergebnis zum Mitnehmen - da kann man nicht meckern. Auch hier gab es eine sehr nette Dame zum Laden am Niederrhein, die den Kindern alles erklärt hat: reinkreativ. Ich konnte ein bisschen selbst losspazieren, während die Schmelzkörnchen sorgsam mit dem Löffelchen in die Formen gestreut wurden - ein toller Service!

Wohin wollte ich? Na, zum "großen, gemütlichen Strickbereich" natürlich. Nur: den gab es nicht! Foto muss ich euch ersparen, das wäre den Leuten des Ladens gegenüber nicht fair, aber es gab tatsächlich nur den Stand dieses Wollladens, die natürlich zum Verkaufen da waren. Aber was gab es da? Ein bisschen selbstmusternde Sockenwolle, fünf Stränge Zitron Lace-Garn, ein paar selbstgefärbte Stränge Sockenwolle und vor allem dieses Schalgarn: das war alles! Daneben waren noch ein paar Filzobjekte ausgestellt (das scheint eine Spezialität des Ladens zu sein) und fertig - aus. Da ist man schon enttäuscht, muss ich sagen. Ein Workshop als solches wurde nicht angeboten, aber man bekam erklärt, wie man aus dem Garn einen Rüschenschal oder Pareo macht. Vielleicht bin ich da zu fixiert auf mein Hobby, aber einen eigenen Strickbereich gab es überhaupt nicht, während ich gleichzeitig das Gefühl hatte, vor Stempeln und Aufklebern und Perlen könnte man sich gar nicht retten.

In meiner Verzweiflung hab ich dann ein Knäuel naturfarbener Sockenwolle gekauft, den ich für dieses Modell verwenden will, allerdings mache ich daraus Socken - was sonst, ich weiß, aber Handschuhe braucht man jetzt doch wirklich nicht mehr.

Der einzige Lichtblick waren die Damen der Handspinngilde, die in aller Gemütlichkeit da saßen und ihre Kunst vorführten. Das sah wirklich so aus, wie es der Flyer versprochen hatte: gemeinsam und gemütlich.

Mein  Fazit ist also: geeignet, wenn man sehen will, was gerade Trend ist und geeignet, wenn man eine neue Technik ausprobieren will - Workshops gab es zu vielen verschiedenen Bereichen.

Aber: nix fürs Stricken, nicht gemütlich und insgesamt doch recht teuer eigentlich: 6 Euro für Große und 4 Euro für Kleine ab 7 - da war ich schon gut dabei gleich von Beginn an. Die Workshops sind natürlich auch nicht umsonst und das Material kostet keinen Cent weniger als im Laden. Tja, das heißt also - nächstes Jahr bleib ich wieder daheim.







1 Kommentar:

  1. Puhh, das war ja eine echte Enttäuschung! Aber so ist das leider nur allzu oft, die Werbung verspricht die tollsten Sachen und die Realität ist absolut ernüchternd. Wenigstens konntest Du ein paar andere Anregungen mitnehmen...
    Ich denke, da ist das Leipziger Wollefest eine echte Alternative, sofern es nicht verregnet; aber es ist ja auch nicht für jeden so ohne Weiteres erreichbar.
    Liebe Sonntagsgrüße
    Regina (die gestern auch pro Nase 4 Euro für's Schafe gucken zahlen musste und das absolut unangemessen fand....)

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