Freitag, 27. Dezember 2013

Kapitel 77 - in dem ich an das neue (alte) Jahr denke

Soso, die Neujahrswünsche sind also schon wieder ein Jahr her. Die Vorsätze auch. Was ist davon übrig geblieben?

Etwas Neues lernen

Mmmmh, weiß nicht. Eigentlich hab ich nix Neues gelernt. Diesen Teil der Neujahrsvorsätze muss ich demnach gleich wieder nach 2014 mitnehmen. Nähen und was ich nicht alles machen/lernen wollte.

Aber: ich hab nach langem Üben endlich eine Fadenspannung entwickelt, die einen Fairisle-Pullover nicht mehr völlig utopisch erscheinen lassen. Das ist doch auch schon mal was. Dabei werde ich aber wohl doch auf die Vorstellung verzichten, beidhändig im Norwegermuster stricken zu können.

Sieht cool aus, wollte ich auch immer lernen, hab ich auch immer versucht, hat aber nicht geklappt. Meine beiden Fäden wandern also über den linken Zeigefinger und das funktioniert mittlerweile auch so zufrieden stellend (selbst für mich Fairisle-Nörgler), dass ich dabei bleiben werde.

Etwas Altes beenden

Weiß ich jetzt auch nicht. Das Paar Socken, das im Winterschlaf war, befindet sich dort immer noch. Warum, kann ich jetzt gar nicht mehr sagen.

Aber: ich habe meine notorische Jacke aus dem Strickkurs beendet (und ein Paar der liegenden Socken dazu), also bin ich damit eigentlich auch zufrieden. Nach den Vorsätzen ist eben vor den Vorsätzen und ewig kämpft das Murmeltier, etc.

Etwas veröffentlichen.

Yup. Gemacht. Socken zum Kaufen und Socken zum freien Herunterladen. Noch nicht so viel, wie ich eigentlich vorhatte, aber das nächste Design ist in Arbeit. Wieder Socken, ich weiß, aber die Kindermütze, die ich jetzt endlich, endlich mal veröffentlichen will, muss noch testgestrickt werden. Hat jemand Lust?

Etwas verkaufen.

Naja, es gibt ein paar Verrückte (wunderbare Stricker auf dieser Welt), die sich offensichtlich für meine Designs interessieren und die sie auch per Download gekauft haben - mit meinen fertigen Sachen war ich überhaupt nicht weniger erfolgreich. Wahrscheinlich zu teuer, aber ich hab mir nicht mal einen ordentlichen Stundenlohn errechnet - dünnes Gestrick ist einfach teuer! Aber ich bleibe dran und werde es vielleicht mal auf Dawanda versuchen.

Etwas teilen.

Das stagniert im Moment. Kann gar nicht sagen, warum eigentlich. Oder vielleicht doch? Meine Strickfreundin, von der ich in diesem Zusammenhang gesprochen hatte, war beruflich so eingespannt, dass unsere Treffen arg zusammengeschmolzen sind. In den Strickkurs an der VHS, wo ich ja etwas Neues lernen wollte, bin ich nicht reingekommen (Das sind Zeiten, oder? Strickkurs an der VHS ausgebucht - Platz vier auf der Warteliste! Groß-ar-tig! Wenn es jetzt nicht gerade mich getroffen hätte. Das war Pech.)

Tja, und das waren die Vorsätze vom Januar 2013. Wie man sieht, hat sich auch für das Neue Jahr 2014 nicht wirklich viel getan. Ist das jetzt eine Alterserscheinung? Ich hatte erst vor ein paar Tagen Geburtstag und spüre das Gewicht des neuen Jahres noch ziemlich auf den Schultern ;-)

Aber jetzt nur nicht den Mut verlieren! Der Jackenfluch ist bezwungen und es geht einfach weiter. Mehr Designs, mehr fertige Objekte, mehr Strickzeit. Es macht einfach zu viel Spaß!

Und die Zeit 'zwischen den Jahren' ist dafür einfach perfekt, oder? Telefon ist ausgesteckt und die Lampe ist an, der Kaffee steht daneben und das WiP liegt bereit:



Viel Spaß beim Stricken!







Dienstag, 24. Dezember 2013

Kapitel 76 - in dem es um letzte Bestellungen für Weihnachtsgeschenke geht

In meinem Buchladen habe ich letzte Woche ein großartiges Poster gesehen. Aufschrift:

Weihnachten - auch dieses Jahr wieder am 24. Dezember!

Genau so isses nämlich! Es ist nie am 24. Dezember, sondern es überrumpelt einen regelmäßig. Seit Jahren. Von wegen, man ist vorbereitet - nein - man ist total überrascht!

Dieses Jahr kam dazu, dass hier noch Bestellungen für Gestrick eingegangen sind. Kurz vor dem Fest!

Jetzt ist es ja so, dass ich eigentlich nichts Gestricktes mehr verschenke. Zu viel Stress und zu viel Ärger danach. Bei mir, wenn sich der Beschenkte nicht gebührend genug drüber freut (ich weiß, ist einfach blöder, verletzter Stolz, aber so isses halt) und beim Beschenkten, wenn die Farbe nicht so die richtige gewesen ist oder man sich etwas ganz anderes drunter vorgestellt hat, etc. Die Liste ist hier endlos.

Nee, hab ich beschlossen, das tu ich mir und der Welt nicht mehr an - ich stricke nur noch für Leute, die das Gestrick zu schätzen wissen, und das bin ich ;-)

Aber bei den eigenen Mädels muss man eben doch eine Ausnahme machen. Ist doch klar.

Sie haben sich für ihre getreuen Begleiter seit Babytagen - einem Schaf namens Mimi und einem Schwein namens Gack - ein paar Kleidchen gewünscht und auf die Schnelle kann das nur eins bedeuten: das BSJ (= Baby Surprise Jacket) von Elizabeth Zimmermann. Ein unglaubliches Design, das in einem Stück gestrickt wird, dann gefaltet und mit zwei kurzen Nähten zu einem wirklich netten Babyjäckchen wird. Es geht mit jedem Garn, sieht immer gut aus und ist eigentlich recht schnell gestrickt. Die ideale Anleitung für ein solches Last-Minute-Projekt also.

Dann nichts wie los. Ich hab in zwei Größen gestrickt, da sich die Tiere ein wenig unterscheiden. Die Anleitung ist zwar auf eine Maschenzahl festgelegt, aber man kann mit unterschiedlichen Garnstärken unterschiedliche Größen erreichen.

Bei mir: Baby Merino-Reste mit Nadel 3 mm und Atelier Zitron Sockenreste mit Nadel 2,5 mm. Und ja: bei letzterem habe ich während des Strickens geflucht. Dünnes Garn ist bei Zeitknappheit nicht immer das Wahre.

Fertig gestrickt sieht die Sache so aus:




Dann muss man nur ein wenig Origamitechnik anwenden und es werden daraus zwei Jackerl:




Ein Design, das mich immer wieder begeistert. Es gibt einfach keine blöde Kombination. Alles sieht immer gut aus.

Dann müssen nur die Fäden vernäht und die Nähte oben an den Ärmel geschlossen werden. Knöpfe dran und fertig.

Ich war superknapp fertig - 30 Minuten bevor wir zur Mette losgingen - aber ich hab's geschafft. Und dabei hatte ich sogar zuerst eine Naht falsch gemacht. Zierrand auf der linken Seite, wie konnte das nur passieren? Also alles wieder aufgetrennt, gebangt, ob überhaupt der Faden reichen würde (alles Reste wie gesagt), aber dann: alles gut und große Weihnachtsfreude.

Bei den Damen und den Tieren zum Glück auch:




Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch!








Dienstag, 17. Dezember 2013

Kapitel 75 - in dem es keine Überraschungen gibt - ich bin halt ein Depp

Also - das Thema Maschenprobe. Große Sache, die ich natürlich auch wirklich verinnerlicht habe! Gebranntes Kind usw., außerdem habe ich ja auch verschiedene VHS-Kurse hinter mir, in denen gebetsmühlenhaft dieser eine Satz wiederholt worden ist - mit langem U: "Machen Sie unbedingt eine Maschenprobe!"

Na dann los: Maschenprobe anfertigen, und zwar genügend groß, und möglichst auch mit verschiedenen Nadelstärken. Ich mache meistens so eine Art Mini-Schal, unten und an den Seiten in kraus rechts, und wenn ich die Nadeln wechsle, dann stricke ich zuerst eine Reihe linke Maschen - bzw. die Rückreihe rechts - damit man genau sehen kann, dass jetzt etwas anderes kommt.
Das sieht so aus:




Hier kann man deutlich erkennen, dass ich zwei verschiedene Nadelstärken genommen habe, denn der untere Teil ist doch sehr viel engmaschiger (brettiger, wie Tina sagen würde) als der obere.

Die Maschenprobe wird einmal durchs Wollprogramm der Waschmaschine gejagt, bzw. so behandelt, wie ich auch das fertige Stück zu behandeln gedenke.

Dann wird die Probe gespannt, getrocknet und brav ausgezählt. Ich zähle meist nur das Ergebnis, das mir besser gefällt. Ergebnis: 23 Maschen/30 Reihen.

Tja, und jetzt kommt, warum ich ein Depp bin. Denn die Frage lautet: mit welcher Nadel?

Mit welcher verflixten Nadel habe ich welchen verflixten Teil dieser verflixten Maschenprobe gestrickt? Na?

Das ist doch zum Aus-der-Haut-fahren! Ich hab's mir tatsächlich nirgendwo aufgeschrieben.

Jetzt steh ich natürlich blöd da. Ich könnte mich also vage erinnern und einfach drauflos stricken. Oder meinen Papierkorb auf dem Teppich ausleeren, in der Hoffnung, dass ich auf irgendeinem der zerrissenen Schnipsel doch eine Nadelstärke notiert habe (ich erinnere mich nämlich doch, dass ich etwas - aber was? - aufgeschrieben habe). Oder ich könnte - seufz - noch eine Maschenprobe stricken. Das wäre natürlich die naheliegendste Lösung. Alles flugs auftrennen und noch einmal loslegen. So tun, als sei nichts passiert. Aber.ich.will.nicht. Bin wie gelähmt. So ein verflixtes Pech aber auch.

Hier tritt also offensichtlich eine Art Nadellähmung ein, die man als Stricker bereits vom Stricken selbst kennt. Diese Lähmung tritt nämlich dann auf, wenn man so unendlich zögert, die Konsequenzen aus einem Fehler zu ziehen und wider besseren Wissens einfach weiterstrickt, obgleich man eigentlich schon 'weiß', dass man später auftrennen wird. Weil man muss. Weil es eben nicht anders geht. Weil es nicht passt.

Ich dagegen bin schon vorher nadelgelähmt. Ich will eigentlich mein nächstes Pulliprojekt in Angriff nehmen und habe dafür ja die Maschenprobe gemacht. Alles ist fertig, nur weiß ich jetzt nicht, welche Nadel ich nehmen soll. Ich muss eine neue Maschenprobe machen und zögere das hinaus, bin versucht, einfach eine Nadelstärke zu nehmen, die sich irgendwie richtig anfühlt und fange aber damit auch nicht an.

Es ist also offensichtlich so, dass ich hier auf eine göttliche Eingebung warte, die mich sich daran erinnern lässt, mit welcher Nadelstärke ich vor ein paar Wochen eine Maschenprobe gestrickt habe. Seien wir ehrlich: ich bin ein Depp!

Da hilft nur eins. Etwas anderes stricken, wie z.B. diesen Wollberg-Reduzier-Socken:



Oder in den sauren Apfel beißen und mutig neu anzufangen (das dauert bei mir noch - ich bin ein schwieriger Fall).

Oder: sich in Zukunft dagegen zu wappnen. Eine Möglichkeit sieht so aus: 


Wie man hier ganz gut sehen kann, sind in die glatt rechte Maschenprobe ein paar linke Maschen eingestrickt. Und zwar genau in der Anzahl, die derjenigen der Nadelstärke entspricht. Clever, oder? Das geht auch mit halben Zahlen, dann strickt man einfach seine Anzahl linker Maschen, eine rechts, und noch eine links - bedeutet: Nadel x,5.

Genial einfach, so wie alle guten Ideen, aber man muss eben erst einmal drauf kommen. Beziehungsweise: man muss sich halt eben auch dran erinnern, wenn man es braucht. Wissen aktivieren, sozusagen.

Auf keinen Fall darf man meinen, man finde den Zettel wieder, auf dem man sich alles 'mal eben schnell' notiert hat.

Und was man wirklich niemals machen darf: sich selbst glauben, wenn man sich einreden will, dass man 'sich das schon merken' kann. Das kann man wirklich vergessen - ich bin der Beweis!