Montag, 9. Mai 2016

Kapitel 131 - in dem die ganze Sache halt doch nicht so leicht ist

Also, da habe ich mir endlich vorgenommen, mehr Kleidungsstücke zu stricken, um endlich zu lernen, wie das geht. Dann hat es ja auch erst kürzlich geschneit und mir sozusagen 'von oben' bestätigt, dass dies der richtige Weg für mich ist und dann passiert mir sowas:


Ganz recht, das ist ein Pullover. Für ein kleines, dickes Kind mit dünnen, spillrigen Armen. Na toll.

Dabei hatte ich alles richtig gemacht. Ein hübsches Modell gefunden in diesem Heft (Ratgeber Frau & Familie 11/2013, S. 71f):



Maschenprobe passt, also habe ich drauflosgestrickt. Zuerst das Rückenteil nach Angabe.
Nach mehrmaligem Messen hat sich allerdings herausgestellt, dass das Vorderteil zu kurz war mit nur zwei Rhomben wie im Foto oben. Also habe ich eine dritte gestrickt und dann erst den Halsausschnitt, etc.
Damit war jetzt natürlich das Rückenteil wieder zu kurz. Also auch dieses aufgetrennt und länger gemacht.

Dann die Ärmel. Nach Angabe und mit gleichzeitig gedrücktem Daumen. Ich dachte, länger machen kann ich sie ja auf jeden Fall. Habe ich auch, nur an die Weite habe ich offensichtlich nicht gedacht.

Das Dämpfen und dann das Einnähen haben es dann an den Tag gebracht. Zu dünn. Zu schmal.


Das Muster (glatt links) hat überdies beidseitig nach bzw. vor der jeweiligen Randmasche eine seltsame rechte Masche gefordert, die beim Zusammennähen halb einzunähen war.

Ergebnis: eine deutliche Naht auf beiden Seiten.


Das sieht zwar auf den ersten Blick recht hübsch aus, ist aber doch seltsam bei einem solchen Pullover, oder? Habe ich sonst in einer Anleitung nie gesehen.
Und wenn man nicht aufpasst, so wie mir das natürlich passiert ist, dann bleibt auch nur eine halbe Masche übrig und das Ganze sieht aus, als wäre der Pulli auf links gedreht:


Nee, nee, nee, so ist das nichts.
Zweiter Nachteil: durch das Einnähen von Randmasche sowie halber rechter Masche jeweils auf beiden Seiten wird die Naht unglaublich dick und wulstig. Für ein kleines Kind? Das kann nicht bequem sein:


Vor allem, wenn man eine solche Naht auch am Ärmel hat:


So sieht also das Ergebnis von mehrwöchiger Arbeit aus. Zum Heulen. 

Zuerst also die Sache in die Ecke pfeffern und mindestens zehn Minuten einfach vor sich hinstarren. Das Jackenstricken und ich, das wird wohl nix mehr.
Dann zwangsläufig alles wieder hervorkramen und schweren Herzens wieder auftrennen. Den ganzen Ärmel, die Armkugel, die Seitennähte. Der Nahttrenner ist mein bester Freund und außerdem verfluche ich den Tag, an dem ich beschlossen habe, meine Enden immer möglichst genau und unauffällig einzuweben. Als Steinbock hat man's schwer!

Jetzt habe ich also zwei kleine Ärmelchen, die auf dem Rückweg zu Garnknäueln sind:



Dann die Seitennähte geöffnet und nur so weit wieder geschlossen, bis man zu einer einigermaßen sinnvollen Ärmelweite kommt:



Von hier aus nehme ich jetzt Maschen auf und stricke die Ärmel von oben nach unten noch einmal. Beidseitig. Aber erst, wenn ich mich beruhigt habe, also sagen wir in einer Woche.

Und bis dahin gibt es ein Paar Socken. Innere Balance und so.