Samstag, 24. November 2012

Verzweiflung

Da gibt es diese Stimme, die Stephanie Pearl-MacPhee den "inneren Stricker" nennt. Diese Stimme, die dafür sorgt, dass wir mehr Projekte anschlagen als wir mit gesundem Menschenverstand und großer Einsatzbereitschaft bis Weihnachten schaffen können. Diese Stimme, die uns (siehe Wollschaffrage von dieser Woche) ständig neue Wolle kaufen lässt, weil wir doch so viele sinnvolle Ideen für Geschenke haben.
Diese Stimme ist natürlich auch bei jedem Projekt dabei! Sie lässt uns weiter und weiter und weiterstricken, bis das hier passiert: 


Ja, es sind Socken, die man nicht anziehen kann!

Meine Novembersocken. Fertig gestrickt, fertig genäht, fertig für meinen cast-off post.




und dann: untragbar!

Das ist aber nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist der innere Stricker, der mir schon Runde um Runde vorher zugeflüstert hatte, dass es so kommen würde. Dass die Socken nicht passen würden. Der mich darauf hinwies, dass es bei einem Zopfmuster einfach normal ist, dass sich das Ganze zusammenzieht und dass man (wenn sich 64 Maschen, Nadel 3,0 zusammenziehen) dann einfach Schwierigkeiten mit der Ferse bekommt.

Aber ich. Ich wusste es offensichtlich besser. Ich habe gestrickt und gestrickt und sogar nachgemessen, bis ich die 21cm Fußlänge für Größe 40 endlich erreicht hatte.

Dann die Spitze, dann vernäht. Alles mit einer lauten Stimme im Kopf, die mir mittlerweile zugebrüllt hat, dass es doch nichts nützt und die Socken einfach nicht passen würde.

Und genau so war es. Da blieb nur eine Lösung:




Richtig abmessen, diesmal für Größe 30 (erkennbar an der weißen Stecknadel kilometerweit unten) und auftrennen, Maschen wieder aufnehmen und hoffen, dass man dann immer noch weiß, in welcher Reihe des Zopfmusters man genau gewesen ist.

Hat zum Glück geklappt. Aber vor Wut habe ich die Endfäden immer noch nicht vernäht.



Es geht natürlich auch anders. Ohne den inneren Stricker, ohne die Stimme. Das ist dann noch schlimmer, denn so könnte man ja immer noch sagen, wenigstens der innere Stricker hätte aufgepasst.

Projekt Stulpen mit Perlen. Mein erstes Mal mit Perlen stricken verlief glimpflich bis ich zum Ende der Stulpen kam. Sie sollten abgenäht werden, damit der Rand hübsch rund ist und gut zu den feinen Stulpen passt.

Na klar, das kann ich. Außerdem hab ich ja Katharina Buss und die weiß schließlich alles.

Also fertig gestrickt, nach Anweisung mit kleineren Nadeln die letzten Runden gestrickt und abgenäht. Ergebnis: siehe oben, nur mit Händen! (leider, leider ohne Foto)

Wie kann es sein, dass ich nicht daran denke, dass eine kleinere Nadelstärke auch zu einem engeren Endergebnis führt? Völlig unbegreiflich.

Tja und jetzt? Den abgenähten Rand kann man leider nicht so einfach wieder auftrennen, da bleibt nur: 




Eine wirkliche Katastrophe! Nicht nur der abgeschnittene Rand, sondern dann die Qual, die Maschen auch wieder zu finden, sie aufzufädeln und endlich fertig zu stricken.

Aber: es hat auch diesmal geklappt. Und den abgenähten Rand hab ich gelassen - eine Häkelrunde ist mindestens ebenso hübsch, dehnt sich locker über die Handwurzelknochen und ist vor allem ungleich schneller zu arbeiten: 





Da war ich so inspiriert, dass ich sogleich die nächste Stulpe in Angriff genommen habe, denn jetzt weiß ich ja, wie sie enden werden!



Weihnachtsgeschenke? Kein Problem in diesem Jahr!

Mittwoch, 21. November 2012

Nadelwerke

Es kommt ja selten genug vor, dass unsereins sich von einer KUNSTAUSSTELLUNG (ja, im Großdruck) repräsentiert fühlt, aber jetzt war es endlich in der Galerie Handwerk in München soweit. Leider hab ich es erst ganz kurz vorher, im In-München entdeckt, hier in gedruckter Version:




Am 17. November schon zu Ende, hab ich sie letzte Woche endlich besuchen können.

Vom Stachus aus mit einem kleinen Spaziergang am Lenbachbrunnen vorbei (der auch im Winter und hübsch eingekastelt seine Reize hat)




bis zur Ecke Ottostr. und Max-Joseph-Str. (ein Turm der Frauenkirche gerade eingerüstet - nicht sehr fotogen)










erreicht man endlich


 und um die Ecke:



Die Ausstellung "Nadelwerke" zeigte Exponate von 30 internationalen Künstlern zum Thema: Nähen, Sticken, Stricken.

Leider, leider, ohne Erlaubnis zu fotografieren. Ich hatte zuvor angerufen und nur einen Negativbescheid bekommen. Daher noch einmal der Link.

Am häufigsten vertreten waren die Sticker: bestickte Papiertaschentücher und Pappteller: die Vergänglichkeit und die wertvolle Handarbeit nebeneinander - ein recht beunruhigender Anblick.

(Leider keine Bilder vorhanden, aber ein Blick auf die pdf-Datei der Galerie lohnt sich, und zwar hier. Die Künstlerin Sabine Perez kann man auch über eine Galerie anklicken.)

Dann gab es gestickte, auf den ersten Blick altmodische Kreuzstichbilder für die Wohnzimmerwand über dem Kamin. Auf den zweiten Blick mit sehr seltsamen Botschaften: God Bless This Crack Home. Auch hier: ein Nebeneinander von familiärer Tradition und moderner, kaputter Gesellschaft - witzig, aber auch verstörend.

(Auch hier leider kein Bild, aber ein Link zur Arbeit von Kate Westerholt)

Mit dem Stricken sah es schon schlechter aus.

Vertreten waren natürlich die Rausfrauen, die die Galerie mit einem Kabelsalat beglückt haben, bei dem sich viele Stricklieselschnüre um das Treppengeländer wanden. Ganz nach ihrem Motto einer Verbindung von Alltag und Handarbeit.

Heimliches Foto von mir, von außerhalb der Galerie hineinfotografiert: 

 
Die beiden Lampen, die so hell leuchten, sind übrigens auch gestrickt - gar keine so schlechte Idee: umstrickte Lampionhüllen - das passt bestens in die Reihe der gestrickten Adventskränze, die ja so im Trend liegen. Da gefallen mir die Lampions aber entschieden besser!

Am besten von allen Exponaten haben mir die Werke von Felieke van der Leest gefallen. Sie hat kleine Tierfiguren (Koalabären, Fledermäuse, Regenwürmer) in außergewöhnliche Schmuckkleider gesteckt. Eine Fledermaus mit einem eigenen gestickten Batman-Umhang, sogar mit granny squares. Das sah toll aus! Der Link führt direkt hin! (mit mouse-over zur Fledermaus) . 

Der Koalabär ist übrigens hier ganz toll zu sehen!

Die Ausstellung war insgesamt sehr vielfältig, manche Ideen waren großartig. Es gab z.B. Kreuzstich auf durchrosteten Gießkannen - darauf muss man erstmal kommen, der Effekt war unglaublich!

Allerdings, das Stricken war doch deutlich unterrepräsentiert. Woran liegt das? Dabei gibt es doch Althea Crome mit ihrem Ministrick, Kaffe Fassett und sein Farbenwahnsinn sowie Alice Starmore mit ihren großartigen Designs. Auf eine solche Ausstellung warte ich ja schon lange!

Trotzdem - den Damen hat es gefallen (ich hatte glücklicherweise genügend Traubenzuckerbonbons dabei, um sie bei Laune zu halten). Die letzten Eindrücke habe ich von Draußen fotografiert:





Hier findet offensichtlich eine Führung statt

Wie man sehen kann (es war leider schon fast dunkel), sehr viel künstlerische Ambition, sehr viele 'Objekte', und doch ein großer Ansporn für die eigene Inspiration. Ganz im Sinne von Julia Cameron - ein Weg to fill the inner well (den inneren Brunnen - nämlich der Kreativität - zu füllen).

Das können wir doch alle ab und zu gebrauchen.





Freitag, 16. November 2012

Gewonnen!

Aus dem Süden, streng katholisch (ich sage nur: Klosterschule) und eher rational.

Nein, ich würde sagen, Aberglaube betrifft mich nun gar nicht. Wäre ich Fußballer, dann würde ich jederzeit mit der "13" spielen. Kein Thema. Auch das Hotelzimmer Nr. 13: her damit.

Aber jetzt: das Bloggen hab ich ja nun vor gar nicht so langer Zeit begonnen und auch erst seitdem so richtig an anderen Blogs teilgenommen, also mit Kommentaren, etc.

Und: jetzt habe ich schon zum zweiten Mal gewonnen. Was ist da los?

Frl Rot, das ja nun leider, kaum hatte ich es gefunden, aufgehört hat, verloste vor ein paar Monaten Schreibmaterial im weitesten Sinne. Und ich?

Gewinne tatsächlich ein paar Stempel. Unglaublich.


Sind die nicht putzig? Damit kann ich meine Anstrengungen in der Strickwelt in meinem Notizheft (auch genannt: knitting journal) bestens kommentieren. Am häufigsten wird wohl der rechte Stempel gebraucht werden. "Weiter üben."
Die anderen sind auch etwas schlecht zu lesen, sie heißen "Sehr schön", "Prima" und "Gut gemacht"

Dann verlost Tina in Hamburg Strick- und Häkelbücher. Und ich?

Gewinne schon wieder! Das gibt es doch gar nicht. Wenn das ein Film wäre, das würde doch niemand glauben.

Das Büchlein ist auch prompt schon angekommen:




Jetzt heißt es: ran an die Häkelnadel!

Meine Erklärung lautet ja folgendermaßen: Da hat sich jetzt wohl tatsächlich das Universum mir zugewendet (diese Theorie geht natürlich auf dieses Buch von Julia Cameron zurück), und zwar deshalb, weil ich mich endlich dem Stricken "so richtig" zugewendet habe.

Das ist die einzige Erklärung. 

Statt so vor mich hinzustricken und zu -lesen nehme ich also jetzt endlich die Sache in die Hand und 'nehme teil'. Mache also mit im weitesten Sinne und schwupp die Enabler aus dem Universum reagieren.

Wie sagt Julia Cameron so schön: wenn man springt, dann kann das Universum reagieren. Solange man sagt, "wenn das und das eintritt, dann kann ich auch endlich..." passiert nichts, weil man ja einen Mangel in die Welt (also in das Universum) hinaussendet.

Ich merke schon, Esoterik, und das von einer, die sich eben noch als katholisch bezeichnet hat. Gleichwohl, auch wenn einem das manchmal (auch mir) zu viel werden kann, möchte ich das eben verlinkte Buch doch empfehlen:

Es geht darin um Übungen, die einen dazu bringen, auf irgendeine Weise kreativ zu sein bzw. zu werden.

Die interessanteste (und schwerste) Übung für mich war diejenige Woche, in der man nicht lesen sollte. Keine Zeitung, keine Magazine, schon gar keine Bücher. Unvorstellbar grauenhaft. Genannt Woche 4: Reading Deprivation (ja, klingt ein bisschen wie 'Depression' und ist auch so) Aber:

da merkt man erst, wie viel Zeit man mit dem Lesen verbringt. Und wie viel Zeit dann übrig ist für andere Dinge, wenn man einmal konsequent darauf verzichtet. Sehr, sehr spannend!

Julia Cameron spricht davon, dass man seinen 'inneren Brunnen' der Kreativität dadurch auffüllen kann, wenn man auf das Lesen verzichtet.

Das ist auch möglich, aber bitte, bitte nicht gleich hier damit anfangen...

Zum Glück gibt es nämlich andere, und bessere Möglichkeiten dafür.

Zum Beispiel diese hier: 



Eine Ausstellung mit dem Titel "Nadelwerke". Erste Infos hier

Demnächst mehr über meinen Besuch.


Samstag, 10. November 2012

Tipping Point (Teil 2)

Bevor die neuen Tipps folgen - zunächst ein Update: 

Wie im Kommentar von Sockenanja zurecht erwähnt, gibt es eine Steigerung von Tipp 2, nämlich den Zauberschlingentipp. Also das mysteriöse, aber höchst geniale Stricken zweier Socken gleichzeitig mit Hilfe einer einzigen, langen Rundstricknadel.

Die Vorteile liegen auf der Hand, bzw. in beiden Händen: a) es gibt kein Gebäumel der zweiten Rundstricknadel auf der Rückseite der Arbeit, b) selbst wenn man aus Versehen am falschen Nadelende anzieht, fallen die Maschen nicht runter, sondern enden nur in der erwähnten Zauberschlinge und c) eh klar, die beiden Socken!

Aber: ich selbst habe mich erst jetzt an diese Methode herangewagt und bin mit meinen Novembersocken erst zum zweiten Mal so unterwegs. Das bedeutet, dass ich mich noch keinesfalls kompetent genug fühle, um diese Methode auch wirklich richtig anpreisen zu können (zumindest nicht bei den Strickmeisterinnen im Kindergarten...).

Denn: man muss doch den Mut aufbringen, sein Gehirn und sich selbst auf diese seltsamen Verschlingungen einzulassen. Aus diesem Grund: von mir (noch) kein Tipp aus vollem Herzen, einfach weil ich selbst noch nicht fit genug bin.

Das ist allerdings ganz anders bei diesen Dingen:

4. Der Aufbewahrungstipp:

Was habe ich nicht schon alles darüber gelesen, wie und wo man seine Nadeln unterbringt. Vorschläge und Ideen für die 1000er Buchreihe ("1000 Orte, die man gesehen haben muss", "1000 Orte, an denen man seine Nadeln verstecken kann").

Es ging so weit, dass in diesem Buch (das ich schon oft verlinkt habe und wirklich schätze) eine Anleitung vorgestellt wurde für einen Rundstricknadelhalter, den man über einen Kleiderbügel drapiert im Zimmer aufhängt.

Na bitte, was soll das? Das Gebäumel von einer Vielzahl von Nadeln mitten im Zimmer? Das ist doch in 100 Jahren nicht so ästhetisch wie die Idee der langen Stricknadeln in hübschen Vasen.

Das Problem ist aber natürlich, dass wir hier mit unserer 'kontinentalen Methode' des Strickens meist auf Rundstricknadeln angewiesen sind und gar keine Verwendung für all die Vasen haben. Wohin also damit?

Mein Vorschlag:









Ein Ordner, der sich recht unauffällig zwischen all die Stehsammler mit den Strickheften schmuggeln lässt und aus dem auf jeden Fall nichts herausbäumelt und stören kann. Na, zumindest, wenn man die Aufbewahrungstaschen (aus dem Schreibwarenladen, selbst gelocht) immer brav schließt und (noch wichtiger) die Nadeln auch immer hübsch wieder zurückräumt.

Letzteres ist naturgemäß stark phasenabhängig, auch was die Zahl der Projekte betrifft.

Nachteil 1: wie im letzten Bild deutlich zu sehen, hat dieser Ordner bestimmte Kapazitäten, deren Ausmaß auch erreicht werden kann. Noch kann man ihn zusammenquetschen und doch ins Regal stellen, aber das geht offensichtlich nicht bis in alle Ewigkeit so weiter.

Nachteil 2: wohin mit den großen Rundstricknadeln? Mein Ordner endet bei Stärke 8. Alle größeren Nadeln habe ich einfach in der Schublade, und das ist ja nun wirklich kein Tipp mehr!

5. Der Zunahmetipp:

Eine der neuen Vokabeln, die man verstehen lernt, sobald man sich ein bisschen mit dem Thema Stricken beschäftigt, ist die folgende:
"Eine Masche verschränkt aus dem Querfaden zunehmen."

Kein Problem. Querfaden auf linke Nadel, hinten einstechen und weiter geht's.

Das ist unauffällig und geht problemlos. Aber: es sieht nicht immer hübsch genug aus und ist manchmal, wenn man die Zunahme doch, aber nicht zu sehr betonen möchte, nicht ganz so toll.

Daher: aus der Reihe darunter zunehmen, und zwar aus der Masche, die bereits gestrickt worden ist.

Das geht in die rechte und in die linke Richtung und sieht, z.B. bei den Raglanzunahmen beim RVO wirklich sehr hübsch aus.

Dabei legt man eine Masche als Mittelmasche fest, neben der jeweils zugenommen werden soll.

Will man RECHTS davon zunehmen, strickt man bis zu dieser Masche (diese Masche aber noch nicht). Dann nimmt man mit der rechten Nadel das rechte Beinchen (von dem gestrickten V einer rechten Masche) der Masche unterhalb derjenigen, die auf der Nadel hängt, auf. Dieses Beinchen legt man auf die linke Nadel und strickt es ab. Voilá: eine Masche zugenommen.

Will man LINKS davon zunehmen, strickt man bis einschließlich der Masche, neben der man zunehmen will (diese Masche also auch). Dann nimmt man mit der linken Nadel das linke Beinchen des Strick-Vs auf, legt es auf die linke Nadel und strickt es ab. Eine Masche zugenommen.

Eine kleine Recherche meinerseits hat ergeben, dass diese Methode tatsächlich in fast allen Strickanleitungsbüchern genannt wird, z.B. auch in der Strickbibel, wenn auch hier nur in die rechte Richtung.

Aber in den Anleitungen kommt sie überhaupt nicht vor. Da wird nur wieder und wieder der obige Satz zitiert.

Zeit, dass sich das ändert. Ausprobieren und sich freuen. Diese Zunahme ist nahezu unsichtbar.

Wenn allerdings bei glatt rechts immer wieder an derselben Stelle zugenommen werden soll, dann ergibt sich eine sehr hübsche Linie (wodurch man auch die Zunahme nicht mehr verpassen kann - cleverer Nebeneffekt).

6. Der SSK-Tipp:

Ich befürchte, das ist gar kein Tipp mehr, sondern schon so allgemein bekannt, dass ich mich hier nur lächerlich machen kann.

Gleichwohl: es geht um die linksgerichtete Abnahme einer Masche oder den so genannten 'einfachen Überzug', der oft mit einem kleinen Dreieck oder so: ⋋ gekennzeichnet wird.

Die überlieferte Methode lautet: 1 Masche wie zum Rechtsstricken abheben, die folgende Masche rechtsstricken, dann die abgehobene Masche darüberziehen.

Das Problem dabei ist, dass bei mir diese Abnahme immer ein wenig ungleichmäßiger aussah als das Gegenstück dazu ("2M re zusstricken"). Wahrscheinlich deshalb, weil ich die Masche für das Überziehen zu sehr gedehnt hatte.

Die Lösung kommt aus dem englischssprachlichen Raum und heißt slip slip knit, also SSK:

Zwei Maschen nacheinander wie zum Rechtsstricken abheben (slip, slip), dann mit der linken Nadel von links nach rechts durch beide Maschen hindurchstechen und sie mit der rechten Nadel, die ja noch in den Maschen drinsteckt, verschränkt abstricken (knit). Die Maschen drehen sich dabei um und richten sich nach links.

Perfekt.

Geht superschnell und ist die große Rettung für Lace- bzw. Ajourmuster mit vielen, vielen linksgerichteten Abnahmen.

Ich bilde mir sogar ein, dass diese Methode ein bisschen 'sicherer' ist, weil der Faden ja durch zwei Maschen hindurchmuss und nicht eine sozusagen als Ring über die andere gelegt werden muss. Aber das ist wahrscheinlich nur so ein albernes Gefühl.

Tatsache ist, dass ich diese Abnahme mittlerweile automatisch mache und die andere wahrscheinlich gar nicht mehr könnte.

7. Der Amazon-Tipp:

Wie wahrscheinlich jeder Stricker bin auch ich großer Amazon-Kunde. Wo kann man sonst eine solche Menge vor allem auch englischsprachiger Handarbeitsbücher finden? Und zu einem solchen Preis?

Denn: auch wenn ich manchmal bewusst zu libri hinverlinke (jetzt neu: ebook.de), ist mir doch klar, dass amazon preismäßig unschlagbar ist.

Aber: das lässt sich nutzen.

Wenn man nämlich über www.harambee.de dorthin klickt. Das kostet genau drei Klicks mehr.

Seite von harambee öffnen, dann links unten in der Taskleiste auf amazon klicken und schließlich das amazon-Logo anwählen. Von da an geht alles seinen gewohnten Gang, aber man hat ein bisschen geholfen.

Auch das hat sich bei mir schon so automatisiert, dass ich überhaupt nicht mehr direkt zu amazon klicke, sondern nur über harambee gehe.

Sogar bei einer einfachen Suche nach einem verlinkbaren Buch. Jeder Klick zählt.

Wie bei allen anderen Tipps gilt natürlich hier vor allem: ausprobieren, informieren, entscheiden.

Wäre aber doch cool, wenn man so (also aus der Strickwelt heraus), ein bisschen was ändern könnte, oder?

Und: wer in der Vorweihnachtsstimmung ein bisschen sentimental und noch mehr versuchen möchte, der sollte www.benefind.de
ausprobieren.

Ich "google" gar nichts mehr, ich "benefinde" nur noch. Funktioniert bestens.

Danke für die Aufmerksamkeit.

Freitag, 9. November 2012

Tipping Point (Teil 1)




...oder Wendepunkt.

Den gibt es eigentlich immer wieder im Leben eines durchschnittlichen Strickers.

Da gibt es die Angst des Strickers vor dem Zerschneiden des Pullovers, vor der fallengelassenen Masche in der Abkettreihe der 2m langen Lace-Stola, vor dem falsch herum ausgeführten Zopf ca. 25 cm weiter unten.

Aber da gibt es eben auch die positiven Erlebnisse. Die kleinen Wissenshügel, die man bei dem langen Aufstieg in den Strickolymp erklimmt und durch die man dann eben in eine andere Richtung gehen kann (sprich neue Wissenshügel oder sogar schon -gipfel erreicht).

Mittlerweile habe ich auch meine eigene kleine Sammlung von Regeln und Tipps gesammelt, die ich nur zu gerne missionarisch verbreite. (Ein paar im Übrigen aus dem folgenden, wirklich witzigen und guten Strickbuch - wenn man schon keine Tipps mehr braucht, dann sind sie wenigstens super geschrieben!!!)

Zum Beispiel die folgenden:

1. Der Zähltipp:

Kein 2, 4, 6, mehr. Meine Maschen werden nur in Fünfern gezählt, und zwar zuerst drei und dann zwei Maschen:
"3 - 5, 3 - 10, etc." Das ist ein Tipp aus der Kategorie: Warum ist da noch NIEMAND früher drauf gekommen?

Es geht unglaublich schnell. Ich verzähle mich nie. Das erneute, zweite Kontrollzählen von einer Menge Maschen hat all seine Schrecken verloren.

Abgesehen davon: es lässt sich auf alles andere genau so gut anwenden: Kinder, Wäscheklammern, Perlen, Dominosteine, Kirschen, Spielkarten, und, und, und. Wunderbar.


Demonstration nicht am Objekt. Aber: wenn man von rechts nach links zählt, kann man sich so ungefähr vorstellen, wie es funktioniert. Ausprobieren!

(und: wo sind meine Schafkopfpartner - so ein Blatt hab ich sonst nie!!!)


2. Der Rundstricknadeltipp:

Socken stricke ich supergerne. Immer wieder eine Herausforderung durch neue Muster, ein kleines Mitnahmeprojekt für das Überall-und-immer-Stricken und nie mehr kalte Füße - insgesamt großartig.

Aber: das Nadelspiel. Es wurde besser, als ich endlich von Metall auf Bambus gewechselt hatte, trotzdem sind mir immer mal wieder Nadeln herausgerutscht. Wie blöd!

Oder ich habe meine Projekttaschen durchstochen. Noch blöder!

Oder ich konnte mein Strickzeug in der Eile nicht so klein zusammenlegen, dass ich es schnell verpacken konnte (z.B. am Zielbahnhof, nach einem "Eine-Reihe-schaff-ich-noch-Wahnsinn"). Superblöd!

Die Lösung: Das hier. Mein Buch heißt zwar noch ein wenig anders und ist wohl ein Vorgängermodell derselben Autorin, aber: diese Methode war für mich die Revolution. Für alles.

Socken, Pullover, Ärmel von oben eingestrickt, Mützen, Stulpen - alles, was in der Runde gestrickt werden kann, stricke ich mit zwei Rundstricknadeln.

Ich bin mit meinem Missionseifer schon so weit gegangen, dass ich den Damen im Kindergarten meine aktuellen Socken mitgebracht habe, um die Methode zu demonstrieren. (Mit der Konvertierung hat es noch nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber das wird hoffentlich).

Es geht VIEL schneller (nur zwei statt vier Nadeln abstricken) und man muss sich um die zweite Nadel NIE Sorgen machen, denn die Maschen werden in die Mitte geschoben und fertig!




3. Der Handschuhstricktipp:

Handschuhe haben für mich immer in den Bereich des Fantastischen in der Strickwelt gehört! Ich weiß, dass es sie geben soll, ich habe auch wohl schon den einen oder anderen gesehen, aber ich konnte mir nie vorstellen, dass man sie auch tatsächlich selbst stricken kann.

Wie jemand es schafft, dieses Gepfriemel fertigzustellen, mit eingestricktem Daumen und Zwickel und lauter kleinen Schläuchlein, die am Schluss fein säuberlich abgenommen und zusammengezogen werden wollen, hat mir nie eingeleuchtet. Das Ganze mit elaboriertem Jacquardmuster: gruselig! Und natürlich: in allerhöchstem Maße bewundernswert.

Und zwar in dem Sinne, wie ich mir die Konstruktion von Brücken ansehe. Könnte ich selbst nie, ist aber Wahnsinn, dass es Leute gibt, die das können.

Bis ich von dieser Dame an die Hand genommen wurde, genauer gesagt mit diesem Büchlein. Frau Hug hat nämlich eine Methode entwickelt, wie man Handschuhe "von oben" strickt. Also zuerst die vier Finger, dann die Hand, dann den Daumen, dann Daumen mit Hand zusammen und schließlich Bündchen.

Der Daumen sitzt dabei an der Seite, sehr bequem, da wo er an der Hand schließlich auch sitzt und alle Muster, ob Flächen-, Loch- oder Jacquard- haben ihre Schrecken verloren.

Das Einzige, was man braucht, sind eine Menge von Hilfsnadeln - also diese riesigen Sicherheitsnadeln, genannt Maschenraffer - auf denen man die kleinen, gestrickten Finger parken kann, bis man sie braucht. Aber ansonsten: super!

Hätte ich sonst nie versucht.

Bis demnächst in diesem Theater: Fortsetzung folgt.