Samstag, 30. März 2013

Let's talk about stash, baby!

Meine Inspiration für diesen Post kommt von hier. Was für ein cooler Arbeitsplatz! Das ist ja überhaupt die Idealvorstellung: mehrere Schreibtische - für jedes Projekt bzw. für jede Art von Arbeit einen eigenen.

Ich bin ja leider im Nicht-Strick-Leben auch schreibtischabhängig und dadurch vermischt sich das bei mir zwangsläufig mehr oder weniger. Meistens dann, wenn ich zwar zu arbeiten beginne, dann aber das Strickzeug für die Ablenkungsrunde zwischendurch doch seinen Weg auf die Schreibtischplatte und zwischen mein Schreibzeug findet. Gefährlich, gefährlich.

Darüber hinaus ist natürlich der Wollvorrat in so farbenfrohen Boxen super aufgehoben. Dennoch habe ich mich ganz bewusst für die durchsichtige Variante entschieden:



Das liegt natürlich vor allem auch an meinem Gedächtnis, das dringend eine durchsichtige Box braucht, um immer wieder daran erinnert zu werden, welche Garne denn eigentlich da sind!

Und damit geht die Zeitreise auch eigentlich schon los. An anderer und sehr viel berufener Stelle als meine bescheidenen Ausführungen es hier sind, nämlich in diesem Buch: 




ist schon ausführlich erklärt worden, dass der eigene Wollvorrat im Wesentlichen aus folgenden Elementen besteht:

1. wunderschönes Garn, das wahrscheinlich nie verstrickt wird, weil es 'zu schön' ist
2. Garn, das man als Souvenir von irgendwoher mitgebracht hat
3. Sonderpostenkäufe (kein Kommentar nötig)
4. schließlich das Garn, das tatsächlich verstrickt werden kann

Alles, was davon nicht zu den geplanten Projekten passt, muss/kann/darf natürlich neu gekauft werden.

Dabei ist in dieser Liste nicht berücksichtigt worden, dass es noch eine fünfte Kategorie gibt, nämlich

5. Garn, das man geerbt hat und nicht gleich entsorgen wollte

Aus Sentimentalitätsgründen oder weil man das Garn doch 'irgendwie' hübsch fand oder weil man meinte, daraus ließe sich noch irgendwie etwas Nettes stricken.

Oder etwas Nützliches. Untrügliches Zeichen meiner Erziehung durch eine Mutter der Nachkriegsgeneration: diese überlaute Stimme in meinem erwachsenen Kopf, die mich davor warnt, etwas Funktionierendes, Intaktes, Vollständiges 'einfach so' wegzuwerfen: "Aber Kind, das kann man doch noch nützen!"

Das ergibt dann ein recht seltsames Sammelsurium an Garnen, die man selbst niemals gekauft hätte, die man aber genau so wenig gleich wieder los werden kann.

Weil die Zeit nicht reif dafür ist. Weil man ein schlechtes Gewissen hat. Weil man ängstlich eine Frage nach dem Garn erwartet und sich davor fürchtet, keine Antwort darauf zu haben.

Aber seht selbst:



Das ist ein Überbleibsel von der Junghans-Phase meiner Mutter. Eindeutig die 80er - grauenvolle Farben in Kombination, aber wahrscheinlich genug für zwei Kinderjacken (doppelt verstrickt). Die kann ich (noch) nicht entsorgen.



Auch hier ein Erbstück. Das sollte in sehr illustrer Farbkombination ein Jacquardpulli werden, für den die Anleitung schon lange verloren ist. Das Auftrennen (oberes Bild links oben) war schon die Hölle - jetzt warten die Knäule, bis mir etwas Besseres einfällt.

Einzeln sind die Farben durchaus ganz hübsch, und das Garn immer noch sehr kuschlig. Wer weiß, vielleicht wird das noch etwas.




Das ist zunächst die übliche Garnmischung (oberes Bild, oben im Bild), die man aufhebt, weil man damit vielleicht mal Puppenkleider stricken könnte.
Wann das sein soll, weiß ich noch nicht. Vorzugsweise solange die Damen noch mit Puppen spielen.

Von den unteren Garnen gibt es aus dem melierten Slalom-Garn schon eine Maschenprobe für eine Jacke. Die ist definitiv auf meiner aktuellen Liste.


Keine Ahnung, was daraus werden soll. Aber das Garn ist weich, das grau-weiß ist ganz hübsch und es sind auch eine ganze Menge Knäuel da. Vielleicht ein Tuch?


Dunkelgrün. Das hat Altertumswert. Sollte wohl ein Trachtenjanker werden, und einen solchen könnte ich wieder brauchen:


Eigentlich hatte ich ja hier Garn Nr. 4 geplant - muss/darf ich erst noch kaufen, weil ja sonst nix da ist. Aber wenn ich mir das jetzt so ansehe... für das rote Dirndl wäre dunkelgrün gar nicht übel.

Damit bleibt für das blaue Dirndl dieses Monstergarn in braun:


Das war schon zur Hälfte ein Trachtenjanker und kratzt so, dass es eine wahre Freude ist. Also wirklich traditionell.

Das Foto zeigt das Garn ein bisschen zu hell. In Wirklichkeit ist das Braun ein bisschen dunkler und würde besser passen.

Man merkt auf jeden Fall deutlich: auch diese Wolle kann ich beim besten Willen nicht weggeben.

Schließlich folgt der Blick in die Schatzkiste. Was zum Teufel ist denn hier drin? Davon hab ich nix selbst gekauft, und dennoch füllt es eine ganze Kiste:

Die Farben allein schreien ja förmlich 80er:



Diese Wollmarke gibt es doch gar nicht mehr, oder? Schewe Wolle? benefind hat nix ergeben, nur Ebay.




Na, und das sind doch ein paar Vintage-Schönheiten. Phildar sogar mit Glitzerfaden. Auch daraus kann vielleicht nochmal eine Mütze werden. Daher: zurück in die Kiste und bis zur fantastischen geistigen Eingebung gewartet.



Das Schönste folgt zum Schluss: eine ganze Kiste voll mit blau und braunem Glitzergarn. Das sollte wohl ein Pulli werden. Jetzt wird es wohl eine Jacke für die Damen.

Wer könnte sonst so viel Glitzer ertragen?

Mein Tauchgang in den Wollvorrat ergibt also sechs komplette Kisten voll mit Erbgarn.

Von wegen, selbstangelegter Wollvorrat.

Einerseits finde ich es gar nicht schlecht, als großer Verfechter der drei R für die Umwelt (Reduce - nicht so viel neu kaufen; Re-use - Sachen neu verwenden; Recycle - wiederverwerten), aber

andererseits: ich werde den Gedanken nicht los, dass diese Kisten mein Hobby wenigstens ein bisschen zur Umweltaufgabe machen. Und dagegen hätte ich schon was.

Eigentlich möchte ich es nämlich doch mit Wendy Johnson halten, die gesagt hat, dass sie nie mit irgendeinem Garn strickt, das sie nicht wirklich mag und auch kein Projekt strickt, von dem sie nicht 100% überzeugt ist. Schließlich ist es ihr Hobby.

Das ist doch mal ein Schlusswort.



Samstag, 23. März 2013

Socken, Socken, Socken

Aus mir bisher unerfindlichen Gründen, scheine ich eine Sockenmanie entwickelt zu haben. Höchstwahrscheinlich hab ich mich ja einfach bei all den fan(tast)atischen Sockenstrickern auf Ravelry oder bei Frau Wollfrosch angesteckt.

Keine Ahnung, wirklich.

Aber ich habe mich auf erschreckende Weise in diesem Zitat von Melissa Morgan-Oakes wiedergefunden:


"Eigentlich hatte ich beschlossen, für eine kleine Weile mit Sockenstricken aufzuhören, und andere Sachen zu stricken. Ich setzte mich mit meinen Nadeln und dem Garn hin und überlegte, was ich stricken könnte. Innerhalb weniger Minuten und ohne es zu realisieren, hatte ich die Maschen für ein Paar Socken angeschlagen [...]"

Aus dem Vorwort von diesem Buch:

Genau so ist es.

2013 ist gerade erst ein Vierteljahr alt, und ich habe schon 6 Socken gestrickt, das vierte Paar ist bereits auf der Nadel:



Das werden Männersocken mit einem eher unspektakulären, aber hübsch zu strickendem Zopfmuster. Außerdem sollen Teile der Socken (siehe das Bündchen bereits) farblich abgesetzt werden, damit man beim Stricken wenigstens 'etwas' Spaß hat. Männersocken sind ja sonst so eine Sache:

"Nix Auffälliges, bitte. Nein, auf keinen Fall ein Lochmuster. Naja, grau natürlich, was sonst? Farbe geht ja gar nicht! Nä, mit Muster kannst mich jagen! Wie - äh - Zopfmuster? Nix Auffälliges hab ich gesagt!" usw. usw.

Wir werden sehen, ob es die Socken jemals aus der Schublade auf den Fuß schaffen.

Bei den anderen Socken ist mir das durchaus schon geglückt. Aber im Laufe meiner Sockenphase habe ich wenigsten ein paar wichtige Dinge gelernt.

1. Es macht wahnsinnigen Spaß, wenn man sich vornimmt, jedes einzelne Paar Socken ein wenig anders als das andere zu stricken. 

So sehr ich die so genannten plain vanilla oder Stino genannten Socken liebe, es scheint mir pro Jahr nur eine bestimmte Anzahl davon zu geben, die man guten Gewissens stricken kann. Dann geht man allein beim Gedanken daran in die Luft!

2. Entweder man macht sich vorher sinnvoll Gedanken darüber (die Lektüre anderer Blogs von Sockenstrickern mag hier durchaus nützlich sein!), oder man muss während des Strickens schmerzhaft merken, dass es den Fall von "Garn frisst Muster" leider eben manchmal gibt.

Das hat schon Tina aus Hamburg bei der Herbst-Verena an dieser Stelle festgestellt - hier allerdings bei einem Pulli. 

Das ist leider auch bei mir ein paar Mal vorgekommen:




Das erste Paar hat eigentlich ein recht hübsches Strukturmuster, das in dem farbigen Garn völlig verschwindet - das muss ich unbedingt nochmal einfarbig stricken und das zweite Paar hat ein Rippenmuster, das ein bisschen interessanter ist als 2re 2li, aber genau so schnell (wenn nicht schneller). Leider kann man auch hier das Muster gar nicht sehen, weil das Garn so auffällig ist.

Vielleicht ist doch diese Sockengruppe die richtige für mich...

3. Die selbst auferlegte Einschränkung, nur Wolle aus dem Wollvorrat zu verwenden, lässt sich nicht 100%ig aufrecht erhalten.

Na gut, das hätte ich vorher wissen müssen. Bin ja lange genug dabei...

Was macht man aber, wenn man beispielsweise schwarz benötigt? Wer hat schon schwarze Sockenwolle zu Hause? Uni in allen Ehren (s.o.) aber stränge- oder knäuelweise schwarze Sockenwolle? Im Ernst?

Das zu verstricken ist ja noch langweiliger als zehn Paar plain vanilla hintereinander!

Aber manchmal, manchmal braucht man eben doch ein bisschen schwarz. Wenn man etwas Düsteres für ein bestimmtes Projekt stricken muss (will). Raben sind halt nun mal schwarz:



4. Nach den Socken ist vor den Socken. Diese Fußballweisheit passt auch hier.

Schon während das eine Paar noch auf der Nadel ist, hat man das nächste (die nächsten) schon Kopf. Ein endloser Spaß, denn Socken sind klein genug, um schnell fertig zu werden und groß genug, um ein bisschen auszuprobieren. Wie verteilt man dieses Muster? Sollte man hier Zwischenreihen versuchen? Und wenn es nicht passt, ist das Auftrennen nicht so schmerzhaft wie bei einem halben Rückenteil.

5. Das ist die Erkenntnis, die natürlich kommen muss. Die Garn-Banderole hat Recht!

Für ein paar Socken benötigt man 100g - und nicht 50g. Das ist eben kein one skein project. Nicht einmal dann, wenn man eine andere Farbe mit dazu nimmt:



Aber bei so viel Gelerntem blicke ich gleich viel positiver in die Zukunft. Hinzu kommt, dass Socken das ideale Projekt sind, um sich ein bisschen auszutoben - designtechnisch meine ich. Im Zweifel sind sie ja gut versteckt und man kann 'oben herum' so elegant und modisch sein wie man will.

Nicht dass wir Sockenstricker noch Opfer solcher Verrisse werden wie kürzlich in der Zeit die armen Mützen-Freunde. Man lese bei Interesse den Hinweis auf die Tiermützen bei Erwachsenen sowie auf die Beanies.

Die Welt ist eben (immer) noch nicht reif für uns Stricker. Da heißt es einfach: dranbleiben!

Dienstag, 19. März 2013

Königsdisziplin

Das Wollschaf fragt mal wieder.


Die verstrickte Dienstagsfrage 12/2013

19MAR
Was ist eure persönliche "Königsdisziplin" beim Stricken? Aran? Lochmuster? Norwegermuster? Doppelstrick? Verkürzte Reihen?
Das sind nur Stichworte; vermutlich habt ihr eure ganz eigene Vorstellung von dem, was für euch das als am höchsten zu bewertende Strickkönnen ist.
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!
Was ich an den Fragen ja so besonders mag, ist, dass sie dafür sorgen, dass man sich richtig Gedanken über das eigene Stricken macht. Wie man strickt, warum man strickt und wohin die Reise überhaupt geht.

Dabei stelle ich also fest, dass es tatsächlich noch eine Reihe von "Königsdisziplinen" für mich gibt.

Diese definiere ich jetzt mal als Art des Strickens, die mir selbst noch die größten Schwierigkeiten bereitet und die ich also noch nicht perfekt (nach meinem eigenen Perfekt-Level) beherrsche.

Gehen wir also die obigen Fragen durch:

Aranmuster. Eigentlich sind Zöpfe kein Problem, allerdings habe ich auch schon einen ganzen Zopfmusterpulli wieder auftrennen müssen, einfach weil ich viel zu fest stricke und die Zöpfe dann nicht mehr hübsch plastisch, sondern arg gequetscht aussehen. Zum Glück hab ich jetzt bei Tina vor einer Weile den rettenden Tipp gelesen: einfach mit einer halben Nadelstärke mehr stricken als normal. So einfach kann das sein. Und so unerreichbar, wenn man nicht von selbst draufkommt.
Eine Zopfmusterjacke ist auf jeden Fall auf meiner Liste für kommende Strickprojekte. Allerdings geht es da mehr um Zeit für die notwendige Konzentration und weniger um die Angst, es nicht zu schaffen. Im Moment favorisiere ich dieses Modell:




Vielleicht mit einer anderen Kragenlösung, denn bei einem U-Boot-Ausschnitt muss man die Jacke immer zugeknöpft tragen. Was die Zöpfe betrifft: super. Außerdem wollte ich schon immer mal den Aranpulli von hier probieren (im Bild links oben):



Aber wie gesagt, da fehlt es mehr an Zeit und Energie als vielmehr am "sich zutrauen".

Lochmuster. Hier fällt die Antwort ähnlich aus. Lochmuster machen mir wenig Angst, wenn die Nadeln spitz genug sind und die Strickschrift deutlich. Ich habe aber auch erst einen Lochmusterschal fertig gestellt (und ohne Foto verschenkt, wie konnte ich nur). Der zweite ist noch in Arbeit und braucht, ähnlich wie die Zöpfe, viel Zeit und Konzentrationsfähigkeit. Wenigstens ein paar Zentimeter habe ich aber schon:



Naja, zwei wenigstens.
Die Idee ist eine Art Zickzack-Schal mit unterschiedlichen Farben (daher die Knäuels in Rot und Grün dahinter). Aber von der Idee zur Ausführung - ein langer Weg.

Norwegermuster. Jetzt kommen wir zum interessanten Teil. Norwegermuster sind für mich tatsächlich die Königsdisziplin. Zusammen mit dem Intarsienstricken kann ich mir auch kaum vorstellen, dass ich das jemals hinkriege, obwohl ich genau das natürlich am liebsten tun würde. Ich schmachte mich regelmäßig durch die wunderbarsten Modelle und traue mich dann doch nicht, irgendetwas anzufangen.

Dabei habe ich schon vor Jahren für meine Nichte eine Kinderjacke im Jacquardmuster (neudeutsch FairIsle) gestrickt und  es gar nicht so schlecht hinbekommen. Aktuell hab ich sogar gestern ein paar Socken fertig vernäht:



Deutlich zu sehen: eine sehr grubbelige Angelegenheit (hab kein anderes Wort dafür). Die Spannfäden sind etwas zu kurz geraten, vor allem dort, wo man die Nadeln zwangsläufig wechseln muss, dadurch hat sich das Ganze unschön verzogen. Da muss ich einfach mehr üben.

Wen ich da besonders bewundere, sind diejenigen Stricker, die mit einem Faden in jeder Hand arbeiten. Hab ich mehrfach versucht und mehrfach verflucht. Das geht nicht mit meiner rechten Hand! Ich halte also beide Fäden in einer etwas seltsamen Haltung in der linken Hand und zum Glück geht das auch einigermaßen.

Doppelstrick. Davor hab ich nun wenig Angst, das hab ich allerdings auch noch nie gemacht. Das steht bei mir auf der Liste des "muss ich unbedingt auch einmal versuchen. Möglichst noch in diesem Leben."

Verkürzte Reihen. Hier wird es wieder interessant. Verkürzte Reihen sind für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Die japanische Methode hab ich schon in einem Kurs ausprobiert, aber da war die Kursleiterin quasi neben mir und hat mir alles fein säuberlich erklärt. Aber jetzt? Alleine in meinem Zimmer? Hilfe. Da werde ich noch viele Stunden vor youtube oder anderen hilfreichen Seiten oder meinen Büchern verbringen müssen, bis ich mir da mehr zutraue.

Daher bleibt mir auch das Swingstricken ein wenig rätselhaft. Und im Zweifel bleibt immer: noch einen Kurs belegen. Ehrlich, die einzigen verkürzten Reihen, die ich ohne weiteres hinbekomme, sind diejenigen für das Käppchen an der Ferse. Alles andere: ein Buch mit sieben Siegeln. Und ein neuer Plan für meine persönliche Strickentwicklung.

Und darum geht es ja wohl vor allem! Schließlich soll am Ende ja das stehen, was schon an anderer Stelle bei den Dienstags-Strickfragen-Beantwortern stand: ein eigenes Modell.

Selbst entworfen, selbst gestrickt und selbst getragen. Keine Socken, sondern ein richtiger Pulli. Ich schließe mit einem tiefen Seufzer!

Montag, 11. März 2013

Schön war die Zeit!

Am letzten Wochenende war wieder Zwillingsflohmarkt. Was für eine coole Einrichtung! Nicht für alles natürlich, aber für den Kleinkram, den man für Neugeborene braucht, und vor allem für all die Sachen, die man ja wirklich immer gleichzeitig in der gleichen Größe da haben muss.
Ich sage nur: Schaukelpferde oder Puppenbetten oder Töpfchen.

Aber die Vorbereitung. Oh je. Der Weg an die Kleidertüten, das Zusammensuchen der Zwillingsoutfits, das Zusammennähen, das Auszeichnen. Da geht gleich mal ein Freitag dafür flöten.

Was sehen da plötzlich meine Augen? Meine ersten selbstgestrickten Kleidchen.





Na, von denen kann ich mich wirklich nicht trennen. Sie sind aus diesem Heft: 



Das ist das einzige Bild, das ich gefunden habe. Mein Heft heißt natürlich "Bambino Stricken".

Im Original war das Kleidchen schwarz/weiß mit einer roten Tasche, aber mir hat es bunt besser gefallen. Am meisten Spaß hat mir die Suche nach den Blümchen gemacht, die ich dann auf die Taschen aufgenäht habe. Gefunden hab ich sie im Kurzwarenrausch. Dazu kann ich nur sagen: wenn man diesen Laden betritt, dann kommt man auch in einen Rausch. Da gibt es nichts, was es nicht gibt!!!

Mit den Kleidchen war ich auch sehr zufrieden (das noch als Ergänzung zum Babysachen-Post), denn durch die kurzen Ärmel hatten die Kleinen viel Bewegungsfreiheit, und sie waren trotzdem warm eingepackt.

Aus demselben Heft hab ich dann noch zwei Pullis gestrickt, mit denen ich auch sehr zufrieden war. Die Bilder hab ich, glaub ich, auch schon mal gezeigt. (Viel zu spät fotografiert, weil die Damen jetzt natürlich schon viel zu groß sind)




Mit diesen Pullis hab ich zum ersten Mal die Gansey-Methode ausprobiert, also in der Runde hoch stricken und die Ärmel dann von oben nach unten. 

Das war für mich ein richtiger Quantensprung stricktechnisch gesehen - wow ging das schnell! Außerdem: nichts zusammennähen - einfach unglaublich!

Als alter Streber hatte ich an den Schultern gleich den three-needle bind-off probiert, also das Zusammenstricken mit gleichzeitigem Abketten.

Der Anstoß hierfür kam von diesem Buch:



Leider ist das gerade vergriffen. Ich hoffe sehr, es wird wieder aufgelegt, denn hier wird diese Methode wirklich super erklärt. Und für Kinderpullis eignet sie sich ohne Frage, denn da gibt es die Probleme mit den überschnittenen Schultern und dem sackartigen Aussehen eigentlich gar nicht.
Kinder sehen in Strickpullis doch immer nett aus.

Diese Pullis (alles übrigens aus Sockenwolle: Regia und Opal Hundertwasser) kann ich also, auch wenn sie wirklich für den Zwillingsflohmarkt geeignet wären, nicht guten Gewissens verkaufen.

Die kommen in die Kiste. Also die Sammelkiste, in der schon die Taufkerze und das erste Paar Schuhe und das Armband aus der Klinik und das Zahnkettchen warten.

Jetzt nur noch genügend Sandelholz dazu, dann halten die Sachen hoffentlich auch noch ein paar Jahre durch...


Montag, 4. März 2013

Endlich gefunden!

Heute geht es um den Süden, also genauer gesagt um den Süden Deutschlands und seine besonderen kulinarischen Eigenheiten. Als da wären die Mehlspeisen (also das, was man am Freitag traditionell kochen soll).
Diese Mehlspeisen sind altbekannt (und kürzlich sogar unter der Leitung eines berühmten Sternekochs auch in der größten Fastfood-Kette hierzulande aufgetaucht). Ich rede von Kaiserschmarren, Germknödeln, Rohrnudeln oder Dampfnudeln.

Mich haben die letzteren nun seit geraumer Zeit beschäftigt, denn es ist unglaublich schwer, dafür ein wirklich gutes Rezept zu finden. UNGLAUBLICH schwer!

Nun bin ich back- und kochtechnisch eher durchschnittlich begabt. Also es gibt Rezepte, die gelingen einwandfrei, andere probiere ich gerne aus, manchmal klappt etwas nicht oder (das ist sogar wahrscheinlicher), die liebe Familie mag es nicht. Das alles macht nichts.

Dennoch aber glaube ich, dass es ein paar Sachen gibt, die man draufhaben sollte, so für alle Fälle oder für Besuche der lieben Verwandtschaft, vor allem dann, wenn es sich um offiziellere Anlässe handelt.

Bei mir gab es in solchen Fällen immer das Ratschlagbuch Nr. 1:

Man sieht eigentlich schon am abgerissenen Rücken, wie oft es im Einsatz ist, und es hat mich auch ehrlich nie enttäuscht: Sauerbraten oder Hühnerbrühe - da steht alles drin und alles funktioniert.

Außer: bei Dampfnudeln. Das Rezept hab ich ein paar Mal probiert, und es hat nie so geklappt wie es sollte.

Also ein neuer Versuch, diesmal mit diesem Buch:

Darin sind alle möglichen Rezepte, oft noch in Mundart, da dachte ich also, würde ich fündig werden. Hab es ausprobiert, es hat nicht geklappt. Dampfnudeln gingen auf, fielen aber auch wieder zusammen und waren spundig. Nicht sehr lecker.

Dann ein Versuch mit einer Werbebroschüre von der Auer Dult (ein Münchener Markt im Stadtteil Au, auf dem man Geschirr, Trödelsachen und eben auch Töpfe erwerben kann):


Auch dieses Rezept, wen wundert's, war nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Richtige Dampfnudeln sind durchgekocht, gut aufgegangen und haben unten eine leckere Kruste. Sie müssen so aussehen:


 Diesen Teller hab ich fürs Foto extra ins Sonnenlicht gestellt, damit man auch sieht, dass es wider Erwarten vielleicht Frühling wird!

Woher ist also das Rezept?

Meine Zeitungslektüre hat geholfen, man glaubt es kaum. Im Abstand von einem Tag (Donnerstags das Magazin in der Zeit und Freitags das Süddeutsche Zeitung Magazin) haben beide Publikationen ein Rezept für Dampfnudeln veröffentlicht. 

Kein Wunder, dass jeder sagt, die Magazine werden immer ähnlicher! Vor kurzem gab es sogar ein Doppelmagazin aus Hamburg und München.

Jedenfalls hab ich auch diese Rezepte nachgekocht. München versus Hamburg. Und gewonnen hat: Hamburg! Haushoch.

Ein Superrezept, leicht nachzukochen und gelingt wirklich! Die einzige Anmerkung (die man auch auf dem Foto erkennen kann) ist, dass die Kruste arg salzig ist. Ich würde also in Zukunft weniger Salz in das Wasser geben, aber der Tipp schlechthin war, dass die Dampfnudeln erst ein wenig im offenen Topf kochen müssen, bevor man den Deckel schließt.
Muss einem ja mal einer sagen!
Da wäre ich von alleine wirklich nicht draufgekommen.

Rezept im Originalheft

Falls jemand die Zeit zu Hause hat. So sieht das Cover aus.


Der zweite Platz geht aber ohne zu zögern nach München, auch dieser Teig gelingt, nur das mit dem Kochen hat nicht geklappt (siehe auch meine Anmerkung)



Wenn jemand lieber per I-Pad kocht, dann kann er sich das Rezept auch online hier anschauen. Ich warne nur noch einmal vor zu viel Salz - ansonsten: am besten schmeckt's mit Vanillesoße!

Das Stricken kommt zum Schluss.

Hefeteig ist ja eine ziemlich langwierige Angelegenheit, sehr gut geeignet für eine Sonntag: Vorteig gehen lassen, Teig gehen lassen, geformte Dampfnudeln noch einmal gehen lassen, das braucht Zeit.

Was ist da besser geeignet als ein einfaches Strickwerk, das man immer völlig unproblematisch unterbrechen kann?


Rosa Stulpen mit bunten Perlen. Sehr gemütlich und hübsch anzusehen. Und für mich.
Als Belohnung sozusagen.