Dienstag, 28. Februar 2017

Kapitel 137 - Baby Talk

Also, ich bin kurz vor Jahresende Tante geworden. Das ist natürlich wunderbar, weil es mir eine großartige Gelegenheit bietet, kleine Dinge zu stricken, die schnell fertig sind und supersüß aussehen.

Unter all den Möglichkeiten habe ich mir schon Vorbereitung auf das große Ereignis einen Donald-Anzug für ein Baby ausgesucht, und zwar weil mein werter Schwager und neuer Baby-Papa ein ausgewiesener Comic-Experte ist und dies vor allem auch in Bezug auf Donald Duck. Was liegt also näher?

Zumal mir wieder mal im Urlaub folgendes Buch in die Hände gefallen ist, das ich für schlappe £ 5,- mitgenommen habe:



Schon das Titelbild zeigt ja, dass wir uns hier tief in den 80er Jahren befinden. Daher ist es kein Wunder, dass es auf den Technikseiten auch einen Hinweis darauf findet, wie man Schulterpolster einnäht. Wichtigstes Accessoire in den 80ern!

Jedenfalls enthält dieses Buch neben ein paar netten Intarsia-Pullis (Bambi!) auch ein paar Kleinkinder-Outfits, und zwar für einen Donald Duck sowie eine Mickey Mouse.

Nachdem das angegebene Garn ein reines Baumwollgarn war, bin ich also losgetrabt und habe erst mal ein bisschen Catania in den notwendigen Primärfarben gekauft: Royal (201), Signalrot (115) und Sonne (208).
Für ein Kleinkind erscheint mir das Garn auch eine gute Wahl, waschbar, z.B.

Schwieriger war es mit der Nadelstärke. Es sollte einmal eine 2 3/4 Nadel und einmal eine 3 1/4 Nadel verwendet werden. Da habe ich mal schnell mein Nadelmaß gezückt und alle meine 3er Nadeln gemessen. Übrig blieb eine Cubics-3er Nadel, die bei mir ein engeres Maschenbild produziert sowie meine größte 3er Nadel, die gerade noch so durch das Loch im Nadelmaß rutscht. Da ist der Unterschied groß genug, dachte ich.

Dann endlich angeschlagen und losgestrickt, aber ich hatte mal wieder etwas Wesentliches übersehen: ich stricke ja recht fest und das ist mit einem flutschigen Baumwollgarn nicht ganz so einfach. Leider.
Also gewöhne ich mich wohl oder übel an einen linken Zeigefinger, der deutlich durchfurcht ist.

Dann stricke ich also los. Sehr motiviert natürlich und auch einigermaßen flott.

Aber dann...dann merke ich, dass es sich um einen zwar kleinen Pullover handelt, der aber aus Kilometern von glatt rechts zusammengesetzt ist. Glatt rechts. Hübsch, klar, aber im Ernst? Glatt rechts ist einfach stinklangweilig nach einer Weile. Und es wird auch nicht länger, egal, wie lange man dran strickt.

Begonnen habe ich den Pulli am 12. November mit dicke Zeit bis Weihnachten, dachte ich. Das Baby hatte Termin an Nikolaus und für einen Überraschungstermin habe ich schon für alle Fälle eine BSJ gestrickt. Ich kann also nicht kalt erwischt werden.

Aber glatt rechts? Das dauert eine gefühlte Ewigkeit.

Endlich bin ich dann doch mit allen Teilen fertig. Es folgt also noch das zusammennähen. Das nervt vor allem deswegen, weil ich das nicht mal so locker vor der Glotze machen kann, sondern weil ich mir dafür einen ganzen Nachmittag Zeit nehmen muss, an dem ich mich hinsetze und in aller Ruhe die Stückchen zusammenhefte, um sie dann endlich Stichlein für Stichlein zusammenzustückeln. 

Kleiner Tipp gleich mal in diesem Zusammenhang. Ich hefte nix mehr mit Stecknadeln, sondern Stricksachen hefte ich nur noch mit dieser Art von verschließbaren Maschenmarkierern. Hält bombig und eignet sich perfekt zum Austarieren von kleinen Ungenauigkeiten.

Also, der Nachmittag kam und ging, Ärmel waren eingesetzt, die Seiten zusammengenäht. Dann also noch der Kragen. Ein riesiger Matrosenkragen, der einmal komplett um dein Ausschnitt herum eingesetzt werden wollte. Was tut man nicht alles für einen kleinen neuen Erdenbürger.

Und dann der Glücksmoment. Nichts ist so toll, wie wenn man die Qual geschafft hat. Mit dem fertigen Stück zum Wolleladen und Knöpfe gekauft (und Lob einkassiert). Knöpfe drauf und fertig.

Was fehlt noch? Die Mütze - als Baskenmütze in der Anleitung vorgestellt und die Socken - Entenfüßchen, ganz klar. Der kleine Donald ist bereit:



Das Ganze hab ich dann schnell mit dem darüberschwebenden Bügeleisen gedämpft, weil ich mir nicht ganz sicher war, was die Farbfestigkeit betrifft, wenn ich das wirklich so waschen und spannen würde, wie das immer von den Blocking-Priesterinnen angepriesen wird.

Das hätte mir am Ende nämlich jetzt noch gefehlt - ein total verfärbter gelber Streifen im Ärmel. Nee, nee. Das soll ruhig beim ersten Waschen passieren, wenn ich weit weg bin.



Die Socken haben mich dann noch ein paar Nerven gekostet, weil die Anleitung alles andere als klar und deutlich war, aber am Ende ging doch alles gut. Die Socken sind auch in Merino-Wolle schön dick und mollig gestrickt und nicht in dünner Baumwolle. 

Wenigstens war das ein Vorteil beim Schlussrennen - und beim wiederholten Auftrennen.



Was hier allerdings der seltsame Fleck auf dem Kragen soll, keine Ahnung. Ich hoffe mal, es sind nur ein paar Kalkbrösel aus meinem Bügeleisen. Bei der Übergabe jedenfalls habe ich nichts mehr gemerkt.




Das Baby kam ganz pünktlich am 7. Dezember und hat gleich am folgenden Tag sein neues Outfit überreicht bekommen. Da kann er jetzt in Ruhe hineinwachsen.

Und ganz ehrlich, es sieht doch wirklich wie Donald aus, oder? Ich bin jetzt drauf und dran doch das Mickey-Kostüm zu probieren. Es sieht auch allerliebst aus mit Pumphose und dicken Handschuhen.
Ich sag's ja, Stricken macht glücklich!

P.S.: Es wurde gemunkelt dieses Outfit zum Taufkleidchen zu machen, schließlich wurde der große Bruder auch in Lederhosen getauft. Aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe! So früh muss die Disneyfication ja nun nicht beginnen, oder?





Montag, 6. Februar 2017

Kapitel 136 - ich war verhindert, wirklich

Lieber Leser!

Offensichtlich willst du trotz der langen Funkstille auch im neuen Jahr bei mir vorbeischauen und hast aus diesem Grunde wohlwollend auf diese Seite geklickt. Sei herzlichst bedankt dafür.


Meine Vorsätze diesbezüglich sind natürlich immer wieder dieselben, aber dann hat mich der Jahreswechsel mit voller Wucht erwischt und siehe da: jetzt ist schon nicht einmal mehr Januar.

Was also war einstweilen los?

Das letzte Jahr hat es noch recht gut mit mir gemeint - im Dezember bin ich frische Tante geworden (davon bald mehr) und an Weihnachten hat sich das Leben ganz von selbst sehr angenehm in einen Zeitlupen-Sirup verwandelt, den ich - das muss ich zugeben - auch genossen habe.

Zu Neujahr schließlich habe ich mit großer Freude mein Garn-Glas ausgeleert, um es im neuen Jahr wieder anzufüllen:



Hierbei handelt es sich um ein großes Vorratsglas (Nudeln, denke ich) dessen Deckel ich irgendwann einmal verloren habe bzw. fälschlicherweise in der Spülmaschine komplett ruiniert habe, weshalb ich nun nur noch das Glas habe.

Für den Glascontainer zu schade aber als Erinnerungsspeicher perfekt. Hier hinein verpacke ich alle Garnreste, die ich im Laufe meiner Projekte abschnipseln muss (beim Vernähen), alle Banderolen finden den Weg hier hinein, und ich kann im Laufe eines Jahres ganz gut sehen, wie viel ich so gestrickt habe.

Zusätzlicher Bonus: wenn ich ein bisschen Restgarn brauche, in egal welcher Farbe, dann kann ich das ganz einfach feststellen. Provisional cast-on: kein Problem.

Die solchermaßen halb-entsorgten Banderolen haben den Vorteil, dass ich sie zu Not auch ganz leicht wieder hervorkramen kann, wenn mir doch das Garn einer bestimmten Partie ausgehen sollte.

Ich stricke meine Knäuels ja immer von innen heraus und da ist es nur eine Frage der Zeit, bis alles zu wabbelig wird, um das Stückchen Papier sinnvoll zu halten.

Außerdem ist es natürlich ein hübsches Erinnerungsglas, weil ich gut sehen kann, wohin mich meine Strickreise trägt in einem Jahr.

Im neuen Jahr wurde es dann bald superkalt - sogar zu kalt für meine Radlfahrt in die Arbeit. Das ist natürlich einerseits ganz angenehm, weil dann endlich der Rest der Familie am eigenen Leib erfährt, wie sinnvoll eigentlich unser Hobby ist.

Zum anderen aber ist es auch nicht so toll, wenn man in einem Haus wohnt, das hübsche Verandafenster aus den 60er Jahren hat. Genau: zugig ist gar kein Ausdruck!

Aber auch hier hilft das Hobby. Ich habe mich also gleich drangemacht einen so genannten Kältestopper zu häkeln, und zwar aus diesem recht hübschen Buch:


Meine hiermit gefertigte Schlange für die Fensterbank sieht so aus:


Sie hat schon ein paar Spielerunden hinter sich - prädikat besonders wertvoll.
Ohne Augen und Zunge ist sie bereits eingesprungen als Krake gegen den jeweils eine Herrscherin der Meerestiefen kämpfen musste und mittlerweile habe ich schon die Bestellung für eine zweite erhalten. Braun und grau bitteschön, denn so sehen die Weibchen der Kreuzottern aus. Jetzt weiß ich das also auch.

Wie man sehen kann, hat mich das neue Strickjahr wieder voll im Griff. Ich hab sogar schon neue Wolle gekauft (naja, kaufen müssen, ein Socken- und Versandkostenproblem).

Und nach dem Fest ist vor dem Fest, denn stellt euch vor: ich bereite schon den nächsten Adventskalender, wo gibt's denn sowas?

Die gute Nachricht lautet also: es gibt viel zu erzählen nach der langen Funkstille. Freut mich ehrlich, dass das jemand lesen will.

Danke euch.