Freitag, 19. Dezember 2014

Kapitel 107 - von der Lauflänge

Das Ende des Jahres nähert sich, auch bei mir. Gute Vorsätze waren da, auch genügend Hinweise, dass das Fest der Feste auch dieses Jahr wieder am 24. Dezember gefeiert wird, und dennoch hat es mich heuer ein bisserl aus der Bahn geworfen.

Das lag aber nicht nur dran, dass ich ganz kurzfristig ausgerechnet jetzt ins Krankenhaus musste (im Ernst: im Advent??? Diese Ärzte!), sondern vor allem an der Lauflänge eines bestimmten Markenherstellers.

Alles ging noch ganz harmlos an. Die Damen wünschten sich Schlafsocken. Socken sind ja nun relativ schnell gestrickt und - was soll's - wenn sie es sich so wünschen, dann dürfen sie sich eben die Wolle aussuchen und ich lege los. Stelle also selbstlos meine Arbeiten an den 'sichtbaren' Strickstücken hintan. Diese Selbstlosigkeit passt ja schließlich auch perfekt in die Jahreszeit. Und los geht's.

Die Damen wählen: Neon! Regia Fluormania Color, Farbe Ozean und Berry.





Ich beginne brav mit einem tollen kostenlosen Muster: Biscotte's Sheeps (der Name lässt mich immer grinsen, Nachwirkungen einer strengen Englischlehrerin: "Es heißt sheep! Sheep! Singular sheep! Plural sheep!" - "Jaaaa, Frau B., wir haben's kapiert!").

Zur Neonfarbe kombiniere ich Regia 4-fädig in marine (navy). Das sieht gut aus und macht vor allem Spaß. Lieblingstier Schaf - da kann nix schiefgehen:



Die zweite Variante wird eine Abwandlung des Zählmusters für das Lieblingstier Schwein. Mein Beitrag zum Nikolausstiefel, der bei uns heuer ein wenig nach hinten verschoben werden musste:




Dann geht der Spaß erst richtig los. Es ist nämlich noch Wolle übrig. Fluormania Color kommt in dicken 100g Knäuel - da hab ich also einen Kilometer Knallfarbe im Haus.

Die Damen bekommen zwischenzeitlich neue Jacken, weil ja zumindest im Kalender steht, dass Winter werden/sein soll und weil sie natürlich aus den alten schon wieder herausgewachsen sind.
Zu neuen Jacken gehören dann aber auch Handschuhe. Und zwar Fingerschuhe.

Weiter geht's also, und zwar mit der wunderbaren toe-up-Methode bzw. Stufenmethode von Veronika Hug (hier ein aktuelles Buch, ich hab nur eine alte Zeitschrift aus dem Supermarkt, funktioniert aber bestens). Große Empfehlung und danke dafür!

Ich hab keine Angst mehr vor Fingerhandschuhen und werde mir auch selbst welche stricken. Zum Radeln ohne ist es nämlich doch zu kalt.

So sehen die Handschuhe Größe 5 aus:




Passen bestens und sind ein großer Pluspunkt in der Schulpause. Originaldialog wie folgt:

Klassenkameradin: "Wo kann man denn diese Handschuhe kaufen?"
Dame 1: "Die kann man nicht kaufen!"
Klassenkameradin: "Wo hast du sie denn dann her?"
Dame 1: "Das sag ich dir nicht!"

Es geht doch nichts über Handgestricktes, damit man sich ein bisschen überlegen fühlen kann! Es muss überdies wohl kaum hinzugefügt werden, dass die betreffende Klassenkameradin keine "Freundin" ist.

Was fehlt also noch? Die Mützen.
Ich grabe ein altes Muster aus, das ich mir mal für viel kleinere Mützen der Damen ausgedacht hatte und kombiniere Neon wieder mit Marine:



Na, und endlich, endlich ist das Knäuel zu Ende. Für die Mützen hat es gereicht. Ein kleiner Rest Ozean bleibt übrig und ich bin zufrieden. Wollvorrat ein bisschen verkleinert, drei Sachen draus gestrickt. Besser kann's nicht sein.

Wer meint, dass jetzt Schluss ist, der hat keine kleinen Kinder. Oder er hat besser erzogene Kinder. Oder er kann dem Hundeblick der eigenen Kinder besser standhalten:
"Aber Mama, wir brauchen doch noch einen Schal."

Stimmt. Und wenn schon, denn schon. Dann muss eben auch noch ein Schal her. Und zwei neue Knäuels. Ist ja bald Weihnachten.

Ich stricke die Schals gleichzeitig mit einer Nadel, und zwar nach diesem hübschen Muster (denn ich bin ja immer noch Tuchanfänger). Fällt mit Nadel 3,25 mm ein bisschen klein aus, aber dann passt der Schal grade so eng um Hals und Nacken und unter den Anorak.




Perfektes Projekt für den öffentlichen Nahverkehr und wie ich gerade fest gestellt habe, sogar ein bisschen zu perfekt - zu weit gestrickt! Werde den Rest des Abends also mit Zurückstricken verbringen. Dann bekomme ich wenigstens auch mal live die Lauflänge zu sehen!

Aber wehe, es bleibt dieses Mal etwas übrig am Ende.

Es wird wohl noch Fäustlinge geben, weil ich nicht weiß, wie kalt es doch noch wird, und weil ich den Damen nicht so ganz traue, dass sie so auf ihre Handschuhe aufpassen, wie sie das tun sollen (und ich es ihnen jeden Tag als morgendlichen Abschiedsgruß auf den Schulweg mitgebe). Aber dann bin ich mit meinen Ideen zu Ende.

Und außerdem brauchen meine Augen eine Pause! Beige und Grau, wo seid ihr???