Ganz recht, das ist ein Pullover. Für ein kleines, dickes Kind mit dünnen, spillrigen Armen. Na toll.
Dabei hatte ich alles richtig gemacht. Ein hübsches Modell gefunden in diesem Heft (Ratgeber Frau & Familie 11/2013, S. 71f):
Maschenprobe passt, also habe ich drauflosgestrickt. Zuerst das Rückenteil nach Angabe.
Nach mehrmaligem Messen hat sich allerdings herausgestellt, dass das Vorderteil zu kurz war mit nur zwei Rhomben wie im Foto oben. Also habe ich eine dritte gestrickt und dann erst den Halsausschnitt, etc.
Damit war jetzt natürlich das Rückenteil wieder zu kurz. Also auch dieses aufgetrennt und länger gemacht.
Dann die Ärmel. Nach Angabe und mit gleichzeitig gedrücktem Daumen. Ich dachte, länger machen kann ich sie ja auf jeden Fall. Habe ich auch, nur an die Weite habe ich offensichtlich nicht gedacht.
Das Dämpfen und dann das Einnähen haben es dann an den Tag gebracht. Zu dünn. Zu schmal.
Ergebnis: eine deutliche Naht auf beiden Seiten.
Das sieht zwar auf den ersten Blick recht hübsch aus, ist aber doch seltsam bei einem solchen Pullover, oder? Habe ich sonst in einer Anleitung nie gesehen.
Und wenn man nicht aufpasst, so wie mir das natürlich passiert ist, dann bleibt auch nur eine halbe Masche übrig und das Ganze sieht aus, als wäre der Pulli auf links gedreht:
Nee, nee, nee, so ist das nichts.
Zweiter Nachteil: durch das Einnähen von Randmasche sowie halber rechter Masche jeweils auf beiden Seiten wird die Naht unglaublich dick und wulstig. Für ein kleines Kind? Das kann nicht bequem sein:
Vor allem, wenn man eine solche Naht auch am Ärmel hat:
So sieht also das Ergebnis von mehrwöchiger Arbeit aus. Zum Heulen.
Zuerst also die Sache in die Ecke pfeffern und mindestens zehn Minuten einfach vor sich hinstarren. Das Jackenstricken und ich, das wird wohl nix mehr.
Dann zwangsläufig alles wieder hervorkramen und schweren Herzens wieder auftrennen. Den ganzen Ärmel, die Armkugel, die Seitennähte. Der Nahttrenner ist mein bester Freund und außerdem verfluche ich den Tag, an dem ich beschlossen habe, meine Enden immer möglichst genau und unauffällig einzuweben. Als Steinbock hat man's schwer!
Jetzt habe ich also zwei kleine Ärmelchen, die auf dem Rückweg zu Garnknäueln sind:
Dann die Seitennähte geöffnet und nur so weit wieder geschlossen, bis man zu einer einigermaßen sinnvollen Ärmelweite kommt:
Von hier aus nehme ich jetzt Maschen auf und stricke die Ärmel von oben nach unten noch einmal. Beidseitig. Aber erst, wenn ich mich beruhigt habe, also sagen wir in einer Woche.
Und bis dahin gibt es ein Paar Socken. Innere Balance und so.
Ach du liebe Güte, da hat man einen so tollen Vorsatz, ein so nettes Modell dafür und dann ist die Anleitung nur Pfusch. Und nicht mal ein Designer greifbar, den man dann mit seinem Frust vollkippen kann. Aber lass Dir das Kleidungsstricken nicht von einem fehlgeschlagenen Versuch vermiesen, das war nicht Deine "schuld". Für den nächsten Versuch würde ich mir auf Ravelry ein eher einfaches Teil suchen, gucken, dass es schon hunderte Male (ggg) gestrickt wurde und dass an der Anleitung nicht herumgemeckert wurde. Und dann lass die Nadeln klappern, das gelingt! Mein Favorit ist in jedem Fall Top Down, da sparst Du die Näherei und vor allem die Nahtwülste. Schneller geht es auch...
AntwortenLöschenAlso, lass Dich nicht entmutigen - Du kannst das!
Liebe Grüße
Regina - ehemals Wollfrosch, jetzt Fadenkram
Also das ist ja wirklich einfach nur ärgerlich! Gab es denn keine Mass/Schnittzeichung zu der Anleitung? Und die Naht ist auch schon etwas merkwürdig (hat schon seinen Grund, warum ich so weit wie möglich nahtlos stricke ;-) ). Schwiegermama häkelt die Nähte immer zusammen, was den Wulst aber nicht verhindert.
AntwortenLöschenNicht aufgeben, das wird schon! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
LG
Connie (die noch auf Bilder der fertigen Kommunionsausstattung wartet ;-) )