Donnerstag, 9. Januar 2014

Kapitel 78 - in dem ich meinem Schicksal ins Auge blicke

Jetzt blogge ich hier seit einem guten Jahr und was muss ich bei dieser öffentlichen Selbstbeobachtung feststellen? Dass es kein Entrinnen gibt.
Ich bin und bleibe ein Sockenstricker. Ein so genannter Kleinteilestricker, der seine aktuellen Sockenprojekte überall hin mitnimmt und brav die Anzahl der gestrickten Socken pro Jahr vermerkt (2013: immerhin 18 Paare) und der im Kopf schon ständig die neuen Monatsherausforderungen plant. Januar: Lacemuster - das werden also endlich die dringend benötigten Dirndlsocken in Blütenweiß für die Damen des Hauses. Garn und Muster liegen schon eingetütet im Strickkorb bereit!

Dabei kann ich die Kritiker manchmal durchaus verstehen (langweilig!!! -> langweiliger Aufbau, langweilige Farben, langweilige Strickerei)

Aber irgendwie kommt mir das selbst gar nicht so vor. Das Bündchen - da kann man immer mal wieder was anderes ausprobieren, außerdem findet man damit heraus, wie sich denn das gute Garn strickt. Und die paar Runden im langweiligen Rippenmuster? Die kann jeder überstehen.

Der Schaft - super geeignet um zu sehen, wie ein Muster wirkt, wenn es in der Runde gestrickt wird. Wie eine Maschenprobe, die aber gleich auch etwas 'Richtiges' ist.

Gerade wenn man das Muster dann ganz gut drauf hat und es ein wenig langweilig zu werden droht: die Ferse, die ersehnte Ablenkung.

Darüber hinaus ist sie auch ein kleines Wunder, weil man hier einfach so stricktechnisch um die Ecke saust und dann in einer ganz anderen Richtung weiterstrickt. Großartig.

Dann die Abnahmen für den Zwickel, die einen schon relativ weit voranbringen und die schnelleren Fußrunden, weil ja die Hälfte schon glatt rechts genadelt werden kann. Spitze und Maschenstich, fertig!

Da kommen Prozess- und Projektstricker auf ihre Kosten und sehen das Ende schnell genug nahen, ohne dass sich die Arbeit in ein endloses UFO verwandeln muss.

Und überdies: mit Socken kann man sogar die Garnreste aufbrauchen, die ich auch - wie bereits erwähnt - einfach nicht so leicht wegwerfen kann.

Ich präsentiere also meine neuesten Garnresteverwertungssocken:



Es hat ein bisschen gedauert, bis ich das Muster locker stricken konnte und vor allem bis ich die Enden alle vernäht hatte, aber es hat sich gelohnt. Diese Socken sind wie ein kleines Erinnerungsbüchlein für alle Socken, die ich schon gestrickt habe. Das matte Grün? Socken für meinen Mann.
Das Hellgrün? Hab ich in einem Babypulli für eine der Damen verstrickt.
Das Türkis? Seufz. Die Babydecke.

Die Socken machen wirklich Spaß.

So viel Spaß, dass ich sie gleich nochmal angeschlagen habe, weil die Mädels sich zurecht beschwert haben, dass sie auch mal endlich Socken wollen, "nicht nur immer du, Mama!" Wo sie recht haben, haben sie recht.

Es folgen also Resteverwertungssocken für warme Mädelfüße:

 Lila hatte ich noch eine Menge übrig von meinen Spiralsocken im letzten Jahr, und der Wechsel von blau/grün/türkis zu dem Hundertwasser-orange-Garn stört keinen großen Geist, finde ich.

Das zweite Paar wird rot-grün. Gefällt mir auch (und der fraglichen Dame, denn sie hat es nach genussvollem Wühlen in der Restebox selbst ausgesucht). Was will man mehr?








4 Kommentare:

  1. Ich stricke auch gerne Socken - genau aus den genannten Gründen. Und sie sind so schön portabel ;-)

    Aber auf 18 Paar im Jahr komme ich nicht!

    LG
    Connie

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  2. Och weißt du; ich bin ja (im Moment) vom Kleinteilestricker zum Großteilestricker mutiert ;-), aber ich war auch lange Sockenstricker und verstehe auch heute noch die Kritik, die teils schon kommt, noch immer nicht. Das sind so tolle Projekte, bei denen man - wie du treffend schreibst - so viel probieren kann.
    Und von wegen langweilig - ein glatt rechts Pullover in Rippen oder glatt rechts strickt sich niemals spannender!
    Deine Restesocken sind klasse! Und wie schön erst deine Gedanken dazu, weil aus dem Garn vorher ja schon Projekte entstanden sind - gefällt mir gut :).

    Also weiterhin gut Socken strick!!

    Liebe Grüße;
    Anja

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  3. Ganz große Klasse, die perfekte Psychologie des Sockenstrickens und ich kann Dir in jedem Punkt nur zustimmen! Und das sagt eine, die vor drei jahren noch felsenfest überzeugt war, alles zu stricken, aber Socken N-I-E-M-A-L-S !!! Ja, sage niemals nie - oder so. Letztes Jahr habe ich es auf 46 Paar gebracht - einfach so aus Spaß an der Freude, nicht etwa, um gegen kalte Fürße anzukämpfen, das war nur der nette Nebeneffekt ;-))
    Deine Restesocken sind Spitze, falls Du dieses Geschäftsfeld aus weiten willst - auf Ravelry gibt es eine Resteverwertungesgruppe (http://www.ravelry.com/groups/restend) , wo es immer mal wieder ganz besonders neztte Ideen dür Restesocken gibt...
    Liebe Grüße
    Regina

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  4. Hah! Willkommen im Club der Sock-Addictet-Knitter-Anonymous ;O))
    Du sprichst mir in Sachen Socken aus der Seele. Sehe ich genauso wie Du und bei mir kommt einfach noch hinzu: ich habe bis zu meinem 37. Geburtstag immer nur von selbst gestrickten Socken geträumt- endlich kann ich mir diese selbst nach eigenen Vorstellungen machen...das ist Lusus für die Mauken ;O)) Liebe Grüße aus Bonn
    Daniela

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