Man strickt also oder häkelt. Ein Riesenprojekt, das auch tatsächlich fertig wird. Eine Jacke aus Patchworkfleckerln oder ein großes Tuch in Hin- und Herstrickerei. Oder einen Pulli mit Nadelstärke 2-3. Ein wirklich cooles Projekt, das aber ein echter Zeitfresser ist, genau wie meine Häkeldecken.
Toll, großartig, wunderbar.
Während dieser langen Zeit, in der man sich immer wieder motivieren muss, auch wirklich durchzuhalten, hilft eine Vorstellung ganz gewaltig. Nämlich diejenige, dass man sich am Ende sehr erleichtert fühlen wird. Dass man sich unglaublich freut und das fertige Werk freudig in den Armen hält. Den Kopf schief gelegt, lächelt man etwas dämlich und bewundert seine eigenen Fähigkeiten. Ein fantastischer, befreiender Zustand.
Dann ist der letzte Faden vernäht, das gute Teil zur Not auch gewaschen und gespannt und man ist wirklich, wirklich fertig.
Seufz.
Aber wie lange hält dieser himmlische Zustand an? Einen Tag? Eine Woche? Einen Monat?
Pfiffkas wie der Süddeutsche sagt. Der hält nicht einmal eine Stunde und schuld daran sind nur wir selbst.
Es gibt keine Fanfaren, keinen Champagner, kein Feuerwerk, keine Tänzerinnen, die mit Tamburin und Tschingderassabum durch die Wohnzimmertür hereinkommen und einen Ringelreihen um mich herum veranstalten, weil es mir ganz allein - nur auf Grund meiner enormen Nadelfertigkeiten - gelungen ist, ein großes Werk zu vollenden. Nein, nichts davon gibt es.
Stattdessen plumpst ganz einfach ein anderes der vielen, vielen Ufos in meinen Schoß und verlangt danach, fertiggestellt zu werden. Schreit förmlich danach.
Schon sind all meine Fähigkeiten gebündelt und auf das neue (alte) Werk konzentriert. Gerade noch gelingt es mir, die übrig gebliebene Wolle des alten Projekts irgendwo zu verstauen, da wird schon die neue Anleitung gelesen, noch einmal durchdacht und weiter geht's.
Man stellt sich auf die neue Wolle, auf die neuen Nadeln, auf die neuen Herausforderungen ein und das eben noch gefeierte Projekt ist wie weggeblasen aus dem Hirn. Verschwunden. Ohne Überbleibsel der Freude und Zufriedenheit.
Ein Stricker kennt keine Ruhepausen!
Stattdessen zählt man nach, wie lange man noch an dem jetzt aktuellen Werk wird sitzen müssen. Muss sich mit genau denjenigen Problemen herumschlagen, derentwegen dieses Ding ja erst zum Ufo wurde und befindet sich über kurz oder lang wieder in der Phase, in der clevere Motivation vonnöten ist.
Beim Sockenstricken ist das einfach, da arbeitet man ja von Nadel zu Nadel. Der Änderungseffekt tritt auch bei der Magic-Loop-Methode häufig genug ein, sodass es einigermaßen vorangeht. Aber was ist mit langen glatt-rechts-Phasen, womöglich mit vielen Maschen?
Da versuche ich es immer mit dem berühmten Kontrastfaden. Einmal in der Mitte um ein paar Maschen geschlungen, baumelt er fortan fröhlich inmitten meines Gestricks und zeigt mir, dass ich tatsächlich vorankomme und nicht etwa von einem schwarzen Loch verschluckt werde. Aber hart ist es trotzdem!
Da wäre jetzt der Champagner recht, den die Tänzerinnen hätten mitbringen sollen. Aber der ist ja eben leider niemals angekommen.
Aber was soll's! Macht doch immer noch genug Spaß, sonst hätten wir's wohl längst aufgegeben! Und ein Glas Rotwein wird sich ja auch noch auftreiben lassen irgendwo, oder?
:-)
AntwortenLöschenAlso - für besagten Pullover hält das Gefühl noch an. Jedes Mal, wenn ich ihn anziehe, bin ich auf's neue Stolz darauf. Aber stimmt schon, das nächste UFO wartet schon auf die Fertigstellung. Ich beisse mich gerade durch glatt rechts in hellgrau. Aber es ist ein Ende in Sicht ;-)
Birch habe ich schon gestrickt - als erstes Tuch. Und nicht in Ravelry eingetragen...
Das ist einer der Gründe für mich zu bloggen. Denn zumindest in dem Moment, wo ich versuche schöne Fotos zu machen, sie am Computer bearbeite und dann auf meinen Blog stelle, habe ich die Fanfaren laut im Ohr und den Champagner auf der Zunge. Manchmal kommt sogar eine nette Tänzerin in Form eines Kommentares vorbei.
AntwortenLöschenAußerdem empfehle ich sich selbst auf Pinterest ein wenig zu feiern. Da wartet jedesmal ein kleines Orchester, wenn man wieder vorbei schaut.