Dienstag, 15. März 2016

Kapitel 128 - meine neue Karriere als Tuchstricker - naja, fast

Es ist ja so - jedes Jahr sammelt man die gestrickten und gehäkelten Projekte in einer Liste, nur um zu sehen, was man alles geschafft hat. Und jedes Jahr, pünktlich zum Jahreswechsel, überlegt man sich, ob man nicht doch mal etwas Neues wagen sollte.
Ich hab ja nun genügend Socken gestrickt, dass sie mir in jeder Richtung keine Angst mehr einjagen: vom Bündchen aus, von der Spitze aus, Socken stricke ich mittlerweile blind. Also ist es wirklich mal an der Zeit für etwas Neues.
Und außerdem: mein am Ende des Jahres gelegener Geburtstag führt ja dazu, dass ich immer ein paar neue Knäule mit ins neue Jahr nehmen kann. Und geschenktes Garn will schließlich auch mal irgendwann verstrickt werden. Möglichst noch im laufenden Jahrzehnt. Also dann, frisch drauflos.

Tücherstricken habe ich bisher immer nur bewundert und weniger selbst gemacht. Vor allem wohl deshalb, weil ich einfach mehr der Schaltyp bin und eigentlich gar nicht weiß, wie ich mir diese Riesendinger um den Hals schlingen soll, dass sie einigermaßen aussehen. Das hat sich erst geändert, als ich auf dem Wollmarkt mal ein Drachenfels-Tuch live gesehen habe.


Das war eine ziemlich flotte Angelegenheit. Drachenfels eins und zwei ließen nicht lange auf sich warten.



Mit beiden Tüchern bin ich ganz zufrieden. Aber noch war das ja nicht wirklich eine Herausforderung. Beim zweiten Tuch sogar noch eher eine Aufgabe, die das Durchhaltevermögen trainiert. Kraus rechts, für immer und ewig, da hilft irgendwann die beste Serie nicht mehr.

Aber für so wirklich anspruchsvolle, endlos gemusterte Tücher bin ich noch nicht bereit.

Schließlich habe ich es vom Garn abhängig gemacht.  Ein wunderschönes, superweiches und tolles Türkisgarn:


Das ist Diana 4-ply von fivemoons in der Farbe Almost shipshape ooak. Ein wunderbares Garn und ein wunderbares Geschenk. Also sollte daraus doch ein mindestens ebenso tolles Tuch werden.

Die Farbe hat bei der Musterauswahl geholfen, es wurde Ho'okipa-Shawl, mit dem hatte ich schon länger geliebäugelt.

Na, das ist zu schaffen, dachte ich, alles glatt rechts und nur am Rand ein Muster.
Aber was für eins. Ich sage nur 'links verschränkt'. Gah! Ein Glück, dass ich mit einem Klick meinen Computer pausieren kann, sonst wäre ich verrückt geworden. Stricken und Serien gehören eben doch zusammen.

Für mindestens die Hälfte des Schals habe ich in Ruhe re oder li gestrickt, nur um dann am jeweiligen Rand mühsam die richtige Zeile zu studieren (es ist wahr, englische Muster kann ich nicht nach Musterzeichnung stricken, keine Ahnung warum).
Da mussten der Bleistift, das klebende Post-it und der Sirka-Counter herhalten, und zwar bis zum bitteren Ende. Der Mustersatz hat nicht übermäßig viele Zeilen, aber in meinen Kopf wollte er nicht hinein. Bis zum Schluss nicht.


Ein Glück, dass er so hübsch ist, sonst hätte ich es vielleicht nicht ausgehalten. Die kleinen Wellen und sogar die Zackenkante machen wirklich Spaß. So hübsch!
Dazu passt das glatt rechts wirklich gut.


Aber dann kam es natürlich so, wie es kommen musste. Als Anfänger.

Ich habe mich verstrickt. Bei glatt rechts. Das ist doch kaum zu glauben. Und außerdem genau in dem Teil, der um den Hals geschlungen, vorne hängt. Man sieht es im obigen Bilde, die dunkle Stelle gegenüber von der Kurve rechts.
Das kommt davon, wenn man denkt, ah, Halbzeit, jetzt läuft dat ja wie jeschmiert. Denkste, Puppe!

Und natürlich bleibt es nicht dabei.
Mein Garn war so toll und fein, dass ich es möglichst ganz verbrauchen wollte und dachte auch, das müsste hier klappen. Schließlich ist es eine einfache Zunehmen - Maschenzahl halten - Abnehmen-Konstruktion.
Sollte man meinen.

Ich wickle also mein Garn in ein Knäuel und wiege dieses Knäuel immer wieder, bis ich die Hälfte der Grammzahl erreicht habe. Dann ein kleiner Doppelknoten um die Mitte anzuzeigen und weiterwickeln. Ein Klacks.

Dann stricke ich los und wie es so kommt, der mittlere Knoten erscheint knapp am Ende eines Mustersatzes. Nur noch zwei mickrige Reihen stricken oder 18 Reihen eines Lochmusters mit links verschränkten Maschen auftrennen?
Sowas nennen die Amerikaner no brainer. Da ist die Antwort klar. Auf keinen Fall auftrennen! Und hoffen, wenn es keine Hoffnung mehr gibt. "Das wird schon reichen, dass muss einfach reichen."

Wie man sieht, hat es auch gereicht. Aber mit dem Klumpfuß eines weniger eleganten und knappen Endes auf der einen Seite: Unten breit und oben schmal.



Da weiß ich auch schon, wie ich es tragen werde. Fest um den Hals gewickelt. Zum Glück ist es so schmusig-weich! Und das nächste Mal gibt's wieder Farbe. Fest auf der Tapetenrolle steht Granemones. Mit viel Pink!








1 Kommentar:

  1. Verstrickt? Im glatt rechten Teil? Echt? Ich hab's nicht gesehen ;-) Und der "Klumpfuss" fällt auch nicht weiter auf. Das sind nur kleine Designelemente, die das Tuch zum Unikat machen.

    Die Farbe passt auf jeden Fall supergut zum Muster! Viel Spass beim nächsten Tuch, das sieht auch toll aus.

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