2020 war das Jahr der Zahlen und Kurven. Ständig hat man Werte und Diagramme studiert und verfolgt, ob die Kurve abflacht oder ansteigt oder sogar exponentiell ansteigt und so wie es aussieht, wird uns das noch eine ganze Weile auch 2021 begleiten.
Grund genug, dachte ich mir, mal den persönlichen Knäuel-(Re)produktions-Faktor und die ureigene WEK = Wolleinkaufskurve unter die Lupe zu nehmen.
Im Rückblick hat sich zuerst alles noch ganz gut angelassen. Der Lockdown kam, die Kisten waren gefüllt. Endlich war der jahrelang feinsäuberlich kuratierte Wollvorrat vulgo Stash zu etwas Nutze. Man hatte Auswahl, man hatte Gelegenheit und man hat natürlich aus dem Vollen geschöpft.
Mit dieser Idee war ich natürlich nicht alleine, in mehr als einem Podcast oder Blog habe ich davon gehört und gelesen, dass es vielen so ging. Da wurde sogar Pläne aufgestellt, nur aus dem Stash zu stricken oder alle angefangenen Arbeiten zu beenden oder einfach nichts Neues zu kaufen, wenn nicht der Wolladen vor Ort wieder aufmacht.
Das ging auch eine Weile ganz gut. Ich habe mit meiner Rest-Deckenwolle eine neue Corona-Quarantäne-Decke begonnen und jeden Tag ein Fleckerl gestrickt. Genug Wolle war ja da.
Aber…kaum war ein bisschen Ruhe eingekehrt, der neue Alltag organisiert, habe ich gemerkt: ich hatte plötzlich auch viel mehr Zeit mir diverse Podcasts neu anzusehen, auf Ravelry zu stöbern und überhaupt erst neue Strickideen zu bekommen.
Und genau dann haben die Wolläden schließlich doch wieder aufgemacht.
Es kam, wie es kommen musste: nichts wie hin, den lokalen Handel unterstützen und natürlich Wolle für viele neue Ideen kaufen. Mit anderen Worten: meine Wolleinkaufskurve ging steil nach oben. Ich habe geschwelgt. Und meine Pläne, alles erst einmal aufzustricken waren natürlich perdu.
Dann kam der zweite Lockdown und die zweite Runde an Vorsätzen. Wieder wurde brav aus dem Stash gestrickt, alle vorhandenen Projekttaschen mit den dazugehörigen Projekten unter die Lupe genommen und neu sortiert. Aber natürlich war auch wieder Zeit da, in schon schon vorhandenen Büchern und Magazinen zu stöbern. Sehr hilfreich für die Ideenfindung, aber nicht sehr hilfreich für die Entschlusskraft.
Das Weihnachtsfest kam ins Blickfeld, Geschenke (=Wolle) und Wolle für gestrickte Geschenke musste besorgt werden. Nebenbei gesagt - das ist nach wie vor die beste Entschuldigung für den Wollkauf: "Es ist ja nicht für mich selber, sondern für XYZ." Hahaha.
Dann wurden schon Überlegungen für das neue Jahr angestellt, Strickpläne erwogen, über Make Nines gegrübelt, und die neuen Stricktrends unter die Lupe genommen (dicke und leichte Garne, echte und unbehandelte Schafwollgarne, Klützer, Klützer, Klützer). So viele Sachen!!!
Politisch kamen jetzt auch die Brexit-Verhandlungen in der letzten Runde dazu und die Angst vor möglichen neuen und sicherlich viel höheren Portokosten. Der Klickfinger konnte gar nicht anders als ständig unkontrolliert vor sich hinzuzucken. Und so hat die Weltpolitik meine persönliche Strickpolitik beeinflusst. Die Wollkurve stieg und stieg und stieg.
Damit hat sich meine Strickkurve nahezu nahtlos der vorhandenen C-Kurve angepasst. Anstieg, abflachen, neuerlicher Anstieg. Es ist gar nicht so verkehrt, hier von explosionsartigen Stash-Zunahmen zu sprechen. Alles natürlich, um den lokalen und überhaupt den Wollhandel zu unterstützen. Bin ich unverbesserlich?
Jetzt kann mich eigentlich nur noch Mandy retten. Es ist Januar 2021 und ich steige ein bei Mandys Stash-Abbau-Projekt. Alle meine Projekttaschen habe ich in Kisten gepackt und werde sie nacheinander herausziehen und fertigstricken. Das ist der Plan. So lange bis die Kurve wieder flacher ist. Dann wird man weitersehen. Noch bin ich guter Dinge!
Euch allen, liebe Leser, ein wunderbares neues Jahr. Wir müssen uns einfach weiter durchkämpfen - und sei es durch neue Stash-Berge ;-)
Ich bin bisher nicht auf die Idee gekommen, meine Wolleinkaufskurve mit der C-Kurve zu vergleichen - aber ja, stimmt, die Übereinstimmungen sind nicht zu leugnen!
AntwortenLöschenZum Glück hat man im Lockdown ja genug Zeit zum Stricken.
Ein gutes neues Jahr, bleibt gesund!
Cornelia (streepie)
Dir auch ein gutes neues Jahr! Gesundheit und viel Zeit zum Stricken wünsche ich.
LöschenIch bin so froh, dass wir das Stricken haben, sonst würde ich diese nervenaufreibende Zeit gar nicht schaffen.
Liebe Grüße,
Margareta