Die verstrickte Dienstagsfrage 8/2013
19FEBBei mir gab es genau drei Phasen, die schließlich zur heutigen Strickbegeisterung geführt haben. Erst nach der dritten ist das Stricken geblieben.
Stricken stand tatsächlich auf meinem Lehrplan für die Grundschule. Davor hab ich eigentlich nicht gestrickt, kann mich zumindest an kein Projekt erinnern.
Aber an meine Strickliesl! An die kann ich mich gut erinnern, denn ich hatte eine ganze Weile den Ehrgeiz die längste Strickwurst überhaupt herzustellen und hab mit vielen verschiedenen Farben experimentiert.
Eine Revolution für mich war dann die Strickliesl mit Kurbel - in einem grauenhaften Orange. Aber sie hat funktioniert und das hat wirklich Spaß gemacht.
In der Grundschule gab es schließlich das Fach Handarbeiten. Wir haben gestickt (einen Umschlag für ein Fotoalbum), Kartoffeldruck gemacht (eine Waschmitteltonne als Wäschetonne umfunktioniert) und schließlich gestrickt.
Es sollte ein brauner Teddybär werden, und zwar bestehend aus lauter Rechtecken in kraus rechts. Die wurden dann zu Schläuchen genäht, mit Füllwatte ausgestopft und schließlich zu einem ganzen Teddybär zusammengefügt.
Leider kann ich mich kaum noch dran erinnern, ob ich wirklich alles selbst gemacht habe. Ich habe ein Mutter, die arg zum 'Helfen' neigt, und es kann sein, dass sie selbst mehr gemacht hat als ich. Da hab ich eine wirkliche Lücke in der Erinnerung.
Den Teddy hab ich allerdings geistig noch vor mir - nur wo er jetzt ist, weiß ich leider nicht. Schade eigentlich, denn er ist tatsächlich fertig geworden und war mein ganzer Stolz. Die Nadeln hab ich wenigstens noch, ein Nadelspiel in Stärke 5, mit Nagellack gekennzeichnet.
Die nächste Welle erfasst mich in den 80ern. Da hatte ich in der Schule eine stricktechnisch versierte Freundin, die jede Woche (so kam's mir vor) an einem anderen Pulli saß und durch sie hab ich neu begonnen. Die Schnitte waren einfach (zwei Rechtecke + zwei Trapeze = ein Pullover), und ich hab fröhlich losgelegt.
Mustertechnisch war ich allerdings auf rechte und linke Maschen zurückgeworfen, denn mehr konnte ich nicht und vor allem traute ich mich nicht. Aber nachdem ich mehrfach und endlos nur glatt rechts gestrickt hab (die lange, lange, lange Rückreihe linker Maschen mein persönlicher Albtraum), meine Ärmel nie so wurden, wie ich mir das dachte ("du musst einfach jede vierte Reihe beidseitig 2 zunehmen, das klappt dann schon"), hab ich es wieder gelassen.
Dritter Anlauf in den 90ern.
Ich weiß noch, dass ich mit dem festen Vorsatz, mir endlich ein Buch zu kaufen, das mir endlich genau alles über das Stricken erklären kann (Wie geht das mit dem Zunehmen? Wie strickt man die Ferse von einer Socke? Wie näht man überhaupt alles am Schluss zusammen? Wie klappt das mit den Zöpfen?) in den Hugendubel am Stachus gegangen bin. In die Hobby- und Handarbeitsabteilung.
Und da war es. Das Wunderwerk in der ersten Auflage (damals noch Ravensburger):
Das war einer der wenigen Momente im Leben, wo wirklich alles gepasst hat. Ich wollte ein solches Buch kaufen: mit Bildern, mit genauen Erklärungen für totale Anfänger, mit einer Nachschlagefunktion für verschiedene Techniken und mit Ideen für Projekte. Und es gab TATSÄCHLICH genau so ein Buch im Laden.
Damit ging es dann wirklich los. Im Zeitschriftenladen am Hauptbahnhof hab ich mir die damals aktuelle 'Verena' zum ersten Mal gekauft und seither stricke ich.
Mal mehr, mal weniger, eine Weile nur Socken, dann plötzlich eine Menge Kindersachen. Langsam mit immer komplizierteren Schnitten, schließlich auch mit Zopf- oder Ajourmuster.
Das Stricken ist eben eine Leidenschaft, die immer weiter geht. Es gibt immer wieder neue Sachen, die erfunden werden, neue Trends, denen man folgen kann, wenn man will und vor allem neue Bücher und neue Wolle. Ach ja, und die neuen Medien? Das wäre eine eigene Dienstagsfrage wert!
Die Reise geht eben immer weiter. Zum Glück!
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