Mit dem Stricken, dem Wollvorrat und den Projekten ist es ein bisschen so wie mit dem Kleiderschrank.
Endlich, endlich ist man mal zu einem besonderen Ereignis eingeladen, d.h. für uns: man hat sich ein besonderes Projekt herausgesucht, eine Idee gefunden, die man gerne verwirklichen will, eine Anleitung entdeckt, die einfach nur großartig ist!
Aber dann: hat man keine Wolle dafür. Nichts, was sich wirklich eignet. Die Farbe passt nicht, die Menge ist nicht genug, das Garn ist überhaupt nicht geeignet vom Material und der Garndicke her. Zu dumm!
Und überdies ein so vollständiges Déjavu der allwöchentlichen (oder allmonatlichen) Szene vor dem eigenen Kleiderschrank, dass einem angst und bange werden kann.
Dennoch ereignet sich diese Szene mit geradezu beängstigender Pünktlichkeit immer und immer wieder, obwohl man gleichzeitig als geistig nicht völlig minderbemitteltes Wesen durchaus merkt, dass man viel Wolle hat. Wirklich viel. Ganze Kisten voll. So viel, dass sogar die Kinder und manchmal auch der Ehemann sagen: "Mama, du hast viel Wolle, gell?"
(Bei Letzterem bitte 'Mama' durch ein passendes Kosewort ersetzen!)
Dennoch: es ist in diesem Wollvorrat nichts, absolut nichts zu finden, was wirklich zur Projektidee passen kann.
Wenn man jetzt nur nicht so eine klare Vorstellung davon hätte, was man stricken will oder wie man stricken will oder für wen man stricken will!
Dann könnte man sich wenigstens mit etwas begnügen, was man vielleicht doch aus den Tiefen des Vorrats herausangelt. Aber so wird das nichts.
Wenn man schwarze Raben stricken will, dann braucht man schwarze Wolle (auch wenn man davon nur sehr, sehr wenig benötigt und der übrig bleibende Rest sicherlich für ewig in den Untiefen des wolligen Ozeans versinken wird).
Schwarz ist nämlich nicht wirklich eine Farbe, mit der man gerne strickt (zumindest ich nicht). Nicht einmal Socken. Eigentlich, besonders keine Socken, denn dann sind sie höchstwahrscheinlich für Männer und was wollen die?
Bloß nix Besonderes, bloß kein Muster, bloß nix Auffälliges.
Das heißt dann schwarze Rippensocken, und zwar in Größe 46. Danke, nein, sagt mein Strickerherz.
Wenn man endlich ein Muster für eine perfekte Jacke gefunden hat, dann hat man nahezu unvermeidlich nicht genügend Wolle dafür, selbst wenn man in einem Großeinkauf schöne Wolle günstig erworben hat.
Denn es tritt Folgendes ein: die Garnstärke ist zu dick oder zu dünn oder ausgerechnet für dieses Projekt ist es die falsche Farbe (ich bin eben ein 'Frühling' und da ist helles Aubergine gar nicht vorteilhaft) oder es fehlen eben doch die ein oder zwei Knäuel, die man sicherlich trotz fünfmaliger Umrechnung und Veränderung des Modells für den zweiten Ärmel nötig haben wird.
Viel zu risikoreich, daher also lieber gar nicht anfangen damit.
Was bleibt uns übrig? Wie kommen wir aus dieser gedanklichen Zwickmühle heraus? Wie lösen wir das Problem?
Haach, nichts leichter als das. Das können wir alle im Schlaf.
Das geht so, oder so, oder so, oder so, oder so, oder so, oder so....(langsames Fade-out).
Ich such mir ja eigentlich immer die passende Anleitung zum Garn - aber wenn dass nicht, geht das bei mir meist so:
AntwortenLöschenwww.bergeredefrance.fr
LG
Connie
Da hast du unser aller Misere ganz wundervoll beschrieben. (Und die Idee mit dem Fade-out fand ich zu schön!)
AntwortenLöschenIch habe dich übrigens auf meinem Blog getagged, falls du mitmachen magst. http://fairyknits.blogspot.de/2013/02/hui.html