Montag, 3. Juni 2013

Ist das wirklich so schlimm?

Also, Martina Behm bewundere ich wirklich.

Und dabei stricke ich überhaupt gar keine Tücher ;-) und hab sogar auch noch gar keine ihrer Anleitungen ausprobiert. (Ja, ich weiß, Tücher sind unglaublich "in" und sie sind sehr hübsch anzusehen, aber ich bin halt ein scarf girl)

Martina Behm hat, wie ich finde, eine Riesenmenge an Anleitungen in relativ kurzer Zeit verfasst und dann ganz einfach selbst herausgegeben. Wahnsinn!

Darüber hinaus hat sie jetzt eine Kolumnensammlung ähnlich der Yarn Harlot -Bücher veröffentlicht, die sie am letzten Wochenende live in Aschaffenburg vorgelesen hat. Totaler Wahnsinn!

Schließlich war sie in New York und hat dort mehr als einmal ihr eigenes Design als fertiges Gestrick live an diversen Ständen angetroffen. Mittlerweile bin ich im Delirium!

Dann hat sie auch noch den letzten Schritt in die Welt des internationalen Strickdesigns getan und sich ganz offensichtlich aus ihrem Tagesjob zurückgezogen, um sich wirklich auf die Design-Arbeit konzentrieren zu können. Jetzt ziehe ich meine sämtlichen Mützen und Hüte (und Schals)!

Das ist ja wohl der absolute Traum eines jeden von uns. Wer würde nicht gern seinen Tagesjob aufgeben und sich in sein solches Abenteuer stürzen? Ich habe natürlich auch meinen halben Roman in der Schublade und sehe mich in besagtem Traum schon an ganz anderen Orten als demjenigen, den ich von montags bis freitags frequentieren muss.

Bei so viel Bewunderung und ehrlicher Mitfreude war es dann schon ein kleiner Schlag, den folgenden Tweet zu lesen. (Original-Tweet hier, Datum 02.04.13, es folgt eine Kopie).

Martina Behm @strickmich

Agree: “@BlackTrillium: Also? Cut-and-pasting Barbara Walker 

st patterns to a basic sock recipe & calling it yours? Lame.”


Ist das wirklich so schwach? Mal ehrlich?

Selbst bei den SockKnittersAnonymous gibt es den so genannten DYO-Monat - aktuell Juni - in dem genau das von den Teilnehmern erwartet wird.

Ist es nicht auch eine kreative Leistung, ein Muster, das für Hin- und Rückreihen geschrieben ist, so einzuteilen, dass daraus eine anständige Anleitung für ein Paar Socken wird?

Dafür sind doch all die Mustersammlungsbücher da, oder nicht?

Nun ist es natürlich klar, dass nicht jeder von Null auf CookieA-Niveau designen kann, aber selbst ihre berühmten Monkey-Socken, die ich selbst schon gestrickt habe - tolle Socken, aber ich schweife ab - habe ich viel später in einem meiner Musterbücher gefunden und sofort erkannt (Aha-Effekt inklusive).

Es ist ja sowieso schon schwierig mit dem Urheberrecht, also wann ein Muster wirklich mir und niemandem anderen zugeschrieben werden kann. Tina Hees hat darüber mal einen sehr ausführlichen Blogeintrag gemacht.

Denn schließlich gibt es eben nur eine bestimmte Anzahl von Kombinationen mit rechten und linken Maschen.

Sogar bei wirklich prominenten Designern wird immer mal wieder (z.B. hier) bemäkelt, dass sie einfach ihre alten Entwürfe recyceln oder sogar einfallslos, weil viel zu schlicht, arbeiten. Aber das finde ich eigentlich gar nicht schlimm.

Denn: man muss die Sachen ja schließlich nicht kaufen.

Wenn ich eine Anleitung sehe, bei der ich merke, dass es sich nur um ein 2re/2li Muster handelt, die ich also nur wenig interessant finde, dann lasse ich die Finger davon und kaufe mir stattdessen eine, bei der ich das Gefühl habe, mehr für mein Geld zu bekommen.

Speziell bei Socken muss man da eben genauer hinsehen. Und so viele verschiedene Arten, Socken zu stricken, gibt es doch gar nicht: von oben nach unten, von unten nach oben, quer, Entrelac (also Flechtmuster), mit patches und .... schon fällt mir nichts mehr ein.

Es gibt immer eine Ferse, eine Spitze und etwas zum Hineinschlüpfen. Das war's.

Die Strickwelt ist groß, und der Anfänger, der gerne ein einfaches, aber wirkungsvolles Modell mit einem tollen re/li Muster stricken will, der soll sich eine solche Anleitung kaufen oder herunterladen und damit einen Erfolg erzielen.

Mit dem Begriff der Kreativität wird hierzulande doch eigentlich viel zu sparsam umgegangen. Da sind uns die Amerikaner weit voraus, wo sich jeder, der einmal ein Gedicht für eine runde Geburtstagsfeier geschrieben hat, ganz selbstverständlich author nennt.

Warum dann nicht auch Designer mit eigenen Anleitungen?

Sind diese Strickkoryphäen, die unser Hobby durch viele Jahrzehnte (auch durch die große Strickflaute hindurch) betrieben haben, und allen Kindern und Enkeln "einfach so" passende Pullis in Wunschwolle und Lieblingsmuster (Eine andere Größe? Ein anderes Garn? Kein Problem!; Muster? Welches denn? Gerne!) gestrickt haben, etwa lame? Ich denke nicht.


Und jemand, der sich die Mühe macht, eine Anleitung aufzuschreiben, sie zu überprüfen und dann in die Welt hinauszuschicken, doch eigentlich auch nicht.

Mein Aufruf: ran ans Werk und Mustersammlungen gewälzt und dann gestrickt - und aufgeschrieben! - was das Zeug hält.

Mein eigener Beitrag: eine mittlerweile schalgroße (s.o.!) riesige Maschenprobe mit den "Noppen der Verzweiflung":


Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden. ;-)


1 Kommentar:

  1. Agree ;-)

    Solange ich angebe, woher das Muster ist, finde ich es gar nicht "Lame", wenn es fuer einen Socken (oder ein anderes Strickstueck) angepasst wird.
    Dafuer sind doch Strickmustersammlungen da...

    Allerdings finde ich Frau Behms Designs nicht sonderlich ansprechend - aber ich kann an kraus rechts gestrickten Tuechern nicht viel finden...

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