Mittwoch, 4. September 2013

Kapitel 64 - in dem es noch einmal um den Urlaub geht (Teil 2)

Also der Wollladen:






Den gibt es erst seit fünf Jahren, wobei der Name zusammen mit dem Geschäft gekauft wurde.

Weiden sind sehr populär in Wales und wachsen überall. Darüber hinaus werden sie für Bio-Treibstoff und natürlich auch für Weidenkörbe, etc. verwendet. Das alles passt sehr gut zur allgemeinen Stimmung der Nachhaltigkeit, die vor allem auch in Wales sehr populär ist. Lebensmittel werden von lokalen Anbietern gekauft, der Müll wird nach recyclebaren Materialien durchforstet, etc. (Jaja, wir sprechen hier von UK, auch da sind die Uhren nicht stehen geblieben!).




Eine Partnerschaft zwischen drei Strickerinnen betreibt den Laden. Sie verkaufen Wolle, Anleitungen (auch mit Wollpaketen) sowie ihre eigenen Werke.

Gesprochen habe ich an diesem Tag mit Myra Mortlock, von der ich leider kein Foto geknipst habe - hab mich nicht getraut zu fragen. Sie ist allerdings ganz eng mit der britischen Campaign For Wool verknüpft, wie aus diesem Artikel hervorgeht.

Man sieht an den Bildern ganz gut, dass dabei jede der Strickerinnen ihre eigenen Designs hat. Es gibt hauchdünne Lace-Schals, Kinderjäckchen, Gefilztes sowie Westen aus reiner Schafwolle.







Die reine Schurwolle, die verkauft wird, stammt ausschließlich aus der Umgebung. Wales hat eine ganze Menge Schafe, die sich recht hübsch über die grünen Hügel verteilen. Darüber hinaus gibt es auch handgefärbte Wolle aus Yorkshire. Buy British!




Neben all der Wolle werden im Laden auch die Erzeugnisse von sieben weiteren Kunsthandwerkern verkauft, z.B. diese Holzlöffel hier mit speziellen keltischen/walisischen Motiven:



Daran kann man schon am deutlichsten sehen, an welches Publikum sich der Laden richtet - die Reisebusgesellschaft, die gut gelaunt und mit Spendierhosen durch die Gassen von Hay-on-Wye spaziert.

Die Löffel sind wunderschön, keine Frage, aber ein solches Souvenir finde ich immer schwierig. Entweder, es muss eine wirkliche Bedeutung haben (dann gehört es aber in seine walisische Umgebung und nicht zu mir in den Süden Deutschlands) oder ich kann damit bei mir etwas Sinnvolles damit anfangen (z.B. wenn es ein 'echter' Löffel für den Everyday Use wäre).

Damit bleibt für mich als Souvenir aus einem solchen Laden aber zum Glück noch einiges übrig:



Gekauft habe ich schließlich wieder Sockenwolle. Aber nur, weil ich mich nicht für eine Farbe entscheiden wollte und mir Schurwolle doch ein bisserl zu kratzig ist. So für den Anfang meiner Karriere als Pulloverstricker, der ich ja noch werden will heuer ;-)




Alle sind handgefärbt von Jenny Cook ohne Internetseite, aber hier erwähnt.

Das ist eine so irre Farbe, finde ich. Hab ich auch noch nie verstrickt:





Hier ist sogar bisschen Glitzer mit drin. Hab ich schon oft gesehen, aber noch nie verstrickt. Bin sehr gespannt, wie das aussieht:



Dieses hier war der Sneak-Peek, und ich muss leider mitteilen, dass mich das Knäuel schon verlassen hat. Eine Bekannte hatte um ein Mitbringsel aus UK gebeten (für Herrensocken), und das war das interessanteste Garn, das ich gefunden hatte. Alles andere, was es gab, war nämlich reines Merino. Das als Socken verstrickt - für einen Schwiegervater mit großen Füßen - lohnt die Mühe nicht, wenn die Fersen in nullkommafünf durchgewetzt sind. Dann lieber mit Nylon-Beimischung und Waschmaschinentauglichkeit.


Wer jetzt auch mal Lust auf Wolle aus Wales hat, dem sei gesagt, dass das Fremdenverkehrsamt sehr eifrig damit beschäftigt ist, Wolle und Kunsthandwerk allgemein zu promoten. Es gibt sogar eigene Wanderwege, die man abschreiten kann, von den diversen Festivals ganz zu schweigen, z.B. Wonderwoolwales.

Da kommen die Shops in London schon ein wenig anders daher:




Sehr cool, sehr hip, und (wie mir bestätigt wurde), auch sehr exklusiv. Das sieht man schon daran, dass ich - kaum war der Laden betreten - keine Fotos mehr gemacht habe. Anordnung wie folgt:

Kasse ganz hinten. Regale links (voller Wolle, oben ein paar Bücher) und rechts (voller Bücher, daneben ein wenig Wolle) und in der Mitte zwei Sofas mit Couchtisch, an dem die Insidergruppe strickt und ratscht und den Neuankömmling keines Blickes würdigt. Auch ein Gruß wird nicht erwidert, was für UK-Standards sehr, sehr ungewöhnlich ist. Da klingt die Website schon ein wenig anders. Vielleicht hab ich aber nur einen falschen Tag erwischt.

Prinzipiell fand ich die Einrichtung aber toll. Hinter der Kasse gab es zudem einen Riesenkühlschrank, in dem Getränke und Sandwiches zum Verkauf aufbewahrt wurden - genau das Richtige eigentlich. Schade, dass sowas bei uns überhaupt nicht geht. Da gibt es bestimmt die Lebensmittelverordnung XYZ mit Unterpunkt 2f, die es einem LYS nicht erlaubt, solche überlebenswichtigen Non-Wool-Produkte auch zu verkaufen ;-)

Die Souvenirs aus London sind ebenfalls bunt. Und diesmal nicht nur Sockenwolle. Daraus soll auch ein Tuch werden, nämlich dieses hier.


Fyberspates in Spiced Plum


und I Knit or Dye in pink und türkis

Nächstes Mal will ich diesen Laden besuchen. Und bis dahin wird nur noch aus dem Vorrat gestrickt (naja, sagen wir mal im nächsten Monat oder so).




1 Kommentar:

  1. im I Knit London war ich auch schon - allerdings habe ich mir vor zwei Jahren keine Souvenirwolle mitgebracht.

    Uebernaechste Woche geht's nach Cambridge - den passenden Wollladen habe ich schon im Internet ausfindig gemacht.

    Der Laden in Wales klingt sehr interessant... aber bis ich dahin komme, wird es wohl noch ein Weilchen dauern!

    LG
    Connie

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