Mittwoch, 20. Januar 2021

Kapitel 157 - ein neuer Trend???

Es gibt ja Ereignisse, nach denen kann man die Uhr stellen. In jedem einzelnen Januar, den ich auf diesem Planeten bewusst erlebt habe, war der Monat Januar der Moment des Großen-Aufräumens, des Alles-Umkrempelns und wie sollte es anders sein nach den Weihnachtsherrlichkeiten: der Moment der Endlich-Zu-Erfolgenden-Ernährungsumstellung. Vorsätze gibt es ja genug. Da ist es natürlich kein Wunder, dass man als kleiner Stricker im Januar auch den einen oder anderen Plan für das neue Jahr fasst.

Also zum Beispiel eine neue Technik ausprobieren: Patent oder Double-Face oder Steeken.

Oder eine bestimmte Projektart in Angriff nehmen: endlich auch mal einen echten Islandpullover stricken.

Oder eine neuartige Wolle ausprobieren: ich will auch mal mit Mohair einen Flausch erzeugen.


Soweit so normal. Selbst Ravelry hat vor ein paar Jahren einen Challenge-Button eingeführt, bei dem man sich für seine eigene Projektseite der Herausforderung stellen kann, eine vorher selbst bestimmte Anzahl von Projekten in einem Kalenderjahr zu beenden. Dies hat auch bei mir im letzten Dezember noch zu hektischen Manövern geführt, nur damit ich die gesetzte Zahl auch wirklich erreichen konnte. Ein bisschen albern, ich weiß, aber doch ein Supergefühl.


Dieses Jahr, so scheint mir aber, kommt noch eine neue Dimension dazu. Offensichtlich soll 2021 ganz im Zeichen des großen Stash-Abbaus stehen. Auch an dieser Stelle wurde davon schon gesprochen, ganz angesteckt von Mandy Strickt Jeden Tag. Sie ist aber nicht allein. Auch Monika von Momas Wollwelt hat ihre Truhen durchforstet, Kiko von Kikos Strickschule plant weniger Neuanschläge und mehr Projektbeendigungen. Und jetzt höre ich schließlich auch den Frickelcast davon sprechen, im Januar möglichst alle angefangenen Projekte zu beenden. Oder zumindest jeden Monat eine solche Projektleiche aufzustöbern und so lange wieder zu beleben, bis sie fertig ist. Was ist da los? Das Jahr 2021 als das Jahr des Großreinemachens?


Es scheint, als hätten wir Zeit genug. Gerade erst ist der Lockdown erneut verlängert worden. Viele von uns sitzen zu Hause und können mit den Nadeln klappern.

Aber das stimmt natürlich leider nicht. Gerade die Vermischung von Arbeit und Freizeit in den eigenen vier Wänden nimmt langsam aber sicher ein Ausmaß an, das nur noch schwer erträglich ist. Und dazu scheint der neue Trend besonders zu passen.


Es scheint ein allgemeines Gefühl der Notwendigkeit von erfolgreicher Kontrolle zu geben. Wenn ich schon sonst so völlig den Launen eines winzigen Virus ausgesetzt bin, dann kann ich doch wenigstens meine Projektzahl in den Griff bekommen und bei mir zu Hause alles besser organisieren.


Das stimmt wohl und zu dieser Kategorie zähle ich mich selbst auch immer noch. Der Plan, zwei Projekte zu beenden, bevor ein neues angeschlagen wird, hat zu einer fertigen Strickjacke und einem Paar Socken geführt, die sonst vielleicht noch nicht beendet gewesen wären. Das hat mich sehr beruhigt, und aus dieser Ruhe heraus habe ich dann meine neuen Fingerhandschuhe angeschlagen.


Vielleicht ist aber das genaue Gegenteil richtig? Schließlich handelt es sich hier um ein Hobby, um etwas, das unseren Alltagsstress lindert. Es soll Spaß machen, es soll uns beruhigen, vor allem aber soll es zwanglos sein. Wenn wir uns hier auch noch strengen Regeln unterwerfen, dann haben wir überhaupt keinen Raum mehr für Erholung.


Und dann blüht uns vielleicht etwas, wovon wir im Februar wieder zuverlässig lesen werden: der Jojo-Effekt. Zumindest was meine Projekttaschen (und meine Figur) betrifft, so möchte ich lieber darauf verzichten.


Da halte ich mich doch lieber an Mandys neues Motto aus ihrem letzten Podcast: alle Pläne über Bord!


Na dann: Ahoi und eine Buddel voll Rum!


2 Kommentare:

  1. Alle Pläne über Board! Ein passenderes Motto für 2021 gibt es nicht!!!

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  2. So sehe ich das auch! Was bleibt uns übrig? ;-)

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