Eigentlich klingt es ja ganz einfach. Im Winter ist es kalt, da stricke ich mir einen warmen Pullover und im Sommer ist es warm, da brauche ich ein luftiges Oberteil.
Daran orientieren sich seit vielen Jahren alle großen Garnfirmen und natürlich auch die einschlägigen Publikationen. Alle Influencer, die Rang und Namen haben, zeigen gerade jetzt die neuen Sommergarne und werden uns sicherlich erst im Oktober die neuen kuschligen Winterflauschträume präsentieren.
Das funktioniert mit derselben Regelmäßigkeit, mit der es im November Plätzchenrezepte zu lesen gibt und im Januar die neuesten Diättrends.
Wir sind so daran gewöhnt, dass wir uns sogar wundern würden, wenn es jetzt nicht überall Baumwoll- und Leinengarne zu sehen gäbe. Wir wollen die tollen Qualitäten natürlich auch alle gerne haben, am liebsten schon in das wunderhübsche Oberteil verwandelt, das wir dank großflächiger Werbung ins Auge gefasst haben. Das wär's doch.
Genau darin liegt aber natürlich die Crux an der Sache. Stricken ist so langsam. Es ist sogar gaaaanz laaaaaangsam. Bei mir zum Beispiel und sicherlich auch bei vielen anderen, die ihre Zeit noch mit einem Arbeitgeber teilen müssen, der zwar das Geld für die Wolle bezahlt, aber der natürlich auch etwas für seine monetären Beiträge sehen will.
Also brauche ich für einen Pulli nicht nur eine Woche, sondern mindestens einen Monat, meistens mehr, sodass aus dem Winter ganz schnell der Frühling und aus dem Sommer flugs der Herbst wird.
Nicht zum ersten Mal habe ich einen im Winter begonnenen Schmusepullover erst in der nächsten - und manchmal sogar in der übernächsten - kalten Saison tragen können. Sehr schade!
Ich schlage daher einen Gegentrend vor.
Weg von den sommerlichen Knit-alongs, die wir sowieso nur unter Aufbietung aller Ressourcen bzw. bei sträflicher Vernachlässigung von allen anderen sommerlichen Vergnügungen irgendwie schaffen und stattdessen hin zur antizyklischen Strickbewegung.
Wie wär's denn, wenn man uns im Sommer das neue Flauschgarn mit all seinen neuen Farben vorstellen würde? Dann könnten wir gemütlich auswählen, die Maschenprobe stricken (was sicherlich auch bei hochsommerlichen Temperaturen klappt) und uns vielleicht sogar schon an einen Anschlag wagen.
Meist hat der Sommer ja auch ein paar kühlere Tage, sodass wir gemütlich an unserem neubegonnenn Winterpulli stricken können, damit wir ihn pünktlich zum richtig kühlen Herbst überstreifen können.
Und andersherum genau so. Wer hat nicht nach Wochen der Dunkelheit auf Grund der kurzen Tage Sehnsucht nach der Unbeschwertheit einer lauen Sommernacht? Und was könnte diese Sehnsucht besser stillen als das Wühlen in sommerlichen Farben und Anleitungen? Im Januar angeschlagen, ist das hübsche Top auch sicherlich bis zum Juli fertig.
Das könnte sogar ich schaffen!
Ich bin da sofort dabei! Im moment stricke ich gerade eine warme Jacke für den Herbst - das Sommertop wird wohl erst nächsten Sommer fertig ;-).
AntwortenLöschen