Mittwoch, 14. Juli 2021

Kapitel 162 - der V-Ausschnitt und ich

Man hat ja nicht umsonst diverse 'Was steht mir am besten?' Bücher studiert. Da hat sich also nach langer Lektüre ergeben, dass der V-Ausschnitt für viele Leute - und damit auch für mich - eine ganz vorteilhafte Halsausschnittsform ist.

Also will ich natürlich auch meine persönlich angefertigten Kleidungsstücke mit einem solchen V-Ausschnitt schmücken. Klappt soweit ganz gut, beim RVO nimmt man also einfach langsam vorne beidseitig zu, bis man schließlich zur Runde schließt und den Pullover fertig strickt.

Dann noch schnell die Maschen aus dem Ausschnitt aufnehmen, Bündchen dran und fertig.


Klingt einfach und ist es auch - wenn..., ja wenn es sich um ein einfarbiges Garn handelt.

Über die Jahre hat man sich eine gut funktionierende Randmasche angewöhnt, die Maschenaufnahme klappt damit, und der Pulli sieht OK aus.




Was passiert aber bei einem Streifenpulli? Die vielen Farbwechsel bringen die Fadenspannung durcheinander, die Randmasche verändert sich.




Auch beim x-ten Versuch will es einfach nicht gelingen, hier die Maschen anständig aufzunehmen. Ich komme über einen einigermaßen krakeligen Rand nicht hinaus. Das gestrickte Bündchen sieht ja ganz gut aus, aber der Rand des V-Ausschnitts? Nein danke. Dieser Pulli wird ganz sicherlich das überlaute Etikett selbstgemacht von der Welt da draußen verliehen bekommen. Und das ist nie so nett gemeint, wie es klingt.


Jetzt bin ich zwar die letzte, die etwas gegen kleinere Fehler hat. Damit kann ich ganz gut leben. Aber der gesamte Ausschnittrand? Vorne am Pullover? Das geht zu weit.


Für die Lösung, die mir schließlich eingefallen ist und die ich gerne mit Euch teile, benötigt man dieses kleine und alltägliche Gerät:




Man beginne also am Rückenteil und häkle eine Reihe fester Maschen. Gesagt, getan.


Dann aber kommt mir wieder der V-Ausschnitt entgegen, ich häkle weiter und…das geht ja gar nicht! Das ist ja sogar schlimmer als vorher, denn jetzt sieht man die seltsamen 'Füßchen' der festen Maschen.




Also nochmal Kommando zurück.

Wir beginnen am Rückenteil, häkeln feste Maschen, aber wenn die V-Ausschnittsschrägung in den Blick kommt, dann wechseln wir und arbeiten Kettmaschen durch die Maschen der Schrägung hindurch.






Das geht mit ein bisschen Übung leicht von der Hand und man kann die Schrägung ganz wunderbar nachkontrollieren.


Ordentlich genug?

Genügend Maschen pro Farbrapport?

Passt!




So arbeitet man sich um die Schrägung herum wieder auf die Rückseite. Sobald das Gestrick wieder gerade wird, werden wieder feste Maschen gehäkelt.


Bei der letzten Masche wird die Häkelschlaufe auf eine Stricknadel gelegt. Die Stricknadel deutlich dünner wählen und dann durch die hinteren Schlaufen der Häkelmaschen hindurch einfach die Maschen für den Halsausschnitt aufnehmen.





Weiter geht's in der nächsten Runde mit der normalen Bündchennadel.






Dadurch entsteht eine Art Naht um den Halsausschnitt herum, die ganz gut zu einem V-Ausschnitt passt.



Am V-Ausschnitt



Auf der Rückseite


Und der hässliche Rand mit den ungleichmäßigen Maschen und den vielen Fäden verschwindet im Inneren.



Wer sagt's denn? Da hatte ich tatsächlich mal eine vernünftige Idee.


Jetzt muss ich nur noch die verflixte Mittelmasche schöner stricken. Gute Ideen sind immer willkommen!



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