Knapp drei Wochen habe ich es jetzt ausgehalten, aber nein, ganz ohne Stricken? Das geht ja gar nicht. Da können noch so viele Leute (aka Ärzte) sagen: "Geben's halt ein bisschen Ruhe. Hören's halt auf mit dem Stricken." Nein, das geht leider nicht. Da wird man ja verrückt.
Was habe ich also getan? Erstmal die lokale Apotheke leergekauft, Schmerzgel forte und einen Riesenpack Sport Tape.
Dann ran an YT und Videos gesucht, die mir erklären, wie man denn nun mit dem Tape umgeht. Und natürlich fleißig zweimal täglich das Wundergel aufgetragen. Hoffentlich hilft's.
Aber am Allerwichtigsten: ich habe mein Stricken umgelernt.
Denn es ist tatsächlich so, dass die verflixte linke Masche schuld ist. Bei dieser Masche nämlich, so hat es sich herausgestellt, wackle ich offenbar gehörig mit meinem linken Handgelenk hin und her, bis sie dann endlich fertig gestrickt und durch die alte Masche gezogen auf die rechte Nadel wandert. Genau das aber geht mir offenbar auf's Gelenk. Mit besonderem Vergnügen offenbar bei kleiner Nadelstärke.
Bei Frau Litzi habe ich dann noch vor Weihnachten gesehen, dass sie offenbar gelenkschonender mit der so genannten osteuropäischen Strickweise arbeitet. Also die linke Masche anders wickelt, sodass die rechte Masche der nächsten Reihe verkehrt bzw. verschränkt auf der Nadel liegt.
Auch Daniela Johannsenova strickt auf diese Weise. Das sieht zwar einfach aus, aber da wird die Umgewöhnung noch etwas dauern, das weiß ich genau. Das Stricken ist einem ja doch über die Jahre in Fleisch und Blut übergegangen - Stichwort muscle memory - und jetzt wieder über jede Masche nachdenken? Mal sehen, ob mir das gelingt.
Was ich allerdings schon vor einer Weile angefangen habe zu üben, einfach weil ich wissen wollte, ob ich das fertig bringe, kommt mir jetzt tatsächlich überraschend gelegen.
Das Stricken auf die englische Art.
Aus zugegebenermaßen sehr eitlen Angebergründen, wollte ich ja schon immer mal in der Lage sein, beim Jacquard-Stricken mit beiden Händen gleichzeitig jeweils einen Faden zu führen. Hauptfarbe auf links, Kontrastfarbe mit rechts. Das sieht so ultra-cool und professionell aus! Und geht offenbar so fix. Und nochmal: es sieht einfach obercool aus.
Damit könnte man sogar diejenigen miesepetrigen Zweifler überzeugen, die Stricken immer noch für langweilig halten. In beiden Händen je einen Faden und daraus ein Textilstück zaubern? Sensationell!
Aber leider: meine Versuche in dieser Richtung waren nie von Erfolg gekrönt. Ganz im Gegenteil, es gab ein ganz schreckliches Kuddelmuddel auf beiden Nadeln, von der richtigen Fadenspannung ganz zu schweigen. Da fehlt also noch einiges zur sensationellen Perfektion.
Daher habe ich den zweifarbigen Versuch schnell wieder aufgegeben und weiter tapfer bei Fairisle-Mustern mit beiden Fäden über dem linken Zeigefinger gewerkelt. Klappt auch, Spannung passt, aber es sieht halt dann nicht so toll aus. (Das Stricken meine ich, nicht das Strickstück)
Aber gleichzeitig habe ich begonnen, immer wenn ich an irgendeiner Stelle in einem Strickstück eine lange Phase glatt rechts vor mir hatte, zu versuchen, ein paar Maschen englisch zu stricken. Also den Faden mit rechts zu führen. Einfach nur, um das Auszuprobieren und ein bisschen zu üben.
Was soll ich sagen? Das Tempo war natürlich grauenhaft langsam, aber wenn man dabei bleibt, dann verändert sich das. Ich bin nach ein paar Monaten über einigermaßen schneckenhaft bis auf das Niveau 'respektabler Anfänger' gekommen. Gar nicht so übel.
Und dann kam mir mein lädiertes linkes Handgelenk dazwischen. Genau zur Geschenke-Strickphase, in der einige Socken noch auf ihre Fertigstellung warteten.
Vielleicht, vielleicht, dachte ich, geht das das ganze Stück ja schon mit rechts. Ganz vorsichtig also, Nadel in die erste Masche gesteckt, dann den Faden um die Hand geschlungen, den rechten Zeigefinger zum pünktlichen Herumschlingen des Garns bereitgehalten und los ging's.
Mit angehaltenem Atem eine Runde an einem Socken zu stricken, das war ja schon viele Jahre her. Ich bin also wieder ein echter Neuling. Aber das Tolle ist:
Es klappt! Mit sechsfacher Sockenwollstärke ist es sogar noch etwas einfacher. Natürlich dauert es ungefähr doppelt so lange wie zuvor, aber es funktioniert! Hurra! Hurra!
Das bedeutet für mich in meiner schmerzvollen Jammerphase natürlich vor allem - ich kann wieder stricken! Stress ade!
Es sind freilich nur kleine Projekte möglich, die Fadenspannung ist immer noch viel zu fest, aber es geht voran! Ich stricke wieder!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen