Samstag, 16. November 2013

Kapitel 72 - in dem es endlich um die Jacke gehen soll

Also, nun endlich die Jacke. Alles fertig, alles vernäht. Und es war ein wirklicher Kampf! Aber er ist zu Ende. Und es sieht so aus, als hätte ich gewonnen ;-)





Phase 1: Die Blenden fehlen noch. Also auf beiden Seiten die Blendenmaschen aufgenommen, mit zwei Nadeln, sodass ich auf jeden Fall rechts und links die identische Maschenanzahl habe.

Die Blendmaschen habe ich doppelt aufgenommen. Und zwar aus dem oberen und dem unteren Beinchen der Randmasche, sodass auf jeder Seite zwei Blenden entstanden sind, in die hinein ich dann den Reißverschluss nähen kann.

Nochmal langsam: eine Randmasche (so wie jede andere rechte Masche auch) sieht ja aus wie ein V - hat also ein rechtes und ein linkes Beinchen. Ich habe also von oben und quer 3 Maschen aus vier Reihen aufgenommen, dann dasselbe von unten (= innen) und quer, dann die andere Vorderseite.





Zwei Knäuel der Originalwolle sind noch übrig - das reicht hoffentlich für die Blenden.








Kaffee ausgetrunken und Blenden fertig gestrickt und alle Fäden vernäht. Jetzt geht es um den Reißverschluss. Von der Länge her müsste er eigentlich passen.



Zuvor habe ich mit Kontrastgarn noch einmal die obere Blende umhäkelt, damit der schwarze Reißverschluss besser dazu passt. Ich habe Krebsmaschen gewählt, aber bin nicht ganz zufrieden.

Der Kontrast zum dunkelrot ist toll, die Krebsmaschen selbst sind es weniger. Wahrscheinlich war einfach die Häkelnadel zu klein gewählt. Aber zu dem Zeitpunkt - ich gebe es ehrlich zu - war ich nur daran interessiert, endlich, endlich fertig zu werden, so dass ich mir dachte:
Das stört keinen großen Geist.
Schließlich will ich mit der Jacke ja nicht auf den Laufsteg.




Dann ging es ans Einnähen. Material wird zurechtgelegt: Garn (Originalgarn wäre zu dick gewesen, also Baumwollgarn in ähnlicher Farbe), Stecknadeln und Nähnadel. Diese langen Stecknadeln sind übrigens ein Quiltstecknadeln - sehr zu empfehlen, weil sie eben um ein gutes Stück länger und besser zu handhaben sind. Außerdem ist der Glaskopf größer.



Dann wird gesteckt: Der ganze Reißverschluss zwischen die Doppelblende gelegt und festgesteckt. Wieder einmal hatte Frau Buss Recht mit ihrem Tipp der doppelten Blende: von beiden Seiten sieht die Blende gut aus.

Genau das wollte ich unbedingt erreichen, denn als ich meinem letzten VHS-Kurs die Leiterin eine ihrer Strickjacken mit Reißverschluss gezeigt hat, die auf links - sagen wir großzügig - 'etwas improvisiert' aussah, dachte ich: nee, da muss es einen anderen Weg geben. Jetzt kann ich sagen: es gibt ihn.

Einschränkung: Meine Idee, diese Blenden mehrere Zentimeter breit zu gestalten und dadurch die Vorderteile knapper zu halten, weil ja noch die Blende drankommt, ist idiotisch.

Dadurch wird alles viel zu dick und so breit ist kein Reißverschluss. Wenigstens sieht alles auf links ganz OK aus.

Ein kurzer Test beweist, dass sich alles öffnen und schließen lässt. So soll's schließlich sein.




Es wird drauflosgenäht. Das geht für den größten Teil der Blende ganz gut. An derjenigen Stelle, an der oben und unten der Reißverschluss mit Kunststoff verstärkt ist, wird es zu einer Kraftprobe. Zum Glück hilft der Griff in die Werkzeugkiste. Mit der Zange konnte ich die Nadel noch immer herausziehen.




Fertig! Vorderseite.


Rück- oder Innenseite.


Und schließlich das Tragefoto. Zu spät am Tag und im Garten aufgenommen. Ich weiß.

Aber: Jacke passt und ist warm.



Zweites Aber:
Der Kragen ist furchtbar. Ich hab ihn von außen aufgenommen, weil er sich nach außen legen sollte. Das Resultat ist, dass er sich ständig hochstellt. So war das nicht gedacht. Aber das kann ich bei Gelegenheit noch ändern bzw. schnell festnähen. Aber noch nicht gleich.




Drittes Aber:
Ist dem lieben Herren des Hauses sofort aufgefallen. Sie sind ja alles, aber nicht gerade diplomatisch, was die eigenen kreativen Bemühungen angeht.
Jedenfalls sieht man auf den Bildern deutlich den von oben mit verkürzten Reihen eingestrickten Ärmel (das war auch der Zweck des VHS-Kurses). Fazit: Der Ärmel wird zu füllig und plustert sich ein wenig. Das Wort 'Flügerl' fiel in diesem Zusammenhang. Nicht so toll.




Dazu kommt, dass ich das Gefühl habe, die Ärmel sehen von einer Seite besser aus als von der anderen, je nachdem auf welcher Seite man welche verkürzten Reihen gearbeitet hat.

Im Bild sieht das so aus. Von vorne und von hinten gesehen: rechter Ärmel, linker Ärmel.






Besonders das zweite Bild ist alles andere als glücklich. Ich denke, Tina in Hamburg hat nicht unrecht, wenn sie sich so für eingenähte Ärmel stark macht. Die sehen einfach sauberer aus.

Aber gut. Wollen wir mal nicht so streng sein. Die Jacke ist fertig. Sie ist warm, ich liebe die Farbe und hab sie ehrlich ständig an. Für meinen ersten Versuch bin ich also total zufrieden.

Außerdem: ich hab mich getraut und bin den ersten Schritt in Richtung Jacken-Meisterschaft gegangen. Manche Fehler werde ich nicht mehr machen (dafür andere, ich weiß, aber das macht ja nix).

Die nächsten Maschenproben sind gestrickt und das nächste Projekt schon ausgesucht. Ich will diesen Pulli stricken, für den ich schon vor 100 Jahren die Wolle gekauft hab. Noch einmal ein Projekt für zu Hause und weniger für die große, weite Welt, aber noch bin ich ja auch noch eine kleine Nummer im Bekleidungsstrickgeschäft. Aber das wird schon!

Wenn mir nicht wieder was anderes dazwischenkommt...



Schwachheit, dein Name ist Stricker.




2 Kommentare:

  1. Gratuliere zur fertigen Jacke!!!!!!!

    Egal was Tina meint - bei MIR sehen eingestrickte Ärmel besser aus....

    LG
    Connie

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  2. So ehrliche Geschichten - auch von Pleiten, Pech und Pannen - begeistern das Strickerherz! Aber - Deine Jacke ist toll, also lass sie Dir nicht mies machen und mach sie Dir nicht selber mies. Du hast Dich an Neues heran gewagt und der Versuch ist gelungen. Für den nächsten weißt Du, worauf Du achten musst - perfekt! Und wenn ich mir Deine Erfahrungen lange genug durch den Kopf gehen lasse, könnte ich das Ding mit dem Reißverschluss vielleicht auch mal probieren, denn Knöpfe mag ich nicht und Knopflöcher sind doof...
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
    Regina

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