Montag, 25. November 2013

Kapitel 74 - in dem alles zum Thema 'Showtime' gesagt wird

Das Wollschaf hat sich heute selbst übertroffen. Eine Frage zum kipping (= knitting in public), also dem öffentlichen Stricken:

Die verstrickte Dienstagsfrage 48/2013

Strickst oder häkelst du auch in der Öffentlichkeit (also in Cafés, Bus und Bahn, Büchereien, in der Uni, am Arbeitsplatz etc.) ? Wenn ja, welche Erfahrungen hast du damit gemacht und wie reagiert die Umwelt darauf? Wurdest du schon angesprochen und was haben sie gesagt?
Vielen Dank an Katharina für die heutige Frage!


Na klar stricke ich in der Öffentlichkeit! Und da schrecke ich vor nichts zurück. Im Bus? Kein Problem. In der S-Bahn? Na klar. Manchmal sogar im Stehen. Ein Café wäre da sogar die kleinere Übung ;-)

Vielleicht ist das ein Hauptgrund für meine Sockenbegeisterung, weil das eben Projekte sind, die man wun-der-bar mitnehmen kann in den öffentlichen Nahverkehr.

Sogar wenn ich zum Wandern mit dem Zug unterwegs bin, kann ich eine kleine Projekttasche mit einem Socken mitnehmen. Und es kann sogar sein, dass ich diese auch bei einer gemütlichen Rast auspacke.

Beim Baden auf dem Handtuch? Strickzeug dabei. Im Wartezimmer beim Arzt? Nadeln parat. Beim Friseur? Sowieso. Also wenn man überlegt, kommen doch eine ganze Menge Orte in Frage, an denen ich stricken kann.

Allein die Arbeit - die ist ein Problem. Da sind selbst die Pausen so gestaltet, dass man eigentlich nicht richtig stricken kann. Und die Kollegen sind so gestrickt (dämliches Wortspiel, aber ich konnte nicht widerstehen), dass man eigentlich nicht wirklich stricken sollte.

Man merkt schon - das ist ein 'nicht wirklich'-Problem - meinem persönlichen Unwort des Jahres übrigens. Denn was bedeutet es letzten Endes? Ich könnte stricken, wenn ich wollte, und verzichte darauf, weil stricken für mich Privatvergnügen ist, das ich ungern in einem halböffentlichen Rahmen wie dem Job ausbreite.

Ich glaube, es liegt daran, dass ich nicht in diese berühmte Liesl-Schublade gesteckt werden will und mir das Stricken so viel bedeutet, dass ich es für mich behalten will. Irgendwie.

Im Zug oder in der Tram macht mir das nichts aus, denn da bin ich ja quasi für mich - bewege mich in meiner Freizeit dort und bin keinen wie auch immer gearteten Blicken ausgesetzt.

Mit den Reaktionen ist das so eine Sache. Meistens schauen die Leute nur verstohlen und sagen nichts. Vielleicht ist das typisch für Süddeutschland - hier liegt das Quatschen einfach nicht so nahe. Da schaut man erstmal und macht sich so seine Gedanken (die man als Gegenüber manchmal beinahe 'lesen' kann). Aber bis man jemanden direkt anspricht, kann doch ein bisserl Zeit vergehen.

Allerdings hab ich auch schon nette Erfahrungen gemacht. Wollmeisen-Wolle wird fast immer kommentiert, weil sie so auffällig ist und man solches Leuchtgarn offensichtlich sonst selten sieht.
Auch die Zwei-Socken-auf-einmal-Methode wird gerne kommentiert. Wie denn das ginge? Und ob das eine neue Methode sei?

Ich glaube, es gibt eine ganze Menge an Leuten, die selbst gerne stricken, und zwar für sich und völlig ohne Internet und auch in der klaren Annahme, dass dieses Hobby etwas für abends vor dem Fernseher ist. So wie früher. Und die sind es dann, die sich äußern, wenn sie jemanden 'draußen' stricken sehen.

Manchmal würde ich mir sogar wünschen, dass mich die Leute ansprechen - ich fürchte, ich bin da etwas von einem missionarischen Eifer beseelt - aber meistens lassen sie mich in Ruhe. Und sehen nur zu.

Aber wenn sie sich dadurch angespornt fühlen, mal wieder selbst zu stricken, dann ist das doch auch was.

Meine Damen habe ich jedenfalls schon feste in diese Richtung erzogen. Wenn wir mit der S-Bahn unterwegs sind, dann sind die Strickliesel, eine Häkelnadel für eine Luftmaschenkette sowie mein Strickzeug dabei. Damit uns nicht langweilig wird ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen