Sonntag, 2. März 2014

Kapitel 82 - in dem doch nochmal um Socken geht

Nee, oder? Das gibt es doch nicht.

Doch, das gibt es schon, aber anders.

Es geht nämlich diesmal um das Ausdenken von Socken. Über dieses Thema, also das Designen, wie es sehr viel cooler heißt, ist ja schon ausführlich bei Martina Behm (ab 30.09.13) berichtet worden. Und da klingt das ja auch wirklich cool: Idee - Skizze - Maschenprobe - Rechnen - Stricken - Foto - Anleitung - Fertig.

Das liest sich spannend und ist wohl auch so, nur leider ist es unmöglich auf mich anwendbar. Bei mir ist mal wieder alles anders.

Das letzte Paar Socken, das ich mir ausgedacht habe (zu einem KAL, der sich um diese Figur dreht - aus einer BBC Serie zu Robin Hood), hat ewig gedauert. Und ich meine ewig!

Ich wollte Socken stricken, in denen irgendwo der Wolf auftaucht, der hier so hübsch in den Kostüm-Schnallen verewigt ist. In einem Musterbuch hab ich dann auch etwas gefunden, was so ähnlich aussah und hab es dann selbst weiterentwickelt zu einem Wolfskopf.

Das Ganze per Maschenprobe überprüft mit Garn und Nadelstärke, in der ich normalerweise Socken stricke. Dazu hab ich mir die Manöver notiert, die ich machen musste, damit es so ein Wolfskopf wurde, wie ich mir das vorgestellt habe.

Der Probelappen wurde natürlich länger und länger, weil ich immer wieder neu probieren musst, wie die Ohren aussehen müssen, wie lang der Kopf insgesamt sein muss, etc. Also stricken, auftrennen, aufschreiben, weiterstricken, radieren, etc, aber das ist ja auch völlig in Ordnung.

Dann war ich endlich fertig. So sollte es sein, Skizze fertig gestellt und los geht's. Es mussten auf jeden Fall toe-up-Socken werden, denn der Wolfskopf sollte den Betrachter ansehen und das Design umdrehen konnte ich nicht.

Magic-cast-on und losgestrickt. Das Muster war ganz gut zu stricken, jede zweite Reihe eine "wie die Maschen erscheinen"-Reihe - kein Problem.

Ungefähr bei der Hälfte meines Wolfskopfes hab ich gemerkt, dass ein in Runden gestrickter Wolf ü-b-e-r-h-a-u-p-t nicht so aussieht wie ein hin-und-her gestrickter. Keine Ahnung, warum. Irgendetwas hat sich fürchterlich verschoben, was in meiner Maschenprobe noch OK war. Also alles wieder aufgetrennt und nochmal versucht. Statt einem Umschlag zwei Umschläge gestrickt, damit ich mehr Platz zwischen den Maschen bekomme. Auf der anderen Seite später verkreuzte Maschen gestrickt. Auf der Skizze alles durchgestrichen, radiert, drübergekritzelt. Bis ich gemerkt habe. Es klappt wieder nicht. Es sieht einfach blöd aus. Dieses Muster braucht (immer noch keine Ahnung warum) einfach eine Rückreihe in links. Es hat natürlich eine gute Weile gedauert, bis ich das gemerkt habe!

Hilft also alles nichts - ich muss es ganz anders versuchen.

Nochmal aufgetrennt und dann nur den Wolfskopf gestrickt und die andere (die Sohlenseite) einfach mal so stillgelegt. Das sieht so aus:



Das funktioniert bezüglich des Musters dann endlich so, wie ich mir das vorgestellt hatte (der Wolf kam zurück!):


Nicht zu schräg, aber eben auch nicht zu unkenntlich. Jetzt muss ich also nur noch die beiden Seiten irgendwie miteinander verbinden. Die Farbe für die Sohle wird schwarz sein, weil so hab ich ja schließlich auch die Spitze gestrickt.

Glatt rechts, kein Problem. Am Rand dann jeweils ein kleines Manöver des Zusammenstrickens und der Socken wächst. Dann endlich die Ferse.

Hierzu muss ich einfügen, dass ich beileibe kein toe-up-Stricker bin. Ganz im Gegenteil. Diese Art der Sockenkonstruktion ist für mich ein Riesenmysterium und ich brauchte also auch hierfür mehrere Anläufe (immer mit dem dazugehörigen Auftrennen), bis ich diejenige Ferse herausgefunden hatte, die für mich funktioniert. Man kann sie hier finden (in einer Neuausgabe, wie ich sehe). Bumerangferse mit verstärkten Doppelmaschen.

Dann also zum Beinteil. Kein Problem, denke ich, hab ja schon einen Plan.

Da merke ich plötzlich, dass sich die zwei Teile des Fußes - VONEINANDER LÖSEN! Wie? Keine Ahnung. Ich hab sie nach bestem Gewissen zusammengestrickt. Sogar ein bisschen dran geruckelt. Da war alles OK.

Jetzt merke ich: wenn man ein bisschen fester dran ruckelt - was später vielleicht die Waschmaschine durchaus mal machen wird - dann fliegt mir das Teil auseinander. Na toll! Also wieder aufgetrennt. Wutschnaubend natürlich.

Sohle nochmal gestrickt, neuer Versuch der Zusammenführung der beiden Teile, neue Ferse. Nochmal geruckelt - alles passt. Diese kleinen Knötchen am Rande finde ich auch gar nicht mal so schlecht.





Denn endlich der Beinteil.

Ganz zu Beginn meiner Beschäftigung mit der KAL-Idee hatte ich mir eine kleine Jacquard-Skizze gemacht. Die hab ich also drangestrickt. Ergebnis:



Ein Colourwork-Wolfskopf mit den beiden Farben des Sockens. Vorder- und Hintergrundfarbe ausgetauscht:




Das war ja wohl nichts halbes und nichts Ganzes. Sieht einfach nur drangestückelt aus. Außerdem: wenn ich den Wolfskopf am Fuß im Ajourmuster stricke, dann passt so ein Jacquardmuster gar nicht dazu. Nee.

Also noch einmal ein paar Musterbücher gewälzt und mir stattdessen ein paar Zöpfe ausgesucht, die durchaus dazupassen könnten. Losgestrickt.

Nach der Hälfte des Beines gemerkt, dass mir das Jacquardmuster doch irgendwie fehlt. Also nochmal zurück und Platz gelassen für einen aufgestickten Wolf. Das sah dann so aus:



Irgendwie schief. Irgendwie unpassend. Und angezogen sowieso greislig, wie man im Süden sagt.

Zu diesem Zeitpunkt war aber ein Socken bereits komplett fertig. Und zwar mit allen Zöpfen, mit allen Mustern:





Wir reden hier locker von ein paar Stunden (ein paar Abenden) Strickarbeit.

Aber: hilft alles nichts, sieht nicht gut aus, überzeugt mich nicht. Muss alles wieder aufgetrennt werden.

Das geht natürlich nicht sofort, dazu muss man sich erst stark genug fühlen, dass man das auch wirklich übers Herz bringt. Also hab ich den Socken erstmal hingelegt und stattdessen ein anderes Projekt begonnen.

Dann aber endlich mutig durchgeschnauft und ALLES wieder aufgetrennt. Das ist natürlich die Hölle, wenn man das Vernähen so ernst nimmt, wie das bei mir der Fall ist. Da werden nämlich nicht nur die empfohlenen paar Zentimeter vernäht, sondern lustig hin und her und kreuz und quer alles vernäht, was so da ist, bis ich auch wirklich sicher bin, das hält bis ins dritte Jahrtausend.

Beim Bündchen kam die neuerdings irgendwie flauschige Regia-Wolle dazu, in schwarz!!, da hab ich am Ende die Schere gepackt und das Bündchen einfach Masche für Masche vom gelben Socken abgeschnipselt.

Dann aber: letzter Versuch.

Meinen Socken hatte ich mittlerweile im KAL vorgestellt und wirklich guten Input bekommen. Das Jacquardmuster, so die einhellige Meinung, sollte ich nicht völlig über Bord werfen. Also hab ich wieder ein bisschen in Büchern geblättert, vor allem in diesem.

Und hatte endlich wieder eine Idee.

Den Wolfskopf hab ich nochmal überarbeitet, oben und unten eine Art Rand eingefügt (der Typ auf dem Bild lebt schließlich in einer Burg beim Sheriff von Nottingham) und endlich, endlich wurden die Socken so, dass es irgendwie passt und ich selbst auch ein gutes Gefühl hatte.

Dann schnell dem Liebsten angezogen und ein Foto gemacht:



Ergebnis nach ein paar Wochen Arbeit:

Designen ist trotz Maschenprobe und Rechnen einfach nicht immer so geradeaus, wie ich mir das in meiner Einfalt und nach Lektüre diverser Designbücher immer so vorstelle.

Das Sockengarn von Kaschka Originale ist eine Superqualität und verträgt das ewige Auftrennen und wieder Verstricken wie der Einser.

Nach dem Stricken ist vor der Anleitung. Englisch ist schon fertig, aber jetzt geht's ans Übersetzen.

Kein Wunder, dass man zwischendurch mal wieder etwas 'Schönes' stricken will. Ohne Probleme und ohne Ärger. Zum Beispiel das hier.

1 Kommentar:

  1. Naja, es ist ja schon ein Unterschied, ob ich ein Paar Socken mit Wolfskopf (sowohl in Strukturmuster als auch in Jacquardmuster) oder ein Tuch in kraus rechts entwerfe*

    Ich finde deine Socken beeindruckend - und ich haette fuer so etwas ja gar keine Geduld oder keine Nerven!

    Allerdings kann ich mir auch nicht erklaeren, warum eine Runde rechte Maschen nicht einer Rueckreihe linker Maschen entspricht.

    *Wahrscheinlich tue ich Frau Behm unrecht, aber bisher haben mich ihre Designs nicht ueberzeugt.

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