Sonntag, 5. September 2021

Kapitel 165 - Analog versus digital

Morgen? Morgen bin ich dran? Habe ich wirklich 'morgen' gesagt in meinem letzten Beitrag? Ich denke schon.

Aber wie meine Schwiegermutter schon immer sagte - und auch ich hier schon mehr als einmal geschrieben habe - "plane nicht im Vorhinaus - es wird nichts draus."


Was ist also passiert?

Eigentlich ganz einfach. Eines Abends spät hat mir ein Blick auf den Internet-Router kein einziges Blinklichtlein angezeigt. Das Umstecken auf eine andere Stromquelle brachte nichts - der Router war komplett hinüber.


Und damit das Internet weg.


Vom Kundendienst der Telekom will ich hier gar nicht reden, jeder kann sich vorstellen, wie es ist, wenn man 15 Leuten quer durch Deutschland nachtelefoniert und kein einziger weiß, was der andere schon veranlasst hat. Allein meine im System gespeicherte Handynummer ist über 20 Jahre alt und wurde schon von mehr als fünf Mitarbeitern geändert, inklusive dem Mann im Telekomshop. Alles umsonst. Wie ein Phoenix aus der Asche taucht immer wieder die alte Nummer auf, auf der mich natürlich niemand erreichen kann.


Aber genug davon. Die Prognose war: Kabel im Boden kaputt (Blitzschlag), der Bautrupp muss kommen und alles reparieren. Geschätzte Dauer der Aktion: 14 Tage.


Kleine Fußnote dazwischen: der schnell verschickte so genannte Funkwürfel, der für Internetzugang in der Zwischenzeit sorgen sollte, hat natürlich nicht funktioniert. Siehe Kundenberater oben.


Nach dem ersten Schock hat man sich also notdürftig damit abfinden müssen. Das ist jetzt 'die' Gelegenheit für das Aufräumen des Kellers, und schließlich - man hat ja noch sein Strickzeug.


Damit werden doch die einsamen Abende zu füllen sein.


Aber, und das war die große Überraschung für mich, das ist gar nicht so einfach.


Wenn man sich freiwillig in eine digitale Pause begibt, so habe ich gemerkt, dann ist das etwas ganz anderes, als wenn man sozusagen vom System gezwungen wird.


Mir war auch gar nicht bewusst zuvor, wie sehr ich von der Inspiration im Internet abhängig bin. Wie mich alle Blogs und Podcasts, die ich verfolge, beeinflussen und sei es nur als Fenster in die große Welt des Strickens.


Denn natürlich ist mir klar, dass Stricken am Ende ein einsames Hobby ist und schon viele Jahrhunderte lang von Menschen alleine zu Hause gepflegt worden ist. Jeder einzelne Maschenstich muss alleine ausgeführt werden.


Aber genau das ist es eben, warum das Internet so besonders gut zu unserem Hobby passt. Dadurch können wir sehen und erleben, dass wir nicht alleine sind.


Wir sehen andere Leute, wir sehen andere Garne, wir sehen Anleitungen, die wir selbst gar nicht gefunden oder gestrickt hätten, weil wir so eingefahren in unseren Mustern und Projekten sind.


Im Ergebnis habe ich in den gut 15 Tagen bis der Bautrupp kam, fast überhaupt nichts gestrickt. Mein Mojo war weg.


Sogar Filme ohne Strickzeug in der Hand kamen vor, normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit. Ich konnte mich gar nicht aufraffen zu stricken.


(Naja, vielleicht hat mich das viele Räumen im Keller auch besonders müde gemacht.)


Aber wie dem auch sei, kaum waren die Helden mit Schaufeln und Messgerät da gewesen, ging es wieder aufwärts.


Sogar das Sockengarn wurde wieder durchgesehen, ob nicht doch wieder ein Film- und Fernsehprojekt locken könnte.


Natürlich hat am Ende ein Blick auf meine Podcast-Liste gezeigt, dass ich gar nicht so viel verpasst habe, wie ich dachte, aber du meine Güte - bin ich froh, dass ich mir alles wieder selbst einteilen kann.


Und einen Pulli habe ich auch neu angeschlagen:


Ein RVO aus Resten in der GumGum-Socken-Methode.


Es geht wieder aufwärts und der Strickherbst kann kommen!

2 Kommentare:

  1. Es geht doch nichts über 5G! Wir haben vor kurzem den Internetanbieter gewechselt. Eigentlich hätte alles reibungslos laufen können, wenn uns der neue Anbieter nicht ein defektes Modem geschickt hätte.
    Und da wir noch teilweise im HomeOffice sind, müssen wir per Internet erreichbar sein. Also mussten die Mobiltelefone als Modem dienen...

    Wie sehr man doch von der digitalen Welt abhängig ist...

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  2. Sehr! Du hast völlig recht. Und vor allem, weil wir ja sonst eigentlich luddites sind und gar keine Smartphones haben ;-)
    Ich bin sehr froh, dass jetzt alles wieder klappt. Ich halte mir die Daumen.

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