Montag, 21. November 2022

Kapitel 176 - Werden und Wachsen

Also - noch vor kurzem wurde hier das Loblied auf den zweiten Socken/Ärmel/Jackenteil gesungen. Das war auch ganz richtig so, aber: das war bevor man sich entschloss, endlich doch kopfüber loszuspringen in unbekanntes Terrain. Etwas versuchen, was man sich zuvor nicht getraut hatte. Etwas völlig Verrücktes machen.  Wovon ist denn nun schon wieder die Rede?

Von der magischen Abkürzung TAAT - two at a time - also zwei Teile gleichzeitig stricken.

Das ist ja nun kalter Kaffee, werden viele Leser und Leserinnen jetzt rufen, zumal was Socken betrifft. Das weiß schließlich jeder. Eh klar. 

Nachdem alle Sockenmethoden einmal durchprobiert waren: Nadelspiel, magic loop, Minirundnadel, zwei Rundstricknadeln - werden bei mir Socken jetzt tatsächlich so gestrickt, wie's im Moment am besten erscheint. GumGum-Socken mit dem Nadelspiel (aufgepasst, Ravelry-Link), Stinos auf zwei Rundstricknadeln und manchmal eben magic loop, wenn man beide Socken gleichzeitig fertig bekommen will, zum Beispiel im aktuellen Weihnachtsstrickgeschäft.

Projekt: Weihnachtssocken, Anleitung: meine eigene (aufgepasst, Ravelry-Link)

Aber wie das so ist, die große Podcast-Welt inspiriert ja nicht nur, was Projekte und Wolle betrifft. Es werden dabei auch immer wieder Methoden vorgestellt, die ein neues Licht auf das eigene Werkeln werfen. Und es fallen immer wieder ein paar gute Tipps ab, die man gerne auch umzusetzen versucht. Diesmal also: TAAT für zwei Ärmel.

Aber - was??? Zwei Ärmel gleichzeitig??? Das geht doch gar nicht!!!

Die Vorteile liegen natürlich klar auf der Hand. Nur einmal Maschen aufnehmen, das leidige Unterarmloch schließen und die Abnahmen verteilen.

Aus unerfindlichen Gründen konnte ich mir das aber einfach nicht vorstellen. Ich konnte, wie es auf Englisch so schön heißt, "meinen Kopf nicht drumherum wickeln". Man hat doch genug zu tun mit dem einen Ärmel - aufpassen, dass keine Masche abhaut, dass die leidigen Löcher beim Übergang verschwinden, dass die Abnahmen im richtigen Abstand erfolgen. Ich war ja richtig froh, als ich diesen Teil des Pulloverstrickens - top down, versteht sich - endlich verstanden hatte.

Dann aber kam das Thema in meinem neuen Lieblingspodcast Piece4Peace Crafting, den ich als neue Zuschauerin gerade von Beginn an nachverfolge, immer wieder vor. Lustigerweise sogar bei einem Pullover-Strickneuling. Na, dachte ich mir, wenn jemand, der bei einer einstelligen Zahl von fertigen Pullovern ist (merke: ich sehe den Podcast von Beginn an, aktuell Episode 5, mittlerweile sind es natürlich schon viel mehr Kleidungsstücke), dann muss ja was dran sein. Also mutig mein aktuelles Projekt als Versuchskaninchen vorgenommen.

Es handelt sich hierbei um ein Weihnachtsgeschenk für meinen werten Mitbewohner, der endlich wieder auf der Liste stand für einen Pullover.

Also, tief Luft geholt, in die Anleitung geblickt und einfach alle Anweisungen mit einer langen Rundstricknadel nacheinander wiederholt. Und siehe da, unglaublich aber wahr - es klappt.

Projekt: Weihnachtspullover, Anleitung: Single Malt (aufgepasst, Ravelry-Link)

Was wieder einmal beweist, dass es sich bei unserem Hobby eben nicht ums Bombenentschärfen handelt. Was soll denn auch groß passieren? Selbst wenn es ein paar Maschen vom Still-Lege-Faden nicht auf die Nadel schaffen, dann nimmt man sie halt später auf. Auch den Markierer für den Rundenbeginn kann man sich sparen, da beginnt ja die magic-loop-Runde, also kaum zu übersehen.

Und was soll ich sagen? Es klappt bestens und ich bin begeistert. Es hilft sogar beim Strickflow, weil man das Strickstück insgesamt nicht mehr so häufig hin- und herwenden muss, sondern in Ruhe erst einmal beide Rundenhälften abstrickt. Ich bin bekehrt!

Der einzige Nachteil, und den habe ich in meiner neuen messianischen Begeisterung wirklich nicht bedacht: ich stricke mit zwei zusammengehaltenen Fäden. Das heißt also für meine TAAT-Ärmel muss ich vier verschiedene Wickel-Bobbel managen. Und Nicht-Superwash-Garn hat ja so eine charmante Tendenz sich ineinander zu verwirren. Tja...

Aber solche Kleinigkeiten halten mich jetzt nicht mehr auf. Das Garn ist super und wie man sieht, fehlt ja nicht mehr viel. (Garn-Empfehlung: Frankenwolle aufgepasst, Ravelry-Link)

Es grüßt ein neuer Strickmensch. Ärmel, ich komme.

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