Samstag, 31. Dezember 2022

Kapitel 177 - der Kommentar zu den Kommentaren

Pünktlich zum neuen Jahr auch von mir noch ein Kommentar. Diesmal aber zu einem etwas anderen Thema.

Aber fangen wir ganz am Anfang an. 2023 soll - so entnehme ich das der Blog- und Podcast-Welt - das Jahr der Wips werden. Der Ufos, der angefangenen Projekte, der gekauften Anleitungen, etc.

Ich weiß nicht, wie oft, aber ich habe es gefühlt 50x gehört und gelesen, dass das Jahr 2023 für die Strickerin und den Stricker anders werden soll.

Weniger Wollkauf, mehr aus dem Stash verstricken.

Weniger Anleitungen kaufen, mehr stricken, was man schon hat.

Viele - am liebsten alle - angefangenen Projekte endlich beenden und tragen oder verschenken.

Das klingt ja doch sehr nach Vorsätzen, die man selbst immer mal wieder fasst und wann eignet sich das besser, als am Ende eines Jahres, wenn es - morgen nämlich schon - ganz anders werden könnte. Wenn ich mich nur endlich dran halte.

So gesehen ist das alles noch gar nicht seltsam.

Für mich war es eigentlich eher amüsant, dass sich diese Idee besonders in diesem Jahr so deutlich über die Blogosphäre ausgebreitet hat.

Hat vielleicht ja auch mit den Zeichen der Zeit zu tun. Es ist gar nicht so schlecht, wenn man mal wieder drüber nachdenkt, was man mit den Sachen anfangen kann, die man schon hat, anstatt sich immer neue anzuschaffen. Das geht ja ganz in Richtung Sparsamkeit und Achtsamkeit und Nachhaltigkeit und sicher einer oder zwei anderen coolen -heit oder -keit. Soweit so gut.

Was ich aber jetzt überhaupt nicht begreifen kann, und damit sind wir endlich beim Thema, wie sich die Leute darüber aufregen können, dass andere genau dies tun.

Da gibt es also mehr als eine sehr freundliche und geschätzte Youtuberin, die dieses Jahresende zum Anlass nimmt, ihre eigenen Woll- und Projektbeutelschätze zu durchwühlen und dies auch noch für uns geneigte Zuschauer aufnimmt und erläutert. Gute Unterhaltung und nebenbei auch noch eine Menge Anregung für uns.

Was ich dann aber nicht verstehe, sind die bisweilen doch sehr bösartigen Kommentare. Ich zitiere hier mal aus der Fülle:

"Wann willst du das alles Mal fertig kriegen es tut mir richtig weh wenn ich sehe wie die schöne Wolle so nutzlos irgendwo in der Ecke liegt"

Na, also da fehlen mir die Worte. Muss man sowas überhaupt schreiben? Kann man sich sowas - wenn es denn sein muss - nicht einfach nur denken? Was soll denn damit bezweckt werden?

Soll damit womöglich die freundliche Youtuberin zu einem Sinneswandel bekehrt werden (den sie ja eigentlich schon vollzogen hat, weil sie uns ja schon ihre unfertigen Werke zeigt)?

Oder will sich damit die Kommentatorin nicht viel eher selbst beglückwünschen, dass sie alles besser auf die Reihe kriegt als wir anderen, die in unserem Hobby manchmal über die Stränge schlagen.

Neee, neee, neee. So geht das nicht!

Da zitiere ich doch mal kurz die immer noch hilfreiche englische Redewendung: If you can't say anything nice, don't say anything at all. Zu deutsch: Wenn du nichts Nettes sagen kannst, dann sag lieber gar nichts.

Genau so ist das bei den Kommentaren, finde ich. Ich habe auch noch nie verstanden, weshalb es das 'Däumchen nach unten' überhaupt gibt. Wer klickt denn das überhaupt an? Wenn mir ein Video nicht gefällt, dann schau ich es doch gar nicht weiter. Fertig, aus die Maus. Ich kann doch nicht über solch seltsames Geklicke die Welt retten. Wie soll denn das gehen?

Stattdessen sollte man mal überlegen, dass sich da jemand die Mühe macht, für mich ein Video aufzunehmen. Setzt sich hin, schaltet die Kamera ein, erzählt mir etwas, schneidet alles, lädt es hoch. Und dann mache ich den fertig in einem knappen Kommentar, ohne mich auch nur mit einem Wort erst einmal freundlich zu bedanken, dass es überhaupt ein Video gibt. Das ich mir ja auch angesehen habe, also meine eigene Unterhaltung hatte, wie es aussieht.

Das ist doch einfach nur unfair, oder?

Womit mir aber nur einmal mehr klar geworden ist, dass auch wir in unseren heilen Strickwelt gar nicht so nett und freundlich sind, wie wir immer denken. Natürlich teilen wir alle das tollste Hobby der Welt, aber bei uns gibt es genauso viele unfreundliche, arrogante und besserwisserische Leute wie überall anders auch.

Wie schade eigentlich!

Daher hier ein freundlicher Neujahrswunsch für uns alle: nächstes Jahr versuchen wir's besser zu machen. Dieses unfertige Projekt - nämlich mich - kriege ich doch hoffentlich wirklich hin! Den Versuch einer Verbesserung doch zumindest!

Und wie viel besser dann alle Begegnungen mit Strickern und Strickerinnen werden würden - noch tollere Wollfeste, noch freundlichere Kundenberatung im Wollladen, noch interessanterer Projekteaustausch. Also auf geht's ins Jahr 2023 - ins Jahr, in dem wir uns alle auch in der Strickwelt ein bisschen netter begegnen.

Einen Guten Rutsch Euch allen!




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