Sonntag, 23. September 2012

Die Vergangenheit ist nicht tot...



...sie ist nicht einmal vergangen. Faulkner in einem Strickblog? Was ist passiert?

Ein fataler Besuch bei Oma und Opa, mehr nicht. Um den beiden Damen eine Freude zu machen, fährt man an einem sonnigen Herbstnachmittag zum Haus seiner Kindheit und wird prompt von dieser eingeholt. Es stellt sich heraus, dass es da noch einen Schrank in einem weniger genutzten Teil des Hauses gab, der mit Kisten und Schachteln vollgestopft war, die man selbst vor vielen Jahren dort deponiert hatte. Oh je.

Es sollte der Nachmittag der Wahrheit werden - mit einem ganzen Kofferraum von ehemaligen Magazinen, Postern und vor allem Briefen fuhren meine Mädels und ich wieder nach Hause und das darauf folgende Wochenende stand also weniger im Zeichen des Sortierens des eigenen Krams, schließlich hat man sich nicht umsonst schon vor einer Weile mit Karen Kingston beschäftigt, nein, stattdessen war Kram dazugekommen, mit dem man selbst (und vor allem der dazugehörige Mann) nicht mehr gerechnet hatte.

Nicht mehr lange, und ich muss mir hier ein Einzeltraining buchen... (keine Angst, die Dame spricht Deutsch!).

Am Anfang macht das Zerreißen ja noch Spaß, 'haptisches Erlebnis der Loslösung' usw., aber kurz darauf fragt man sich, warum man bislang immer so einen großen Bogen um die vielfach angebotenen Papiershredder gemacht hat? Was hat denn das nun wieder tiefenpsychologisch zu bedeuten?

Rein körperlich war ich dann schnell im Zustand einer Gelenkstarre. Warum musste ich auch meine gesamte Korrespondenz seit ca. 1980 inklusive aller Zettel, die man so in der Schullangeweile über die Bänke hin- und herschrieb, aufheben? Keine Ahnung!

Aber dafür weiß ich genau, dass ich nächstes Mal extra früher aufstehe, wenn irgendwo wieder ein Shredder angeboten wird!!!

Für den Stricker im Jahre 2012 kommen die Spätfolgen hinzu: wie soll ich auch nur annähernd meinen heutigen Wollvorrat managen können, wenn ich zu so etwas fähig war bzw. womöglich immer noch bin? Dieses Thema wird mich noch beschäftigen, das fühle ich.

Ein Glück, dass es neben Faulkner auch meine liebe Großmutter gab, die immer sagte: "Selten ein Schaden, wo kein Nutzen dabei ist." Und genau so ist es auch hier.

Ein paar Perlen waren in dem Blättermeer zu finden, allen voran ein Foto in einer Schulchronik, bei der es um Abschlussfahrten nach Rom ging. Bei einer Klosterschule war natürlich auch eine Papstaudienz mit auf dem Programm.


Goldene 80er Jahre. Ob die wussten, dass sie hier kipping machen?

Schließlich aber auch ein Handarbeitsheft, das es meines Wissens gar nicht mehr gibt:




Meine eigene Leidenschaft für das Thema reicht offensichtlich viel weiter zurück, als ich zunächst angenommen hatte. Ist der Preis nicht unfassbar? Leider sind es die Modelle aber auch.

Das Beste kommt wie immer zum Schluss, auch hier ein schon vergessenes Heft, mit einem Fantasiepreis, aber gar nicht so üblen Modellen, wenn man die Schnitte ein wenig ändert.

Überschnittene Schultern sind eben nicht für jeden etwas. Aber was ist, wenn man sie einfach in Ganseys umbenennt?








Diese letzte Jacke finde ich super, vor allem den Zopfmusterstreifen, so eine hätte ich wirklich gerne.
Aber der Ärmelausschnitt? 

Als Januarheft passt diese Verena-Ausgabe sogar wunderbar in die Jahreszeit.

Ihre unfreiwillige Komik bei Abendmode und Partnerlook-Modellen tut natürlich ein Übriges.
Mein Fazit: Das Heft geb' ich nicht wieder her!!!



Man sieht es durch die Mähne nur schlecht, aber es ist ein Lakai, der eine massive Torte trägt, in Lurex!
Ein Geburtstagspullover?


Nicht nur Pulloverkoordination, nein die gesamte Garderobe ist aufeinander abgestimmt und bedeutungsschwanger durch die floralen Motive... Aber ich bin schon still.





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