Freitag, 8. Februar 2013

Was mir aufgefallen ist

Also es ist ja so. Wenn man in den Club der Stricker eintritt, dann trifft man plötzlich die unterschiedlichsten Leute, die einem so vorher gar nicht aufgefallen wären.

Da sind zum einen diejenigen, die immer schon gestrickt haben. Sie sind bewundernswert, weil sie diesem Hobby die Treue gehalten haben durch all diese Jahre, in denen die Erwähnung desselben die absonderlichsten Gesichtsausdrücke hervorgerufen hat. "Was? Du strickst???" - Ungläubiges Staunen, meist gefolgt von dem Kommentar, der nun wirklich den allerlängsten Bart hat und daher nicht mehr auch nur im Entferntesten als originell oder witzig bezeichnet werden kann: "Du bist also eine richtige Strickliesl!!!" Jaja, gut erkannt, beruhigt euch wieder.

Genau diese immerwährenden Stricker aber gehören oftmals auch zur Gruppe derjenigen, die am wenigsten hinzulernen und daher an der 'neuen' Strickwelt, die sich gerade jetzt vor unser aller Augen tummelt, am wenigsten zu tun haben wollen. Sie haben schon immer auf eine bestimmte Art und Weise gestrickt und so ist es auch gut. Alles, was man selbst u.U. in einem Gespräch erwähnen könnte, wird mit "Jaja, das ist nix für mich." abgetan. Dabei rede ich von so unterschiedlichen Dingen wie dem provisorischen Maschenanschlag, der Magic-Loop-Methode und sogar Ravelry.

Schade eigentlich!

Dann gibt es diejenigen, die ich gerne als 
bezeichne. Sie stricken aus denselben Gründen, wie wir alle, nämlich 'kreativ sein', 'selbst etwas herstellen', 'manuell tätig sein' und wahlweise auch 'runterkommen', 'relaxen' oder 'abschalten'.

Nur tun sie das mit einem wirklich sensationellen Budget. Da werden nur die allerfeinsten Garne und die allerexklusivsten Marken verstrickt. Ein Strang für € 35,-? Kein Problem. Handgezupfte, handgesponnene, handgefärbte und handgewickelte Wolle? Her damit, nur keine 'Markenware' (sofern die Marke ein Allerweltsimage hat) und vor allem keine 'Massenware'.

Find ich super. Würde ich auch gerne so machen, aber mein monatliches Wollbudget gibt das nicht so ganz her.

Was ich weniger super finde, ist die Tatsache, dass damit oft ein Überlegenheitsgefühl einhergeht, das sich gerne abfällig über die 'Acrylstricker' äußert. 

Was mir da fehlt, ist ganz einfach die Empathie oder auch nur die Vorstellungskraft, dass es manchmal auch anders gehen muss. Dass man vielleicht auf Wolle allergisch ist. Dass man vielleicht einfach nicht so viel Geld zur Verfügung hat für sein Hobby. Dass man auch etwas strickt, was strapazierfähiger sein soll, als superfeines Merino.

Warum kann man nicht jeden so stricken lassen, wie er will? Das heißt ja noch nicht, dass man keine Tipps weitergeben soll. Wenn jemand im Discounter Wolle gekauft hat und dann feststellt, dass sie im Strick- und Waschtest sehr schlecht abschneidet, also für die Zukunft vom Kauf solcher Wolle abrät, dann ist das doch eine wichtige Information und muss nicht noch mich hämischen Kommentaren bedacht werden ("selbst schuld" - ist dabei ja noch die sanfteste Version).

Diese Überlegenheit gilt aber auch andersherum. 


Das sind dann die Sparer, die Pfennigfuchser, diejenigen, die viel zu viel schottisches Blut haben, als einem Normalsterblichen guttut.

Die können es nicht verstehen, wenn man mehr als das Minimum für sein Hobby ausgibt, die ein Garn schon dann als 'sündteuer' bezeichnen, wenn es mehr als € 2,- pro 50g kostet. Und das bei einer Lauflänge von 200m.

Das sind leider auch diejenigen, die sich nicht zu blöd dafür sind, die Reportage über Tina in Berlin mit E-Mails und Facebook-Einträgen dergestalt zu kommentieren, dass sie Tina Verschwendungssucht und Verrücktheit unterstellen, nur weil sie hat, was wir uns alle wünschen: ein tolles Wollbudget, ein tolles Strickzimmer und jede Menge tolle Garne darin.

Auch hier fehlt ganz klar die Empathie. Kann ich mich nicht einfach mal nur freuen, wenn jemand so glücklich über sein eigenes Hobby ist, wie es in dem Film rüberkommt? Muss ich das kaputtmachen durch ätzende Kommentare?

Schlimmer noch: überschätze ich mich und meine Meinung so dermaßen, dass ich nichts anderes mehr gelten lassen kann?

Nee, nee. Bitte nicht.

Und warum nun dieser ganze Ausbruch meinerseits? Ganz einfach, deshalb:



Mein aktuelles Sockenpaar, gestrickt mit einer langen Rundstricknadeln, und zwar einer solchen:


Also nicht direkt einer solchen, sondern nur Stärke 3mm, aber selbes Markenfabrikat. Es war ein Verzweiflungskauf, weil meine anderen Nadeln alle voller Projekte hingen und ich schnell ein paar einfache Socken für den öffentlichen Nahverkehr anschlagen wollte (musste).

Diese Nadeln sind zwar immer noch überall erhältlich, aber jede Strickerin, die auf sich hält, hat nur noch ihre ererbten Exemplare oder diejenigen aus ihrer Anfangszeit, als sie es noch nicht besser wusste. Sie kauft keine neuen mehr, denn heute sind Nadeln etwas Besonderes. Es gelten nur noch edle Materialien und edle Verbindungsseile. Es herrschen dieselben Hierarchien wie bei den Garnen.

Ich hatte mich angepasst und nach einem unglückseligen Versuch mit den austauschbaren KnitPro (Was soll ich sagen? Die dämliche Schraubverbindung löst sich alle 10 Minuten!) nur noch die festen KnitPro und die Addi-Nadeln gekauft.

Was aber muss ich jetzt feststellen?

Die 100cm-Nadel ist perfekt zum Sockenstricken. Die Nadel ist spitz genug für Zöpfe und Lochmuster, die Seil-Nadel-Verbindung flutscht und die Nadel liegt angenehm in der Hand.

Hiermit gebe ich also meinen Tipp weiter (der im Übrigen auch so in diesem Buch zu lesen ist): diese Nadeln sind günstig und lassen sich großartig handhaben.

Bei mir wird das Maschenbild sogar ein wenig lockerer als bei anderen 3mm Nadeln (ich spreche von Sockenwolle), aber bei Zöpfen ist das ja ganz in Ordnung.

Was will man mehr?

Fußnote: Die Socken sind für die Märchensockengruppe bei Ravelry. Gestrickt aus Drachenwolle in grau/blau/lila. Tolle Farbe, tolle Wolle und auf Grund meiner heutigen Erkenntnis jetzt auch: tolle Nadel!!!

2 Kommentare:

  1. Uuuiii, da hast Du ja einen rechten Rundumschlag geführt! Und Du sprichst mir damit aus dem Herzen! Besser hätte ich es nicht sagen können, danke dafür! Aber auch wenn man sich über sie ärgert, man muss sich ja nicht nach den selbsternannten Strick-Königinnen richten - jeder macht sein Ding so gut er kann und womit er möchte. Unser Hobby ist viel zu schön, als dass man es sich von den Neunmalklugen, die es überall und immer gibt, miesmachen lässt...
    Komm gut in eine strickiges Wochenende,
    liebe Grüße
    Regina

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  2. Recht hast Du! Soll doch jede(r) stricken, wie und mit was sie mag! Ich hab auch kein groesseres Problem mit den Inox - und die KnitPro Wechseldinger kommen mir auch nichts mehr ins Haus!

    Fröhliches Strickwochenende wünscht
    Doro

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